Steuerfreibetrag und Arbeitslosengeld

Hallo Leute,

ich habe mich in letzter Zeit mit dem Thema „bedingungsloses Grundeinkommen und Mehrwertsteuer als einzige Steuer“ beschäftigt. Ich habe gesehen, dass es in diesem Forum bereits viele Diskussionen zu dem Thema gab. Leider habe ich die Informationen die ich suchte, nicht sofort gefunden (ich hoffe ihr verzeiht mir, dass ich nicht mehrere zig Seiten durchforste nur um zwischen teilweise Streiterein mal Fakten zu finden).

Nach der Heransgehensweise die ich gelesen hab, soll das Grundeinkommen keine neue Ausgabe in dem Sinne sein. Es würde den Steuerfreibetrag der Einkommenssteuer ersetzen, da man die Einkommenssteuer zugunsten der MwSt. abschaffen will. Im Gerede ist immer ein Grundeinkommen von 750 bis 1250 Euro wie ich das gesehen habe. Wie hoch ist denn der Steuerfreibetrag? Auf der Wiki habe ich die Zahl von 8004 Euro gefunden - das wären also 667 Euro pro Monat. Kommt da noch was dazu für diejenigen, die ihr Einkommen durch Erwerbsarbeit bekommen? Das ist ja quasi der Betrag, den der Staat der arbeitenden Bevölkerung jeden Monat schenkt.

Der zweite Teil meines Anliegens ist das Arbeitslosengeld. Wenn man kein Erwerbseinkommen hat, bekommt man Arbeitslosengeld. Nun ist ja bekannt, dass Arbeitszwang besteht. Wie sieht denn das aus, gibt es denn Menschen in Deutschland die kein Einkommen haben weil sie nicht arbeiten wollen (also weder Erwerbs- NOCH Transfereinkommen)? Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen. Die Frage rührt von einem Satz aus einem Video über das Grundeinkommen her: „Jeder hat heutzutage ein Einkommen, weil jeder eines braucht.“

Ich weiß, die zweite Frage ist etwas schwierig. Ich kenne nur niemanden direkt, der von HartzIV lebt oder sowas, auch niemanden von der Agentur für Arbeit. Deswegen die Frage.

Ich bin weder Pro noch Contra. Ich habe mich belesen und ein Video gesehen und versuche seit einer Weile Fakten zu sammeln. Auf Prognosen, wie sich Menschen verhalten würden, lasse ich mich nicht ein - das hängt vom persönlichen Menschenbild ab.

Danke für eure Hilfe!

MfG BigBob

Wie hoch ist denn der Steuerfreibetrag?
Auf der Wiki habe ich die Zahl von 8004 Euro gefunden - das
wären also 667 Euro pro Monat.

Hallo,
egal wie hoch genau, das ist kein Einkommen, sondern der Steuerfreibetrag in unserer realen Welt. (Das Grundeinkommen ist Fantasie) Von dem Steuerfreibetrag zahlt man keine Steuern, je nach Steuersatz bei zB 20 Prozent also 20% von 8004=1600 die nicht an den Staat gehen.
Gruss Helmut

Hallo,

ich habe mich in letzter Zeit mit dem Thema „bedingungsloses Grundeinkommen und Mehrwertsteuer als einzige Steuer“ beschäftigt. Ich habe gesehen, dass es in diesem Forum bereits viele Diskussionen zu dem Thema gab. Leider habe ich die Informationen die ich suchte, nicht sofort gefunden
Nach der Heransgehensweise die ich gelesen hab, soll das Grundeinkommen keine neue Ausgabe in dem Sinne sein. Es würde den Steuerfreibetrag der Einkommenssteuer ersetzen, da man die Einkommenssteuer zugunsten der MwSt. abschaffen will.

Das ist sicher nur ein Modell von mehreren. Andere Modelle sehen die Beibehaltung der Einkommensteuer vor. Dort gibt es dann aber auch eine negative Einkommenstteuer. Wer also kein oder nur ein geringes Einkommen hat, bekommt sein Grundeinkommen quasi vom Finanzamt (aufgestockt). Wer genau das Einkommen in Höhe des bedingungslosen Einkommens hat, bezahlt keine Steuer und für jeden Euro drüber fällt dann irgendein Steuersatz an.

Im Gerede ist immer ein Grundeinkommen von 750 bis 1250 Euro wie ich das gesehen habe. Wie hoch ist denn der Steuerfreibetrag?

Na in einem Modell mit Beibehaltung der Einkommensteuer dann eben genau so hoch. wie das Grundeinkommen.

Auf der Wiki habe ich die Zahl von 8004 Euro gefunden - das wären also 667 Euro pro Monat. Kommt da noch was dazu für diejenigen, die ihr Einkommen durch Erwerbsarbeit bekommen?

