Hallo Ihr Streithähne und -hühner ;-D,
Also, bei der Diskussion unten kamen mir ein paar Gedanken, die überall ein bisschen passten, ich hoffe, Marion verzeiht es mir, wenn ich hier einen neuen Thread anfange, ich hätte aber sowieso mehr Lust in eine neue Richtung zu diskutieren, neue Ideen und Argumente, Inspiration will ich sehen:wink:… also:
Meine Hauptthesen gleich zu Beginn:
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Der Druck auf den Einzelnen wird größer.
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Gesellschaftliche Probleme werden individualisiert: sei es Kindergartenbetreuung oder Arbeitslosigkeit. Betroffen sind alle. Verantwortlich macht sich jeder selbst oder den Gegenüber, nicht aber die politischen und gesellschaftlichen Realitäten, unter denen Mann und Frau zu leiden haben.
Wieso fühlen sich einige Männer so gestresst durch die Konkurrenz der Frauen, bzw. die Emanzipation?
Ich glaube, dass ganz allgemein die gesellschaftliche Realitäten immer „stressiger“ werden und es einige Veränderungen gibt, die nicht durch die Emanzipation verursacht wurden, aber gravierende(ere) Auswirkungen auf unser aller Leben und Arbeiten haben: Konkurrenz-Denken, Leistungswille, Mobilität, Flexibilität, „Ich-Aktie“, Turboarbeitsmarkt sind nur ein paar Begriffe, die ich nennen möchte.
Neuste Untersuchungen zeigen, dass auf der einen Seite Stress und Überforderung zugenommen haben, andererseits viele Arbeitnehmer unterfordert und unmotiviert sind.
Zitat—
Die untersuchten Wahrnehmungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zeigen, dass die Stressbelastungen von 14% 1960 auf
über 25% 1995 gestiegen sind und dass zu wenig Zeit als Mangel von fast 35% der Arbeitnehmer empfunden wird. Im Gegenzug stieg
zwischen den sechziger Jahren und 1997 die Zahl derer, die sich
unterfordert fühlen. 35 Prozent wollen mehr Verantwortung übernehmen, 26 Prozent werden nicht genug gefordert und 17 Prozent werden nicht entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt.
Individuelle Überforderungsrisiken würden durch herrschende Trends wie die weiter steigende Kundenorientierung und Flexibilitätserwartungen noch verstärkt[…]. So bringe die Tertiarisierung in der Industrie längere Präsenzzeiten und Bereitschaftsdienste mit sich und erfordere umfassendere Qualifikationen.
Zudem machten sich Unternehmen, ihre Subeinheiten und die
Wirtschaft insgesamt in zunehmenden Maße vom „Funktionieren“
Einzelner abhängig, die - auch vor dem Hintergrund länger werdender Lebensarbeitszeiten - systematisch überfordert würden.
Zitat Ende----
aus:
http://www.bilanzierung-arbeitsgestaltung.de/index.p…
Ich könnte noch mehr Untersuchungen auftreiben, die alle im großen und ganzen eines hervorheben:
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Die neue Arbeitswelt fordert [zumindest ideologisch, aber oft auch de facto] Mobilität und Flexibilität. 67 Prozent dieser mobilen Arbeitnehmer fühlen sich übermässig gestresst. =>„Geborgenheit“ und eine Ort der „Ruhe“ wäre m.E. umso wichtiger, fällt aber auch aus pragmatischen Gründen oft weg. Oft genug Frau/Mann arbeiten in getrennten Städten, oft genug müssen beide sich hart behaupten in der Arbeitswelt.
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Untersuchungen zeigen auch, dass gerade die gut ausgebildeten Arbeitnehmer eine reale Arbeitszeit von im Durchschnitt ca. 48 Stunden und mehr haben.
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Die Arbeitswelt ist zunehmend von Arbeiten bestimmt, die körperliche Ungleichheiten nivellieren, die sog. „Wissensgesellschaft“ braucht „Humankapital“, um zu funktionieren, nicht mehr den Mann an der Werkbank. Das ist zumindest die neue „Ideologie“. Geld verdient wird mit anderen Dingen.
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Die Individualisierung macht auch vor dem Privatleben nicht halt. Alte Strukturen, wie die Familie wurden hinterfragt, ideologisch als patriarchal diffamiert und funktionieren de facto nur noch selten ( jede dritte Ehe wird geschieden, meistens reicht die Frau die Scheidung ein).
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Gleichzeitig werden sog. „SoftSkills“, angeblich vor allem Eigenschaften, die Frauen haben, zunehmend im Arbeitsleben gefordert: Teamfähigkeit, „emotionale Intelligenz“ etc…
Ich höre hier erstmal auf, weil es eh schon so lang geworden ist und bin gespannt, ob ihr meinen Beobachtungen folgt, oder andere Meinungen habt.
Alles in allem meine ich, dass in der Diskussion viele gesellschaftliche Umbrüche monokausal auf die Emanzipation abgeschoben werden- was eine falsche Einschätzung ist.
Grüssle,
barbara