Staub frisst sich in verzinkte Oberfläche

_in einem Serversafe hat heute die Gaslöschanlage ausgelöst. Anschließend fand sich auf allen Oberflächen im Safe ein feiner weisser Staub. Auf Kunststoff- und lackierten Metalloberflächen als feine Punkte (http://schorsch.de/temp/staub3.jpg), auf allen verzinkten Oberflächen hingegen teilweise massiert, ähnlich aussehend wie Nitrat- oder Schwefelblüte auf Mauerwerk (http://schorsch.de/temp/staub1.jpg, http://schorsch.de/temp/staub2.jpg).

Wo der Staub punktweise auftritt, lässt er sich relativ leicht wegwischen, er verschmiert dabei ein bisschen. In den verzinkten Oberflächen hat er sich hingegen richtig festgefressen. Nur 20 min. nach Auslösung der Löschanlage hat er sich mit dem Daumen nur noch schwer und nicht vollständig abreiben lassen.

Feiner weisser Staub und auslösende Löschanlage - da liegt der Gedanke nahe, dass es sich beim Staub um Asche handeln könne. Ich vermute aber, dass dies ein Fehlschluss wäre. Zum einen liegt kein feststellbares Störereignis bei irgendeinem der Server oder Switches im Safe vor. Zum zweiten gab es ein ähnliches Ereignis schon einmal, als der Safe, ausser mit der Klimaanlage, noch nicht bestückt und die Löschanlage noch nicht in Betrieb war. Damals allerdings weitaus undramatischer, so das ich das Auftreten des Staubes als Folge von Bauarbeiten rund um den Safe gedeutet habe.

Ausserdem wird die Löschanlage nicht durch Überhitzung (die auch von keinem der überwachten Sensoren gemeldet wurde) ausgelöst, sondern durch einen Rauchdetektor, und da liegt die Vermutung nahe, dass ein plötzliches Auftreten des Staubes die Löschanlage ausgelöst hat.

Ich vermute, dass irgendein Bauteil der Klimaanlage, vielleicht eine Gummidichtung o. ä., sich auflöst und die Überreste dieses Prozesses in den Schrank geblasen werden. Aber was könnte das für ein Stoff sein, der derart aggresiv mit verzinkten Oberflächen reagiert, nicht aber mit Kunststoff oder mit lackierten Metalloberflächen?

Wobei zu beachten ist, dass durch die Auslösung der Löschanlage bzw. durch die Verdampfung des Stickgases die Temperatur im Safe kurzfristig stark gesunken sein und sich so auf allen Metalloberflächen Kondensfeuchtigkeit gebildet haben dürfte. Möglicherweise spielt die Verzinkung also keine oder nur eine unbedeutende Rolle bei der Reaktion, sondern ist diese hauptsächlich auf die Feuchtigkeit zurückzuführen.

Ferner mag bemerkenswert sein, dass ich seit der Untersuchung des Vorfalls einen unagenehmen metallischen Geschmack im Mund- und Rachenraum verspüre. Das mag aber zufällig oder auf das Einatmen des Löschgases zurückzuführen sein.

Gruß und Danke für Hinweise_

Hallo Fragewurm,

Ich vermute, dass irgendein Bauteil der Klimaanlage, vielleicht eine Gummidichtung

;o. ä., sich auflöst und die Überreste dieses Prozesses in den Schrank geblasen

werden. Aber was könnte das für ein Stoff sein, der derart aggresiv mit verzinkten
Oberflächen reagiert, nicht aber mit Kunststoff oder mit lackierten Metalloberflächen?

Kunststoffe und Lacke werden hauptsächlich von Lösemitteln angegriffen, nicht von Wasser. Säuren und Lagen haben auf Kunststoffe keinen so grossen Einfluss.

Wobei zu beachten ist, dass durch die Auslösung der
Löschanlage bzw. durch die Verdampfung des Stickgases die
Temperatur im Safe kurzfristig stark gesunken sein und sich so
auf allen Metalloberflächen Kondensfeuchtigkeit gebildet haben
dürfte. Möglicherweise spielt die Verzinkung also keine oder
nur eine unbedeutende Rolle bei der Reaktion, sondern ist
diese hauptsächlich auf die Feuchtigkeit zurückzuführen.

