Stärkerer Fachausdruck für/statt 'Verdrängung' betr. Leugnung von Holocaust, Kindesmissbrauch durch die eigene Mutter?

Guten Tag!
Wenn Kindesmissbrauchsskandale durch die Medien geistern, hört man gelegentlich den Hinweis,
dass statistisch ca. 90 (?!) % des Kindesmissbrauchs durch Verwandte geschehe.
Dies wird aber, zum Beispiel betr. Mütter, die ihre eigenen Kinder sexuell missbrauchen, oft tabuisiert
nach dem Motto, „dass nicht sein kann, was nicht sein darf“.
Gibt es einen stärkeren, besseren Fachausdruck als ‚Verdrängung‘,
wenn eine Masse von Menschen derlei nicht wahrhaben will/verdrängt und selbst bei Vorliegen von unwiderlegbaren Beweisen z. B. sexuellen Kindesmissbrauch durch die eigene Mutter leugnet?
Ähnlich sehe ich die Leugnung des Holocausts durch die damals erwachsenen Deutschen, die Leugnung, von der Judenvernichtung gewusst zu haben bzw. die Verdrängung entsprechender eigener Wahrnehmungen und von Informationen darüber: Gibt es dafür einen Fachausdruck?
frdl. Gruß Karl

Kommt darauf hin, wohin es rauslaufen soll, aber ich würde sagen: Verleugnung.

Verleugnung = Ausblendung eines X schon in der Wahrnehmung
Verdrängung = Wahrnehmungsfunktion noch intakt, erst Entstellung des X in der Erinnerung bzw. deren Reproduktion, aber dieses X ist vorhanden, „geistert“ im psychischen Apparat herum und zeigt sich hin und wieder in sog. Freudschen Fehlleistungen an der Oberfläche des Bewusstseins.

Verleugnung = unreifer Abwehrmechanismus, Spaltungsabwehr, schizoid-paranoide Position im Sinne Melanie Kleins
Verdrängung = reiferer Abwehrmechanismus, neurotische Abwehr, depressive Position

Gruß
F

Evtl. käme „negieren“/ " Negierung" in Frage.

https://synonyme.woxikon.de/synonyme/negieren.php
3. Bedeutung: leugnen
bestreiten widerrufen leugnen verneinen zurücknehmen verleugnen negieren zurückweisen dementieren
abstreiten mit nein beantworten von sich weisen als unzutreffend hinstellen als unwahr hinstellen als unrichtig hinstellen als falsch hinstellen Ableugnen ableugnen

Ich glaube, viele haben es aufgrund einer Verleugnung wie von FBH und odo1 beschriebenen Verleugnung tatsächlich nicht gewusst.

Oder es nicht wissen wollen! ramses90

Es nicht gewusst zu haben, ist ja bereit das Ergebnis.

Um etwas gewusst zu haben, muss man es sich ja bewusst machen. Gefragt ist aber die Abwehr, die dazwischen steht, dass es überhaupt dazu kommt.

Frauen als Täterin von sexuellem oder häufiger psychischen Missbrauch ist auch heute noch außerhalb der Vorstellungswelt vieler. Das führt dazu, dass deutliche Merkmale nicht gesehen werden, Erzählungen nicht glauben geschenkt werden und / oder beschönigt werden.

Nimm das Beispiel sexueller Missbrauch durch Lehrerinnen gegenüber Schülern. Wenn der 14-Jährige von der Lehrerin missbraucht wird, wird das von den meisten nicht so gesehen. Er ist Mann oder fast Mann und damit wenn überhaupt Täter, aber sicher nicht Opfer von Missbrauch. Außerdem kommt das Bild Mann als dauerwilliges Subjekt hinzu.

Um etwas gewusst zu haben, muss ich das, was ich wahrnehme, erst einmal als kritisch wahrnehmen.

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Vielleicht sollte man an der Stelle aber darauf hinweisen, dass der Begriff Verleugnung in der Psychoanalyse (wie du ihn hier verwendest), anders besetzt ist, als er im Alltag verwendet wird.

Dort meint Verleugnung ja das bewusste Negieren eines Umstandes nach außen, den ich als solchen für mich anerkannt habe. Das ist ja im entscheidenden Punkt etwas ganz anderes als Verleugnen im psychoanalytischen Sinne.

Allerdings ist beides im Fall von (sexuellem, psychischen, physischen) Missbrauch durch Frauen gegenüber Kindern möglich. Wobei Verleugnen im psychoanalytischen Sinne wohl das größere Problem sein dürfte. Das betrifft ja sogar die Opfer selbst.

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Berechtigter Hinweis.
Ich hielt den für unnötig, weil ja explizit nach einem Fachbegriff gefragt wurde.

Gruß
F.

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