Steuerberater, Bilanzbuchhalter oder Wirtschaftsprüfer

Moin,

ich habe vor drei Jahren mein Studium zum Diplom-Betriebswirt FH abgeschlossen, Schwerpunkt Rechnungswesen und Controlling, abgeschlossen. Seitdem war ich aber mehr im Bereich Public Relations eingesetzt.

Nun möchte ich mich wieder mehr Richtung Schwerpunkt orientieren. Allerdings habe ich keine Ahnung, was ein sinnvoller Aus- und Weiterbildungsaufbau wäre.

Ich hätte zum Beispiel die Möglichkeit nach zwei Jahren Praxis Steuerberater zu werden. Möglich wären auch Bilanzbuchhalter bzw. u.U. auch Wirtschaftsprüfer.

Was wäre am sinnvollsten? Wo gibt es die meisten Chancen, die besten Verdienstmöglichkeiten usw.? Habe ich vielleicht irgendetwas komplett übersehen?

Danke für jede Antwort

Servus,

die besten Verdienstmöglichkeiten gibt es unter den drei genannten für Wirtschaftsprüfer. Man kann allerdings weder die Prüfung noch die dann folgende Tätigkeit irgendwie nebenher machen; es gibt genug Kandidaten, die bereits die Zeit der für die Zulassung zur Prüfung nötigen Berufspraxis im Zustand einer ausgepressten Zitrone vorzeitig abbrechen (nennt man heutzutags wohl Burnhaut oder so ähnlich).

In der Buchhaltung beim industriell organisierten Rechnungswesen ist der BiBu das Mindeste, was man braucht, wenn man über stures Belegklopfen hinaus kommen will; als Ergänzung zum Betriebswirt (FH) ist er sicher nicht verkehrt, sozusagen als Nachweis dafür, dass einer nicht bloß Babbeln, sondern auch Buchen kann.

Der StB wieder eine ganz andere Kiste: Da spielt Bilanzierung/Bewertung schon auch eine Rolle, aber im Mittelpunkt steht Steuerrecht; das kann man lieben oder hassen, aber wohl kaum etwas dazwischen. Hier übrigens auch eine keineswegs harmlose Prüfung, von der manche glauben, sie sei den Anforderungen der Tätigkeit, zu der sie berechtigt, nicht angemessen und diene eher dazu, den Markt zu regulieren, indem die Zahl der StB niedrig gehalten wird.

Was wäre am sinnvollsten?

Sinnvoll ist das, was Dich persönlich am meisten interessiert - etwas, was man bloß wegen des Gehaltes macht, kann man auch in einer eher einfach gestrickten Position meistens nicht auf Dauer gut machen.

Wenn Du z.B. gerne mit Access und Excel spielst, wirst Du das als WP, StB, BiBu kaum beruflich verwerten können, aber als Controller wirst Du ziemlich darauf angewiesen sein - ERP hin oder her.

Wenn Dich an der BWL mehr die rechnerischen als die verbalen Aspekte interessieren, ist die Orientierung in Richtung Buchhalterey durchaus eine mögliche Perspektive - da lässt sich mit IFRS, US-GAAP, Praxis in Konsolidierung usw. einiges drauf packen. Umgekehrt bist Du als StB oder WP (einschließlich diesen Berufsträgern zugesellten Assistententätigkeiten) schnell verloren, wenn Du „nur“ gut rechnen und nicht so gut mit Texten umgehen kannst.

Kurzer Sinn: Zettel, Zertifikate und Prüfungen kannst Du sicherlich noch einige machen - das steht aber an zweiter Stelle; der erste Schritt ist, dass Du Dir überlegst, was Du gerne machen und tun möchtest. Danach richten sich dann die Zettel, die Du erwerben kannst.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Die besten Verdienstmöglichkeiten sind sicherlich bei der Wirtschaftsprüfung zu finden. Krisensicher sollte der Job auch sein. Die Prüfung und die Vorbereitungskurse sind allerdings äußerst heftig. Im Prinzip kann man parallel gleich die Steuerberaterprüfung mitmachen, da viele Prüfungsinhalte kongruent sind.  Viele WP sind aus diesem Grund auch StB. Das erhöht natürlich auch die Einsatzmöglichkeiten entweder als WP oder StB. In beiden Bereichen kann man sich außerdem auch selbständig machen, was allerdings kapitalintensiv ist, weil man grundsätzlich eine Praxis kaufen muss. Die WP/StB - Examen kosten in der Regel - ein uralter Scherz -  eine Ehe und derzeit ca. 15.000 € (für Kursgebühren).

Also: Ran an den Speck und viel Erfolg!
 
Nur am Rande: Als ich mein StB-Examen machte, fragten meine Kinder in der
Vorbereitungszeit meine Frau: „Du, Mutti. Wer ist eigentlich der Onkel, der immer sonntags mit uns isst?“

StB - Prüfungsvorbereitung Kosten
Hallo Wolfgang,

für die StB-Prüfung ist der Betrag von 15 k€ allein für die Vorbereitungskurse zu hoch gegriffen. Man kann z.B. beim bekannten Platzhirsch Knoll mit etwa einem Drittel dieses Betrages, ca. 5 k€, die komplette Prüfungsvorbereitung bestreiten.

Wenn man allerdings die Opportunitätskosten des Zeitaufwandes einkalkuliert, reichen 15 k€ bei weitem nicht aus…

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo!

In beiden
Bereichen kann man sich außerdem auch selbständig machen, was
allerdings kapitalintensiv ist, weil man grundsätzlich eine
Praxis kaufen muss.

Interessehalber: Was hindert einen Steuerberater, ein Schild an seine Haustür zu nageln und einfach anzufangen?

Gruß
Wolfgang

Interessehalber: Was hindert einen Steuerberater, ein Schild an seine Haustür zu nageln und einfach anzufangen?

Die anderen StB, die vor ihm auf diese Idee gekommen sind. Im Ernst, ich hielte es auch für sinniger, in eine laufende Kanzlei einzusteigen, als bei Null anzufangen.

Hallo!

Die anderen StB, die vor ihm auf diese Idee gekommen sind. Im
Ernst, ich hielte es auch für sinniger, in eine laufende
Kanzlei einzusteigen, als bei Null anzufangen.

Ich fragte aufgrund dieser Passage: " … kapitalintensiv, weil man grundsätzlich eine
Praxis kaufen muss." Ob es sinnvoller ist, eine bestehende Praxis zu übernehmen/sich zu beteiligen oder selbst von Null neu anzufangen, ist eine ganz andere Frage. Das hängt von vielerlei Umständen ab, u. a. von der Region mit ihrer Wettbewerbssituation und von der Möglichkeit des Gründers, Marktnischen zu füllen und sich mit Alleinstellungsmerkmalen/Spezialisierungen einen Platz zu erarbeiten.

Gruß
Wolfgang

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Hallo, ich kann jetzt nicht sagen, wie hoch der Dipl-bw angesehen ist. 
Ich würde aber schon richtig stb oder wp gehen!