In einem Modell ohne Einkommensteuer macht diese Frage wenig Sinn. In gegenwärtigen Modell und Einkommensteuersystem gibt es u.a. einen Werbungskostenpauschbetrag für Arbeitnehmer. In den geltenden Grenzen können jedoch auch höhere Ausgaben geltend gemacht werden. Das kann auch später bei Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens so sein.

Das ist ja quasi der Betrag, den der Staat der arbeitenden Bevölkerung jeden Monat schenkt.

Also im gegemwärtigen Modell ist das nicht so. Der Freibetrag reduziert lediglich das steuerpflichtige Einkommen. Wer keins hat, profitiert auch nicht davon.

Der zweite Teil meines Anliegens ist das Arbeitslosengeld.
Wenn man kein Erwerbseinkommen hat, bekommt man Arbeitslosengeld. Nun ist ja bekannt, dass Arbeitszwang besteht.

Nee. Das ist schon seit mindestens 66 Jahren nicht mehr so.

Wie sieht denn das aus, gibt es denn Menschen in Deutschland die kein Einkommen haben weil sie nicht arbeiten wollen (also weder Erwerbs- NOCH Transfereinkommen)?"

Ja. Die Leben vom Einkommen ihrer Eltern, Kinder, Ehegatten, Lebenspartner etc. pp. oder verbrauchen Vermögen.
Bei Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens würde naturgemäß jeder eben dieses bekommen.

Grüße

Hallo,

Nach der Heransgehensweise die ich gelesen hab, soll das
Grundeinkommen keine neue Ausgabe in dem Sinne sein. Es würde
den Steuerfreibetrag der Einkommenssteuer ersetzen,
da man die…
Wie hoch ist denn der Steuerfreibetrag?

Er muß mindestens so hoch sein wie das Grundeinkommen, damit es funktionieren kann. Praktisch sollte man ihn etwas höher ansetzen, wenn man will, daß sich Arbeit lohnt.

…Einkommenssteuer zugunsten der MwSt. abschaffen will.

Das geht dann aber nicht so leicht, außer, man bezahlt jedem (wirklich jedem!) das Grundeinkommen aus - so verstehe ich die Entwürfe nicht, mag es aber natürlich auch geben.

Der zweite Teil meines Anliegens ist das Arbeitslosengeld.
Wenn man kein Erwerbseinkommen hat, bekommt man

… auf Antrag, den einen aber niemand zwingen kann zu stellen, …

Arbeitslosengeld.
Nun ist ja bekannt, dass Arbeitszwang besteht.

Wo soll das in irgendeinem Gesetz stehen?

Wie sieht denn das aus, gibt es denn Menschen in
Deutschland die kein Einkommen haben weil sie nicht arbeiten
wollen (also weder Erwerbs- NOCH Transfereinkommen)? Ich kann
mir das irgendwie nicht vorstellen.

Wenn man mal Details wie die Krankenversicherungspflicht ignoriert, kann man sich aus Mülltonnen (da zähle ich betteln oder die Tafeln dazu) und/oder der freien Natur ernähren und „unter der Brücke“ (da zähle ich Obdachlosenunterkünfte mal großzügig dazu) schlafen - was braucht man mehr um zu überleben?

Cu Rene

Wie hoch ist denn der Steuerfreibetrag?

Er muß mindestens so hoch sein wie das Grundeinkommen, damit
es funktionieren kann. Praktisch sollte man ihn etwas höher
ansetzen, wenn man will, daß sich Arbeit lohnt.

Ich hab mich vllt falsch ausgedrückt. Ich will untersuchen, wie es JETZT ist um herauszufinden, wie viel sich denn wirklich verändern würde WENN man das Grundeinkommen einführt.

…Einkommenssteuer zugunsten der MwSt. abschaffen will.

Das geht dann aber nicht so leicht, außer, man bezahlt jedem
(wirklich jedem!) das Grundeinkommen aus - so verstehe ich die
Entwürfe nicht, mag es aber natürlich auch geben.

Ja doch, genau so sieht der Entwurf aus, über den ich mich belesen habe. Einkommenssteuer abgeschafft, stattdessen Mehrwertsteuer. Das Grundeinkommen entspricht dann dem Steuerfreibetrag, womit sich von Einnahmen/Ausgaben des Staates her nichts ändert. Das Geld wird eben nur anders eingenommen und auch anders ausgegeben. Durch dieses System entsteht auch wie von selbst ein progressiver Steuersatz.

Arbeitslosengeld.
Nun ist ja bekannt, dass Arbeitszwang besteht.

Wo soll das in irgendeinem Gesetz stehen?

