Die rasante Entwicklung dieses Haufens
junger Sterne und Schwarzer Löcher beeinflußt sich gegenseitig
auf astronomisch gesehen engstem Raum. Gibt es eine bessere
Chance, da auf Leben zu stoßen?
Ich würde zwei Dinge dagegen halten:
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Die Entstehung des Lebens braucht Zeit. Deshalb würde ich nicht unbedingt in jungen Systemen danach suchen.
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Leben benötigt halbwegs stabile Umweltbedingungen. Deshalb würde ich es nicht in Regionen suchen, in denen es häufig zu Supernovae kommt.
Man kann natürlich nicht ausschließen, daß es Lebensformen gibt, für die das Gegenteil gilt, aber die würden sich dann vermutlich so sehr vom irdischen Leben unterscheiden, daß wir sie gar nicht als Lebewesen erkennen. Auch in diesem Fall wäre die Suche nicht besonders erfolgversprechend.
Oder sind da eher Einzelsterne
mit langer Entwicklungsdauer und nachweisbarem Planetensystem
eher die Kandidaten?
Wenn wir uns am irdische Leben sowie aktuellen Untersuchungen zur Dynamik der Lebenszonen in Planetensystemen orientieren, dann dürfte die größte Erfolgswahrscheinlichkeit bei Sternen mit einem Alter von ein bis zwei Milliarden Jahren liegen. Viel jünger dürfen sie nicht sein, weil das Leben eine gewissen Zeit braucht, um über interstellare Distanzen erkannt zu werden. Bei der Erde lag der früheste Zeitpunkt 1,7 Milliarden Jahre nach ihrer Entstehung (Sauerstoffkatastrophe).
Das System darf auch nicht zu alt sein, weil die Lebenszonen mit der Zeit immer schmaler werden und irgendwann verschwinden. Das liegt daran, daß die Strahlungsleistung von Hauptreihensternen steigt (und damit die innere Grenze der Lebenszone nach außen wandert) und die geologische Aktivität der Planeten nachläßt (wodurch die äußere Grenze der Lebenszone nach innen wandert). Die Lebenszone der Erde wird dies vorraussichtlich in einer Milliarden Jahren verschwinden. Der Mars hat seine Lebenszone bereits vor einigen Milliarde Jahren verlassen.
Das Verschwinden der Lebenszonen wird zudem von der Masse des Sterns beeinflußt. Je schwerer der Stern ist, um so schneller wird das System unbewohnbar. Eine Untergrenze für die Größe des Sterns kann man bislang noch nicht angeben. Bei roten Zwergsternen würde die Lebenszone zwar so sicht am Stern liegen, daß der Planet ihn gebundener Rotation umkreisen würde, aber in entsprechenden Modellrechnungen wurde nachgewiesen, daß der Wärmeaustausch bei hinreichend dichter Atmosphäre groß genug sein kann, um ein Ausfrieren auf der Nachtseite und ein Entweichen auf der Tagseite zu verhindern. Und wenn sich aktuelle Berichte über Photosysthese in der thermischen Strahlung schwarzer Raucher bestätigen sollten, wäre sogar Leben um braune Zwergsterne denkbar.
Überraschenderweise wäre auch Leben in Mehrfachsystemen denkbar. Die Annahme, daß Planetenbahnen in solchen Systemen mit großer Wahrscheinlichkeit instabil werden, hat sich in entsprechenden Modellrechnungen nicht bestätigt. Bei einem Doppelsten muß die Bahn des Planeten nur einen maximalen Radiues haben, der deutlich kleiner als der minimale Abstand der Sterne ist, um langfristig stabil zu bleiben. Auch Drei- und Vierfachsysteme mit stabilen Planeten sind denkbar, obwohl die Einschränkungen hier restriktiver sind.
Um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: Wo würde ich suchen?
Ich würde bei Sternen mit maximal Sonnenmasse suchen, die in einer möglichst langweiligen Region der Milchstraße liegen. Es sollten also nicht allzu viele Sterne in der Nähe sein, um die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, daß Planetenbahnen durch nahe Vorbeiflüge von Sternen destablisiert wurden. Es sollten keine Sternenentstehungsregionen und vor allem keine Supernovareste in der Nähe sein, um auszuschließen, daß eventuell vorhandenes Leben geröstet wurde. Der Stern sollte alt genug sein, um die Entstehung von Leben zu ermöglichen. Er sollte Möglichkeit keine Riesenplaneten in der Nähe der Lebenszone besitzen, weil ein solcher Riese sich nur im großen Abstand zum Stern bilden kann und auf seinem Weg nach innen alle bewohnbaren Planeten aus der Bahn kegeln würde. Ein Riesenplanet innerhaln der Lebenszone käme jedoch als Kandidat in Frage, weil auf seinen Monden Leben möglich ist.
Und was würde ich suchen?
Alles was ich ohne Leben nicht erwarten würde. Insbesondere chemische Atmopshären-Zusammensetzungen fernab vom Gleichgewichtszustand, die nicht abiotisch erklärt werden können. Ein außerirdischer Astronom, der ein hinreichend großes Teleskop auf die Erde richtet, um die Zusammensetzung unserer Atmopshäre anhand ihres Spektrums bestimmen zu können, würde beispielsweise einen Sauerstoffanteil entdecken, der über 40 mal so hoch ist, wie die Gleichgewichtskonzentration, die man ohne Leben erwarten würde. Es muß aber nicht unbedingt Sauerstoff sein. Wenn ich in der Atmosphäre beispielsweise einen signifikant erhöhten Chlorgehalt entdecken würde, dann würde ich das auch als starkes Indiz für die Existenz von Leben werten, solange keine abiotische Quelle für elementares Chlor bekannt ist.