Hier liegt wohl der Knackpunkt.

Du hast den Staub, das Wasser und das Zink!

Du weist wieso man Teile verzink?
Wenn da ein Kratzer ist, welcher das Eisen frei legt und Wasser dazu kommt, entsteht eine Eisen-Zink Batterie. Damit kommt dann ein Galvanischer Prozess in Ganz, welcher Zink abträgt und auf dem Eisen abscheidet. Der Kratzer heilt also wieder zu.

Die andere Möglichkeit wäre, dass das Pulver zusammen mit Wasser sauer oder alkalisch wird,

Die grosse Frage ist also, was ist das für ein Pulver?

An eine sich auflösende Dichtung glaube ich nicht, da wird was von der Klimaanlage angesaugt und kommt durch die Filter.
Was sind da für Gewerbe in der Umgebung, bzw, was fabriziert ihr selbst an Stäuben und Abrieben?

Irgendwie geistert mit dauernd Titandioxyd im Kopf rum, das wird überwiegend als Pigment in weisser Farbe verwendet.

MfG Peter(TOO)

Peter hat genau in die richtige Richtung gewiesen. Mir bleibt nur ergänzend anzumerken:

_Vorweg-Frage: Was für eine Art von Safe ist der betroffene „Serversafe“ - ein irgendwie elektronisch mit Licht-Sensor überwachter Wandtresor (z.b. mit einer Art „Rauchmelder“ versehen)? - Der Wortteil „Server-safe“ deutet an, das es sich um einen „Haupt“-Safe handelt, der noch Anderes aktiviert, wenn bei ihm der Alarm losgeht._Wenn dem so ist, „welche Art von Gas-Löschaktionen“ wurden dann ausgelöst und was für Materialien wurden dann mit dem bzw. den Löschmittel(n) (welchen?) besprüht?

Hauptfrage: um was für Löschmittel handelte es sich konkret, welche(s) von der Gaslöschanlage nach dem Auslösen im Safe versprüht bzw. als „Server“ auch anderswo ausgebracht wurde? Bitte den konkreten Namen des Gases und Namen der evtl. noch anderweitig ausgebrachten Löschmittel mitteilen, besser noch die chem. Bezeichnung - z.B. Argon, Stickstoff oder was? - Oder wurde kein Gas, sondern eine Art Sprühschaum ausgestoßen?  Du musst den Stoff chemisch benennen können, damit ich helfen kann, das Teufels-Zink-Salz, was sich beim Löschvorgang auf den verzinkten Oberflächen gebildet hat, evtl. zu bestimmen und über den Belzebub nachzudenken, der den Teufel dann evtl. wieder austreiben kann.
Aber wahrscheinlich können Dir höchstens die Leute helfen, die Dein(e) Löschmittel hergestellt haben. Die sollten wohl am besten wissen, wie und wie weit der Lösch-Schaden nachträglich minimiert werden kann.
Denn mit unseren „Bordmitteln“ wird es nicht so einfach zu machen sein, wie es in Goethes Gedicht „Der Zauberlerling“ ging, wo der Meister nur beschwörend sagt: „In die Ecke Besen, sei’s gewesen“ - und alles ist wieder „auf Anfang“.
Nein, so einfach geht das nicht. Denn soweit nicht nur oberflächlich aufliegendes und leicht wegzupustendes Pulver vorhanden ist, haben sich chemische Reaktionen ereignet, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Höchstens kann man die entstandenen Produkte nochmals umwandeln, evtl. nur unter Zufuhr von Energie, was erneutes abfackeln bedeuten würde und am Ende kommst Du vom Regen in die Traufe.
Frage doch 'mal bei den Gas-Lösch-Leuten nach.
MfG
Wevukanix

Hallo Peter,

Vielen Dank für deine Antwort!

Was sind da für Gewerbe in der Umgebung, bzw, was fabriziert
ihr selbst an Stäuben und Abrieben?

Zunächst hätte ich eine derartige Kontamination von aussen ausgeschlossen, denn der Staub ist innerhalb kurzer Zeit in grosser Menge in den Server eingetreten, und bei einer Kontamination von aussen würde man vermuten, dass der Staub sich kontinuierlich ansammelt. Es ist aber natürlich denkbar, dass der Staub sich in den Filtern der Klimaanlage ganz gemütlich angesammelt hat und dann schlagartig freigesetzt wurde.