Arbeitszwang im Sinne von: wenn du Geld vom Staat haben willst, weil du kein Erwerbseinkommen hast, musst du regelmäßig beweisen, dass du dich um eine Arbeit bemühst.

Wenn man mal Details wie die Krankenversicherungspflicht
ignoriert, kann man sich aus Mülltonnen (da zähle ich betteln
oder die Tafeln dazu) und/oder der freien Natur ernähren und
„unter der Brücke“ (da zähle ich Obdachlosenunterkünfte mal
großzügig dazu) schlafen - was braucht man mehr um zu
überleben?

Cu Rene

Ja ok, daran hab ich nicht unbedingt gedacht. Das würde ich als menschenunwürdiges Leben in einer Zivilisation bezeichnen. Wer als Teil unserer Zivilisation menschenwürdig leben will, braucht ein Einkommen. Die Frage ist, ob man auf den Ämtern (wenn man Sozialhilfe beantragt) tatsächlich zu Arbeit gezwungen wird oder ob das Märchen von „man muss enorm viel Zeit auf Ämtern zubringen und viel Bürokratie über sich ergehen lassen, blaaaa“ wirklich ein Märchen ist und man einfach so, wenn man das einmal im Monat wieder bestätigt, sein Transfereinkommen kriegt.

Aber danke für deine Antwort :smile:

MfG BigBob

Hi!

Das ist sicher nur ein Modell von mehreren.

Das sagte ich doch: „nach der Herangehensweise, die ich gelesen hab.“ Ich weiß, dass es verdammt viele unterschiedliche Ansätze gibt, aber ich wollte, wenn das in Ordnung ist, über diesen Ansatz sprechen, von dem ich gelesen hab. Der Fehler im Gedanken einer Einkommenssteuer ist der, dass man nicht Steuern auf die geschaffenen Werte, sondern auf den Lohn für die menschliche Arbeit erhebt. Was wird aber passieren, wenn einmal alle Arbeit von Maschinen gemacht wird? Dann fällt die Einkommenssteuer weg. Außerdem macht die Einkommenssteuer jetzt schon menschliche Arbeit zusätzlich teuer und benachteiligt sie zusätzlich im Vergleich zur maschinenellen Arbeit (woraus folgt, dass Gewinne in Rationalisierung und nicht in neue Arbeiter gesteckt wird).

In einem Modell ohne Einkommensteuer macht diese Frage wenig
Sinn. In gegenwärtigen Modell und Einkommensteuersystem gibt
es u.a. einen Werbungskostenpauschbetrag für Arbeitnehmer. In
den geltenden Grenzen können jedoch auch höhere Ausgaben
geltend gemacht werden. Das kann auch später bei Einführung
eines bedingungslosen Grundeinkommens so sein.

Schon klar, dass die Frage ohne Einkommenssteuer sinnlos wird. Mir geht’s ja bei der Frage darum zu ergründen, wie viel Steuern dem Bürger DERZEIT erlassen werden um daraus abzuleiten, wie hoch das Grundeinkommen in einem System ohne MwSt. sein könnte.

Das ist ja quasi der Betrag, den der Staat der arbeitenden Bevölkerung jeden Monat schenkt.

Also im gegemwärtigen Modell ist das nicht so. Der Freibetrag
reduziert lediglich das steuerpflichtige Einkommen. Wer keins
hat, profitiert auch nicht davon.

Ja, wer ein Erwerbseinkommen hat, bekommt den Freibetrag geschenkt. Und wer kein Einkommen hat, bekommt Sozialhilfe. Also kriegt doch jeder Geld vom Staat (ob nur direkt geschenkt oder nur in Form erlassener Steuern ist doch unerheblich). Und die Höhe dieses Betrages, den mehr oder weniger jeder vom Staat kriegt, wollte ich versuchen zu ermitteln, da auch ein Grundeinkommen nicht höher liegen dürfte (damit es nicht mehr kostet als das derzeitige System, was ein gern vorgebrachte Kritik am Grundeinkommen ist).

Nun ist ja bekannt, dass Arbeitszwang besteht.

Nee. Das ist schon seit mindestens 66 Jahren nicht mehr so.

Also bekommt derzeit auch schon jeder auf Antrag Geld vom Staat und muss nicht mit nennenswertem Aufwand nachweisen, dass er sich um Arbeit bemüht?

Ja. Die Leben vom Einkommen ihrer Eltern, Kinder, Ehegatten,
Lebenspartner etc. pp. oder verbrauchen Vermögen.
Bei Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens würde
naturgemäß jeder eben dieses bekommen.

