Statik erstellen?

Liebe/-r Experte/-in,

ein Mitbewohner(Eigentümer) der direkt über mir wohnt, bezieht schon über mehrere Jahre hinweg monatlich 3 - 4 große Kartons an Bücher.

Meine Frage wäre nun: Hält dieses Gewicht dieser großen Mengen an Bücher überhaupt stand, oder ist es möglich, dass die Betondecke unter dieser schweren Last irgendwann einmal einbrechen kann?

Was kann ich genau tun, um dies herauszufinden?

Ich selbst möchte aber auch keinen Statiker damit beauftragen, der mich dann letztendlich eine Menge Geld kosten wird.

Denn schließlich ist es der andere Mitbewohner, der mich der Gefahr es Einsturzes tagtäglich aussetzt.

Und wie kann ich am Besten dagegen vorgehen, dass er weiterhin seine Bücher nicht mehr in seiner Wohnung deponiert?

Denn ich habe wirklich sehr große Angst, dass die Betondecke bald nicht mehr dem Gewicht der Bücher standhält und einstürzt.

Vielen Dank für Ihre Information(en).

Sehr geehrter Drabbi,

Stahlbetondecken sind sehr leistungsfähig. Sie werden im Wohnungsbau für eine Verkehrslast von mindestens 150kg /qm Grundfläche bemessen. Wiegen Sie mal 150 kg Bücher ab, und verteilen Sie sie auf 1 qm. Dann haben Sie ein Gefühl dafür. Machen Sie ein Photo davon, für die nächste Eigentümerversammlung.

Bevor Stahlbetondecken einstürzen zeigen sich Risse! Ist Ihr Haus ein normales gemauertes Wohnhaus? Es gibt besondere Fälle, in denen auch unangekündigtes Versagen auftreten kann, was aber im Wohnungsbau ungewöhnlich wäre.
Für den Fall, dass Ihr Decke Risse bekommt, könnten Sie als ErsteHilfeMaßnahme eine Holzstütze (12cm dick) unterstellen. Und dann einen Gutachter beauftragen. Wenn Sie echte Angst haben und sicher sind im Recht zu sein, dann werden Sie die Gutachterkosten auch auslegen können. Wenn Sie nur einfach Ihren Nachbarn bevormunden wollen (in Eigentümergemeinschaften gibt es die dollsten Sachen), dann sollte Ihnen der Spass auch etwas wert sein.
viele Grüße
OvE

Hallo,

ich bin leider kein Statiker im Baubereich, ich würde mir da aber keine Soregn machen, wenn er die Bücher nicht im ganzen Raum eng an eng bis zur Decke stapelt und das Haus nicht ganz alt und brüchig ist. Ca. 100gk je m² sollte wohl kein Problem sein - stell dir vor, du hast eine Stehparty bei dir zuhause, wo die personen eng an eng stehen - da macht man sich auch keine Sorgen …

Gruß Friesenduffy

Hallo drabbi,

nach Deutschem Standart muß eine Geschoßdecke für Wohngebäude mindestens 250kg/m² Verkehrslasten widerstehen. Dazu kommen Ihre ungenauen Angaben zu den
Bücherlasten/Mengen sowie Größe der Wohnung sowie die
Lagerung der Buchlasten - wieviel davon wir direkt in die Decken abgeleitet oder in die Wände.
Im Zweifelsfall müssen Sie exakte Angaben erheben oder einen Statiker vor Ort beauftragen oder im Zweifelsfall ausziehen.
Desweiteren wären Angaben zu der Deckenkonstruktion wichtig - ansonsten muß man die Mindestlasten unterstellen.

Hallo Drabbi,

ja da können schon Lasten zusammen kommen.
Ob das die Decke aushält kann man aber ohne Berechnungen nicht sagen. Für Bibliotheken und Archive gibt es extra hohe Bemmessungswerte. Privatwohnungen sind sicher nicht dafür ausgelegt bis unter das Dach mit Büchern vollgestopft zu werden.