Ich hatte gestern eine Wartungsaufgabe im Safe durchgeführt, war dann kurz in mein Büro gegangen, um die Ergebnisse zu überprüfen, und als ich an den Safe zurück kam, um die Wartung abzuschließen, hatte die Löschanlage ausgelöst und waren die Staubblüten entstanden. Das erste Öffnen der Safetüren nach vielen Wochen geschlossenen Zustands mag den Auslöser einer Freisetzung gegeben haben.

In der Umgebung käme eigentlich nur ein Werk als Staubproduzent in Frage, und dieses Werk produziert aus Erdgas CO2, Stickoxide und viel, viel Wärmeenergie - ein Gaskraftwerk. Das scheint als Quelle zunächst eher unwahrscheinlich - bis man (ich) sich dran erinnert, dass bei der Rauchgasentstickung unter Beigabe von Calcium CaCO3 produziert wird, welches an anderer Stelle in der Produktion genutzt wird.

Wenn es sich bei diesem Staub im Safe tatsächlich um Kreide handelt, sollte unser Labor das leicht feststellen können. Die muss ich gleich mal drauf ansetzen.

Nochmals vielen Dank.

Keine Kreide

Wenn es sich bei diesem Staub im Safe tatsächlich um Kreide
handelt, sollte unser Labor das leicht feststellen können.

Nö, war doch keine Kreide. Schade, war eine schöne handliche Theorie.

Unser Brandschutzinspektor vermutet, dass das Pulver sich erst durch Auslösung der Löschanlage gebildet haben könnte, aber zumindest laut Spezifikation des Löschmittels Novec 1230 hinterlässt diese keines Rückstände an empfindlicher Ausrüstung (ob so ein Löschmittel tatsächlich selektiv zwischen ‚empfindlicher‘ Ausrüstung und unempfindlichen Zinkblechen unterscheiden kann?).

Gruß

Löschmittel

Hauptfrage: um was für Löschmittel handelte es sich konkret,
welche(s) von der Gaslöschanlage nach dem Auslösen im Safe
versprüht bzw. als „Server“ auch anderswo ausgebracht wurde?

Um Novec 1230. Und das soll laut Spezifikation rückstandsfrei löschen. Auch hatte die Löschanlage vor einiger Zeit schon einmal ausgelöst (das Löschmittel war erst vor einem Monat neu aufgefüllt bzw. die Flasche ausgetauscht worden), ohne dass anschließend solche Rückstände zu sehen gewesen wären.

Ich habe den Lieferanten der Löschanlage aber mal angeschrieben, ob er sich solche Rückstände als Folge der Löschung erklären kann. Und ich geh mir gleich noch mal die ausgetauschte Löschmittelflasche ansehen - nicht dass beim Austausch ein anderes Löschmittel reingekommen ist…

Auch dir Vielen Dank für deine Anregungen.

pyrotechnischer Treibsatz
Neben dem Löschmittel kommt wohl auch noch der Treibsatz in Frage, da das Löschmittel über eine pyrotechnische Zündeinrichtung aus der Flasche herausgeschossen wird.

Ich kann mich erinnern, ein Datenblatt zum Treibsatz in der Hand gehabt zu haben, finde dieses aber nicht mehr. Da muss ich wohl warten, bis der Hersteller sich rückmeldet.

Gruß

Hallo,

Die Beschreibung lässt mich vermuten, dass eine chemische Reaktion unmittelbar mit dem Zink stattgefunden hat. Zink kann nicht nur mit Säuren, sondern auch mit Alkalien reagieren:http://de.wikipedia.org/wiki/Zink#Chemische_Eigensch…

Vielleicht ist etwas in dieser Richtung abgelaufen; das erschwerte Abwischen und die verbleibenden Rauhstellen wären ein Hinweis dafür.

LG

Silberloewe99

Moin,

Um Novec 1230. Und das soll laut Spezifikation rückstandsfrei
löschen.

das ist aber lautDatenblatt eine Flüssigkeit und kein Feststoff.

Gandalf