Ah stimmt, daran hatte ich nicht gedacht. Das ist eine nennenswerte Gruppe. Wobei Kinder ja auch Kindergeld bekommmen (aber das ist ja nicht in der Höhe ihres Existenzminimums). Und die Leute, die von ihren Ehegatten leben - die könnten doch auch Sozialhilfe beantragen, die sind doch nicht rechtlich an den Partner gebunden. Hält die tatsächlich ein Arbeitszwang davon ab? *grübel*

Aber danke, an diese Gruppen hatte ich fast nicht mehr gedacht :smile:

MfG BigBob

Wie hoch ist denn der Steuerfreibetrag?
Auf der Wiki habe ich die Zahl von 8004 Euro gefunden - das
wären also 667 Euro pro Monat.

Hallo,
Von dem Steuerfreibetrag zahlt man keine
Steuern, je nach Steuersatz bei zB 20 Prozent also 20% von
8004=1600 die nicht an den Staat gehen.
Gruss Helmut

Hallo,

ach stimmt, das Geschenk sind der Steuersatz vom Steuerfreibetrag, also deine 1600 Euro. Und das durch 12 sind 133 Euro. Das wird sicher nicht zum Leben reichen. Umso wichtiger die Frage, ob sich diese Zahl dann noch durch irgendwelche Schikanen in unserer undurchsichtigen Steuergesetzgebung signifikant erhöht. Ansonsten müsste man bei dieser Lage für die Bemessung des Grundeinkommens einen Mittelwert zwischen den Staatsgeschenken an Erwerbstätige und den Sozialhilfen an Arbeitslose finden. Und das wird womöglich zwar über den 133 Euro liegen, aber unter dem Existenzminimum *grübel*

Danke für den Einwurf!

egal wie hoch genau, das ist kein Einkommen, sondern der
Steuerfreibetrag in unserer realen Welt. (Das Grundeinkommen
ist Fantasie)

Dass das Grundeinkommen bisher nur ein Gedankenexperiment ist, ist mir natürlich auch klar. Die Geldgeschenke an den Bürger sind aber trotzdem schon heute real. Sie scheinen nur offensichtlich generell bei weitem nicht so hoch zu sein. Ein Durchschnittswert, wäre hilfreich *grübel*

MfG BigBob

Hallo,

Das sagte ich doch: „nach der Herangehensweise, die ich gelesen hab.“ Ich weiß, dass es verdammt viele unterschiedliche Ansätze gibt, aber ich wollte, wenn das in Ordnung ist, über diesen Ansatz sprechen, von dem ich gelesen hab.

O.K. Dann frag aber nicht nach Steuerfreibeträgen bei der Einkommensteuer, wenn es um ein System ohne selbige geht. Das erleichtert das Antworten ungemein.

Der Fehler im Gedanken einer Einkommenssteuer ist der, dass man nicht Steuern auf die geschaffenen Werte, sondern auf den Lohn für die menschliche Arbeit erhebt.

Na die erschafft doch aber diese Werte.
Außerdem erfasst zumindest bei uns die EK-Steuer auch Kapitalerträge und Einkünfte auf Vermietung und Verpachtung. Daneben geht es darum Steuereinnahmen zu bekommen.

Was wird aber passieren, wenn einmal alle Arbeit von Maschinen gemacht wird?
Dann fällt die Einkommenssteuer weg. Außerdem macht die Einkommenssteuer jetzt schon menschliche Arbeit zusätzlich teuer und benachteiligt sie zusätzlich im Vergleich zur maschinenellen Arbeit (woraus folgt, dass Gewinne in Rationalisierung und nicht in neue Arbeiter gesteckt wird).

Also hier bei uns in Deutschland machen insbesondere Löhne und die Lohnebenkosten den Faktor Arbeit teurer. Mit den Einkommensteuern hat das eher weniger zu tun.
Naja und solange diese Manschinen sich noch nicht selbst entwickeln, zusammenbauen, an den Einsatzort transportieren, sich installieren, in Betrieb nehmen und schließlich die produzierten Güter selbst kaufen, wird das so nicht passieren.
Ansonsten fällt die Einkommensteuer in Deutschland, wie bereits erwähnt, nicht nur auf Arbeitseinkommen an.

Schon klar, dass die Frage ohne Einkommenssteuer sinnlos wird. Mir geht’s ja bei der Frage darum zu ergründen, wie viel Steuern dem Bürger DERZEIT erlassen werden um daraus abzuleiten, wie hoch das Grundeinkommen in einem System ohne MwSt. sein könnte.

Also jetzt ein System ohne MwSt.? Es geht bestimmt weiter um eins ohne Einkommensteuer? Ich halte das ehrlich gesagt für eine Utopie, solange es Nationalstaaten gibt. Denn wenn ich hier in Deutschland 1.000.000€ im Jahr einkommensteuerfrei verdienen kann, aber 35% MwSt. zahlen soll, könnte ich auf die Idee kommen, mein Geld in einem anderen Land auszugeben. Das ist wohl der Grund, warum kein normales Land auf eine Einkommensteuer verzichtet.