Du schreibst, es ist eine Betondecke. Demzufolge ist es wahrscheinlich kein Vorkriegsgebäude.

Betondecken haben den Vorteil, das sie sich bei Überlastung erst stark verformen, also durchbiegen. Sollte es also kritisch werden, dann hast Du noch genügend Zeit die Wohnung zu verlassen.

Um herauszufinden wie kritisch es ist, könntest Du die derzeitige Durchbiegung messen. Ein weiteres Indiz sind sichtbare Risse an der Deckenunterseite. Auch spürbare Schwingungen wenn der Mitbewohner über Dir auf der Decke läuft deuten auf Überlastung hin. Dann einfach mal zum Bauamt, und das Problem schildern. Die haben dann Möglichkeiten, um den Eigentümer zu „Überzeugen“.

Ein Gespräch mit dem Mitbewohner ist nicht möglich?

Wenn es sich um Eigentumswohnungen handelt, welche nicht so alt sind, sollte es ja noch die original Statik geben.
Einfach mal an den Makler, oder Bauherren herantreten.
Da kann man dann schauen, welches Gewicht die Decken maximal aushalten sollten.

Viele Grüße

Die Belastungsgrenze bei einer Wohnungsdecke aus Beton beträgt bei neueren Bauten 150-200 Kg/m3. Der normale Sicherheitsfaktor ist dabei etwa 2-4. Die eigentliche Belastungsgrenze liegt also bei etwa 400kg/m2. Die Bereiche der Decke den tragenden Wänden entlang sind sowieso viel stärker belastbar (bis 500kg/m2 ohne Sicherheitsfaktor). In kleineren Räumen tragen die unten liegenden Umfassungswände viel mit.

Das Gewicht von Papier ist erstaunliche 800kg/m3. Ich habe darauf hin ein Buch gewogen und bin hochgerechnet bei 750kg/m3 gelandet. Berücksichtigt man die Luft zwischen den Büchern, auch wenn man sie sehr präzise stapelt, dann dürfte man bei zirka zwei Dritteln sein. d.h. bei 500kg/m3. Dann benötigt man selbst bei exzessivem Stapeln ein paar Korridore zwischen den Büchern im Raum, somit kann man den Boden höchstens mit 250kg/m3 belasten.

Berücksichtigt man also Büchergewicht und Belastungsgrenze, so tritt also ab einer Stapelhöhe von 1.60m (etwa Augenhöhe bei einem durchschnittlichen Mitteleuropäer) der Fall einer Grenzbelastung ein. Dann muss aber der Raum wirklich voller Bücher sein. Bei einem normalen Wohnraum von etwa 30m2 wären das etwa 10’000 Bücher. In einen normalen Umzugskarton gehen vielleicht 30-40 Bücher, dann kann er 7 Jahre lang Kartons in sein Wohnzimmer stellen. Nutzt er auch noch andere Räume seiner vielleicht 90m2 grossen Wohnung aus, dann reichen 20 Jahre Bücherschleppen nicht, um die Decke zu gefährden. Er hat dann etwa 30’000 Bücher.

Und selbst wenn er durch aberwitziges, vollständiges Füllen eines Raumes mit Büchern (Raumhöhe 2.50: 2.50m x 500Kg/m3= 1250kg/m2 > 400kg/m2) die Decke über die Höchstbelastung strapaziert, wird die Decke nicht plötzlich brechen, sondern durch gut sichtbare Risse vor einem endgültigen Bruch warnen. Dieser Fall würde aber nur in einem grösseren Raum (Spannweiten über 3m) eintreten, wenn die Bücher raumhoch ohne Lücken von hinten nach vorne dicht gestapelt werden. Der Raum und die Bücher wären dann nicht mehr zugänglich.

Die Gefahr eines Einsturzes ist also äusserst gering. Ein Verkehrsunfall ist einiges wahrscheinlicher.