Ja, wer ein Erwerbseinkommen hat, bekommt den Freibetrag geschenkt.

Nein, den Einkommensteuerfreibetrag gibt es nicht nur für Erwerbseinkommen. Das einkommensteuerpflichtige Einkommen setzt sich aus mehreren Einkunftsarten zusammen.
Insofern ist das sicher eine etwas sehr eigenwillige Interpretation des Umstandes, dass lediglich das Existenzminimum nicht besteuert werden soll.

Und wer kein Einkommen hat, bekommt Sozialhilfe.

Nicht, wenn wir von der gegenwärtigen Situation in Deutschland reden. Dann ist das nicht so.

Also kriegt doch jeder Geld vom Staat (ob nur direkt geschenkt oder nur in Form erlassener Steuern ist doch unerheblich).

Wenn man das so sehen will, ja. Allerdings besteht ein himmelweiter Unterschied, ob ich 8.004€ nur nicht versteuern muss oder ob ich als ALG-II-Empfänger das gleiche tatsächlich ausgezahlt bekomme. Jdenfalls solange der Steuersatz nicht grundsätzlich 100% beträgt. Vielleicht hängt es ein wenig am Verständnis der Begriffs des Freibetrages? Der bedeutet nicht, dass man 8.004€ weniger Steuer bezahlt, sondern, dass beispielsweise von 20.000€ Einkommen nur 11.996€ versteuert werden müssen. Bei einem angenommenen Steuersatz von 25% bedeutet das also, dass nicht 20.000€ mit 25% versteuert werden müssen, was so ungefähr 5.000€ Steuer entspräche, sondern eben nur 11.996€, was dann 2.999€ entspräche. Wenn überhaupt geschenkt, dann also 2.001€.

Und die Höhe dieses Betrages, den mehr oder weniger jeder vom Staat kriegt, wollte ich versuchen zu ermitteln, da auch ein Grundeinkommen nicht höher liegen dürfte (damit es nicht mehr kostet als das derzeitige System, was ein gern vorgebrachte Kritik am Grundeinkommen ist).

Da der Freibetrag eben nicht 1:1 weniger Steuer bedeutet, würde es zunächst einmal tatsächlich mehr Ausgaben bedeuten. Aber davon unbeschadet ließe sich so ein Betrag trotzdem ermitteln. Natürlich nicht ausgerechnet in Deutschland, wo sich sofort 100.000 Berufsbedenkenträger melden und alles zerreden, bevor überhaupt auch nur ein konkreter Vorschlag vorliegt.

Nun ist ja bekannt, dass Arbeitszwang besteht.

Nee. Das ist schon seit mindestens 66 Jahren nicht mehr so.

Also bekommt derzeit auch schon jeder auf Antrag Geld vom Staat und muss nicht mit nennenswertem Aufwand nachweisen, dass er sich um Arbeit bemüht?

Das hat allerdings nichts mit Arbeitszwang zu tun. Niemand wird vom Staat gezwungen einer Arbeit nachzugehen.
Für die verschiedensten Arten von steuerfinanzierter Sozialhilfe gelten jeweils unterschiedliche Anspruchsvoraussetzungen. So muss man für BaföG oder Wohngeld besipielsweise nicht arbeiten gehen. Eine andere Formen nennt sich Grundsicherung für Arbeitsuchende. Das beantragen also nur Leute, die Arbeit suchen, um selbst für ihren Unterhalt zu sorgen, aber keine finden bzw. keine mit ausreichendem Einkommen. Für all dieses Leistungen gelten jedoch auch noch Vermögensgrenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Für beitragsfinanzierte Sozialleistungen sieht es wieder ein bißchen anders aus. So müssen beispielsweise Rentner keiner Arbeit nachgehen, um ihre Rente zu beziehen. Wer in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis steht, bekommt auch dann noch Geld, wenn er beispielsweise arbeitsunfähig erkrankt. Der Bezug ist auch unabhängig vom Vermögen und sonstigem Einkommen oder dem von Familien- und Haushaltsmitgliedern oder Mitbewohnern. Man könnte das mit ein wenig bösen Willen auch auf bestimmte aktive Beschäftigungsverhältnisse ausdehnen ;o)

Ja. Die Leben vom Einkommen ihrer Eltern, Kinder, Ehegatten, Lebenspartner etc. pp. oder verbrauchen Vermögen. Bei Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens würde naturgemäß jeder eben dieses bekommen.

Ah stimmt, daran hatte ich nicht gedacht. Das ist eine nennenswerte Gruppe. Wobei Kinder ja auch Kindergeld bekommmen (aber das ist ja nicht in der Höhe ihres Existenzminimums).

Genau. Dafür müssen erstmal die Eltern sorgen.

Und die Leute, die von ihren Ehegatten leben - die könnten doch auch Sozialhilfe beantragen, die sind doch nicht rechtlich an den Partner gebunden.

Doch, die haben einen Unterhaltsanspruch gegen ihren Ehegatten, der dem Sozialhilfeanspruch vorgeht. Das geht sogar über die Ehe hinaus.

Hält die tatsächlich ein Arbeitszwang davon ab? *grübel*

Da es den nicht gibt, nein.
Nein. Die haben erstmal den Unterhaltsanspruch gegen ihren Ehegatten. Sozialhilfe deckt ja nicht ein x-beliebiges individulles Bedürfnis ab, sondern eben nur ein Mindestmaß. Erst wenn dieses unterschritten ist und man auch nicht in der Lage ist (was zumindest nach den Buchstaben des Gesetzes ein kleiner Unterschiede zu nicht Willens ist) den selbst zu erreichen, ergibt sich auch ein Anspruch auf Sozialhilfe.

Aber danke, an diese Gruppen hatte ich fast nicht mehr gedacht.

Siehste. Aber über ein bedingungsloses Einkommen lohnt es sich trotzdem nachzudenken.
Wenn ich mir alleine überlege, was in den ganzen Behörden für Massen rumhängen, die das alles nur verwalten, also im Grunde nichts Produktives leisten und dann noch die ganzen Gerichtsverfahren. Was da an Arbeitsentgelten, Mieten, Betriebskosten, Papier und Porto verballert wird, ohne dass auch nur ein Cent an Wertschöpfung stattfindet. Da kann man schon ein bißchen sparen. Zu allem Überfluss hält der ganze Aufwand und die Vielzahl von Anlaufstellen ausgerechnet die wirklich Hilfebedürftigen am ehesten von einem Antrag ab. Das ganze System wirkt also nicht mal richtig. Und dann noch der ganze unproduktive Aufwand, der auf Seiten der Antragsteller betrieben wird, nur um eben an die eine oder andere Sozialleistung heranzukommen. Wenn das alles in sinnvolle Bahnen gelenkt würde, nicht auszudenken.
Naja, ich denke gerade der erstgenannte Aspekt deutet an, wo die Berufsbedenkenträger herkommen ;o)

Grüße

Hey ho!

Entschuldigung für die längeren Antwortzeiten.

O.K. Dann frag aber nicht nach Steuerfreibeträgen bei der
Einkommensteuer, wenn es um ein System ohne selbige geht. Das
erleichtert das Antworten ungemein.

Mensch der Knackpunkt meiner Argumentation sollte doch sein, dass es im derzeitigen System (mit Einkommenssteuer und dessen Freibetrag) bereits an jeden Bürger einen Geldtransfer vom Staat gibt: Sozialhilfe, Rente, etc. für die, die kein Erwerbseinkommen haben und Steuerfreibetrag für die, die ein Erwerbseinkommen haben. Diese Zahlen sind doch jene, die ich zugrunde legen muss, um zu schätzen wie hoch ein Grundeinkommen sein darf. Denn wenn ich aufs Blaue sage „das Grundeinkommen sollte 1000 Euro sein“ und wir aber momentan durchschnittlich an jeden Bürger nur 400 Euro bezahlen, dann erhöhen wir unsere Neuverschuldung und das können wir uns nicht leisten.

Der Fehler im Gedanken einer Einkommenssteuer ist der, dass man nicht Steuern auf die geschaffenen Werte, sondern auf den Lohn für die menschliche Arbeit erhebt.

Na die erschafft doch aber diese Werte.

Darüber habe ich kürzlich erst mit jemandem anders philosophiert. Was du sagst ist durchaus nicht in Stein gemeißelt. Schonmal einen Film darüber gesehen, wie Autos gefertigt werden? In den Produktionshallen gibts kaum noch Menschen - weil die Maschine die Arbeit macht. Und wenn die Maschine die Wertschöpfung maßgeblich unterstützt, soll sie auch die Gemeinschaft beim Steuernzahlen unterstützen. Durch das derzeitige Steuersystem liegt aber die Hauptsteuerlast bei den Menschen die Arbeiten, während die arbeitenden Maschinen bevorzugt sind. Je weiter die Automatisierung fortschreitet, desto weniger Menschen werden für den Wertschöpfungsprozess benötigt. Das heißt immer weniger Menschen müssen immer mehr von ihrem Erwerbseinkommen als Steuern abführen, bis sie selber nichts mehr übrig haben. Eine Umsatzsteuer besteuert dagegen gleichermaßen menschliche UND maschinelle Arbeit (und zudem auch noch die Gewinne des Unternehmers).

Außerdem erfasst zumindest bei uns die EK-Steuer auch
Kapitalerträge und Einkünfte auf Vermietung und Verpachtung.
Daneben geht es darum Steuereinnahmen zu bekommen.

Ja das stimmt, da hab ich einen Fehler in der Begrifflichkeit gemacht. Ich meinte wohl im engeren Sinne die Steuern, die auf Löhne gezahlt werden. Hm, deswegen frag ich ja in diesem Forum, damit ich auf solche Fehler hingewiesen werde. Danke :smile:

Also hier bei uns in Deutschland machen insbesondere Löhne und
die Lohnebenkosten den Faktor Arbeit teurer. Mit den
Einkommensteuern hat das eher weniger zu tun.

In den Löhnen steckt doch aber drin, dass der Lohnempfänger Steuern direkt auf seinen Lohn entrichten muss. Das sind doch quasi Kosten, die der Unternehmer aufbringen muss, von dem der Lohnempfänger aber nichts direkt hat. Dadurch wird menschliche Arbeit durch die explizite Besteuerung derselben doch teurer als maschinelle Arbeit, auf die keine seperate Besteuerung anfällt. Was die anderen Lohnnebenkosten angeht, fallen einige davon unter Umständen auch weg wenn man ein Grundeinkommen einführt. Das hängt davon ab, welche Transferneinkommen noch neben dem Grundeinkommen existieren sollen (Rente?) oder ob das Grundeinkommen dann das einzige Transfereinkommen ist.

Naja und solange diese Manschinen sich noch nicht selbst
entwickeln, zusammenbauen, an den Einsatzort transportieren,
sich installieren, in Betrieb nehmen und schließlich die
produzierten Güter selbst kaufen, wird das so nicht passieren.

Der Knackpunkt ist doch, dass die Maschinen immer mehr selber können (vllt noch nicht all das was du sagst, aber als Informatiker sage ich dir, dass es technisch abzusehen ist, dass Maschinen irgendwann mal alles können). Der Traktor könnte auch allein über das Feld seine Bahnen ziehen, der Mensch muss da nicht am Steuer sitzen. Trotzdem muss der Mensch aber das Brot essen, das aus dem geernteten Getreide hergestellt wird. Deswegen wird unser derzeitiges System „Mensch arbeitet um sich sein täglich Brot zu verdienen“ sukzessive ad absurdum geführt. Maschinen erarbeiten das täglich Brot zu einem immer größeren Teil.

Also jetzt ein System ohne MwSt.? Es geht bestimmt weiter um
eins ohne Einkommensteuer?

Ja, sry, hab mich verschrieben.

Ich halte das ehrlich gesagt für
eine Utopie, solange es Nationalstaaten gibt. Denn wenn ich
hier in Deutschland 1.000.000€ im Jahr einkommensteuerfrei
verdienen kann, aber 35% MwSt. zahlen soll, könnte ich auf die
Idee kommen, mein Geld in einem anderen Land auszugeben. Das
ist wohl der Grund, warum kein normales Land auf eine
Einkommensteuer verzichtet.

Dazu fällt mir jetzt tatsächlich nichts ein. Das heißt aber nicht, dass es dazu kein Gegenargument gibt, ich weiß nur grad keines. Man muss es jedenfalls mit Bedenken, danke für den Einwurf :smile:

Und wer kein Einkommen hat, bekommt Sozialhilfe.

Nicht, wenn wir von der gegenwärtigen Situation in Deutschland
reden. Dann ist das nicht so.

Ok, dann formulier ichs so: jeder, der kein Erwerbseinkommen oder andere Transfereinkommen (Rente, etc.) hat, bekommt Sozialhilfe.

Also kriegt doch jeder Geld vom Staat (ob nur direkt geschenkt oder nur in Form erlassener Steuern ist doch unerheblich).

Wenn man das so sehen will, ja. Allerdings besteht ein
himmelweiter Unterschied, ob ich 8.004€ nur nicht versteuern
muss oder ob ich als ALG-II-Empfänger das gleiche tatsächlich
ausgezahlt bekomme. Jdenfalls solange der Steuersatz nicht
grundsätzlich 100% beträgt. Vielleicht hängt es ein wenig am
Verständnis der Begriffs des Freibetrages? Der bedeutet nicht,
dass man 8.004€ weniger Steuer bezahlt, sondern, dass
beispielsweise von 20.000€ Einkommen nur 11.996€ versteuert
werden müssen. Bei einem angenommenen Steuersatz von 25%
bedeutet das also, dass nicht 20.000€ mit 25% versteuert
werden müssen, was so ungefähr 5.000€ Steuer entspräche,
sondern eben nur 11.996€, was dann 2.999€ entspräche. Wenn
überhaupt geschenkt, dann also 2.001€.

Das ist mir auch schon aufgefallen. Das bedeutet also, dass bei einem genügendem Erwerbseinkommen (8004 Euro ist jetzt auch nicht gerade viel) tatsächlich 2001 Euro geschenkt kriegt. Das sind im Monat 166,75 Euro. Aus diesem Betrag und den anderen gezahlten Transfereinkommen des Staates die durch das Grundeinkommen ersetzt werden sollen, kann man einen Durchschnitt ausrechnen. Es wäre das Durchschnittliche „Einkommen“, dass bereits im heutigen System jedem Bürger zusteht. Das wäre meiner Ansicht nach die Bemessungsgrundlage für ein BGE. Denn dann würden ja tatsächlich im neuen System nicht mehr Ausgaben gemacht, als jetzt schon. Es wäre nur alles wesentlich übersichtlicher.

Dass man das dann den Menschen erstmal erklären muss und nicht mit ner Hau-Ruck-Aktion das System umstellen kann, ist ja klar. Mir geht’s ja hier vor allem um die Frage der Finanzierbarkeit, die direkt nach der Faulheitsunterstellung als zweite Kritik kommt.

Deine Differenzierung der unterschiedlichen Transfereinkommen deutet natürlich aus meiner Sicht wieder auf die Frage hin, welche bestehenden Transfereinkommen in das Grundeinkommen integriert werden sollen. Ich finde das Thema Rente ist z.B. ein ganz eigenes, wo man viel diskutieren kann und muss. Ich hatte versucht mich auf den Fall zu konzentrieren: „Hat Erwerbsarbeit“ oder „Hat keine Erwerbsarbeit“ und wollte bei letzterem wissen, ob die dann alle Arbeitslosengeld/Sozialhilfe kriegen. Der Hintergedanke war, herauszustellen, dass eben jeder schon ein Transferneinkommen vom Staat kriegt, wie schon gesagt. Wenn sich herausstellen sollte, dass es Leute gibt, die keines kriegen, wäre zu untersuchen warum das so ist. Vielleicht sind das ja dann Gründe, die auch gegen ein BGE sprechen.

Und die Leute, die von ihren Ehegatten leben - die könnten doch auch Sozialhilfe beantragen, die sind doch nicht rechtlich an den Partner gebunden.

Doch, die haben einen Unterhaltsanspruch gegen ihren
Ehegatten, der dem Sozialhilfeanspruch vorgeht. Das geht sogar
über die Ehe hinaus.

Achja, stimmt. Hm, da wird’s kompliziert wenn beide Ehepartner kein (oder kein genügendes) Erwerbseinkommen haben. Denn kriegen ja doch beide Sozialhilfe, oder?

Aber danke, an diese Gruppen hatte ich fast nicht mehr gedacht.

Siehste. Aber über ein bedingungsloses Einkommen lohnt es sich
trotzdem nachzudenken.
Wenn ich mir alleine überlege, was in den ganzen Behörden für
Massen rumhängen, die das alles nur verwalten, also im Grunde
nichts Produktives leisten und dann noch die ganzen
Gerichtsverfahren. Was da an Arbeitsentgelten, Mieten,
Betriebskosten, Papier und Porto verballert wird, ohne dass
auch nur ein Cent an Wertschöpfung stattfindet. Da kann man
schon ein bißchen sparen. Zu allem Überfluss hält der ganze
Aufwand und die Vielzahl von Anlaufstellen ausgerechnet die
wirklich Hilfebedürftigen am ehesten von einem Antrag ab. Das
ganze System wirkt also nicht mal richtig. Und dann noch der
ganze unproduktive Aufwand, der auf Seiten der Antragsteller
betrieben wird, nur um eben an die eine oder andere
Sozialleistung heranzukommen. Wenn das alles in sinnvolle
Bahnen gelenkt würde, nicht auszudenken.
Naja, ich denke gerade der erstgenannte Aspekt deutet an, wo
die Berufsbedenkenträger herkommen ;o)

Ich habe auch nicht vor, mich entmutigen zu lassen. Ich versuche Argumente dafür und dagegen zu finden um mich selber weiter von der Idee zu überzeugen. Wenn das System ordentlich durchdacht ist, dann kann man auch anfangen und es jedem erklären. In der Hinsicht bin ich Optimist, dass die Menschen am Ende dafür stimmen werden, wenn alle Probleme bedacht sind. Und um dieses „alle Probleme bedenken“ will ich mich grad kümmern. Und anders als die Frage „geht dann keiner mehr arbeiten?“, die schwer zu beantworten ist, braucht man finanzielle Sachen einfach bloß durchrechnen.

Vielen Dank für alle Mitwirkung bei diesem Prozess!

MfG BigBob