Liebe wer-weiss-was-Gemeinde,
die im Betreff genannten Wörter sind Inschriften bei einem Ring.
Weiß jemand, welche Sprache das ist und was die Worte bedeuten auf Deutsch?
Im Voraus vielen Dank für die Antworten.
Stefan
Servus,
es handelt sich - wär hätte es gedacht? - um Latein.
Merkwürdig, dass hier ein Genitiv frei im Raum schwebend steht. Ich zweifle ein bissle daran, dass das alles ist, was da steht. Wie auch immer - wenn es alles ist, heißt es:
„Des Heiligen Nikolaus von Tolent“ (wörtlich: der in Tolent geboren ist)
Schöne Grüße
MM
Hallo Aprilfisch,
vielen herzlichen Dank! Ich habe dir ein Sternchen gegeben.
Viele Grüße
Stefan
Der Hintern-Sinn des Ganzen
Grüss dich
Merkwürdig, dass hier ein Genitiv frei im Raum schwebend steht.
So ganz frei schwebt der nicht. Denn das Wort natis in der Bedeutung „geboren“ wäre hier Dativ oder Ablativ Plural und also noch freier schwebend oder freischwebender (wie sagt man dem? – egal).
Es gibt aber offenbar (jedenfalls behaupten das mindestens das englische und das deutsche Wiktionary) auch ein weibliches Substantiv der i-Deklination mit einer rückwärtigen Bedeutung, so dass als Übersetzung etwas grob (in semantischer Hinsicht)
" Des Heiligen Nikolaus von Tolent Arschbacken"
herauskommt…
Mit darob herzerfrischten nachweihnachtlichen Grüssen
vom dodeka
Rätselhafte Reliquienwirtschaft
Ei Hallo,
in der Tat, „natus“ konsonantisch dekliniert wäre dann doch ein bizzle arg daneben.
Jetzt überleg ich mir grade, mit welchen Geheimnissen der Transsubstantiation man wohl aus einem einzigen Heiligen Gesäß Hunderte von Goldringen machen kann?
Wahrlich, es gibt noch Zeichen und Wunder!
Schöne Grüße
MM
Jetzt überleg ich mir grade, mit welchen Geheimnissen der Transsubstantiation man wohl aus einem einzigen Heiligen Gesäß Hunderte von Goldringen machen kann?
Allein die Vorstellung ist gar ergötzlich! Vielleicht weiss ja der Ex-Benedikt Rat?
Grüess usem Schnee
dodeka
Ei,
jetzt aber ohne Jux: Wenn man „natis“ als „Gesäss“ im Nominativ liest, was macht man dann mit dem Lokativ „Tolenti“?
Mir kommt es so vor, als sei da mal ein Abschreibfehler im Spiel gewesen, und das Original hätte wenigstens bei einer Endung ein Auslassungszeichen (wie heißen die Teile eigentlich, wenn es keine Apostrophen und keine Makra sind?) und im Grunde seiner Seele irgendwelche anderen Endungen enthalten.
Schöne Grüße
MM
Ja Servus
Wenn man „natis“ als „Gesäss“ im Nominativ liest, was macht man dann mit dem Lokativ „Tolenti“?
Ich denke es mir so: Zunächst einmal fehlt eine Silbe, jedenfalls wenn es um den Heiligen Nikolaus von Tolentino (13. Jh.) geht: Es existiert z. B. eine „Missa Sancti Nicolai Tolentini“ von Michael Haydn.
Dann verstehe ich das „Tolentini“ als Genitiv von „Tolentinum“ im Sinne dieser Abfolge:
Nicola da Tolentino (italienisch)
Nicolaus de Tolentino („Vulgärlatein“)
Nicolaus Tolentini („klassisches Latein“)
Es Grüessli
dodeka
Ach ja…
Servus
ein Auslassungszeichen (wie heißen die Teile eigentlich, wenn es keine Apostrophen und keine Makra sind?)
Ich tät sie allgemein „Abbreviatur“ benamsen, so ganz spontan.
Und das titelgebend „Ach ja“ bezieht sich darauf, dass ich auch Tolenti als Genitiv eines denkbaren Tolentums verstanden gehabt zu haben annehmen möchte.
In nomine Nicolai Tolentini et totorum aliorum Sanctorum Sanctarumque aliarum totarum
dodeca
Rostro tundens uvas passas
Salve Dodeka,
schönen Dank für das „Abbreviatur“, auch weil es mir die freundliche Erinnerung an Herbert Galls Büchelchen „Deleatur“ wachgerufen hat, das ich ichweißnichtmehrwann verliehen und nicht wiederbekommen habe.
Für „Tolenti“ - immer voraussetzend, dass es „Tolentum“ als Ortsnamen z.B. mittelalterlich einmal gegeben hat - beharre ich aber auf dem Locativus, der dem Genitiv zwar manchmal gleichsieht, aber eben hie und da auch ausschaut wie ein Ablativ. Noli cedere rebus modernaes!
Bonus Track in Revanche für die von Dir angezogene Litanei:
Im „Filialistenraum“ der weiland Lateinschule zu Biberach wurde unter uns „Auswärtigen“ seinerzeit in der Intonierung von Litaneien gereizt:
Kreizzehner - deeschtnixferons!
Kreizbua - deeschtnixferons!
Kreizalte - deeschtnixferons!
Kreizkeenig - deeschtnixferons!
Kreizsau - joo, deeschtebbesferons!
In diesem Sinne
MM
- nach dem sechsten Tag ohne Tabak nicht mehr ganz zurechnungsfähig -
In aller Kürze: die ursprüngliche Form war schon richtig! Ich hätte nur der Spur folgen sollen, die schon in der deutschen Wikipedia angelegt war:
Tolentino ist eine Stadt in Italien mit 20.449 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2013), die Tolentinati genannt werden.
Weiteres in meiner Antwort oben.
Die Tabaklosigkeit kann ich nur unterstützen, und wenn sie auch zu zeitweisem Verlust der Geschäftsfähigkeit führt!
Gruss
dodeka
Doch genau so: STI. NICOLAI TOLENTINATIS
Hallo miteinander
Jetzt muss ich hier anknüpfen, denn der Bogen schliesst sich. Das Zitat ist korrekt, „Tolentinatis“ ist ein Wort!
Über allerlei weitere Spekulationen, die mich auf eine Google-Suche nach „Tolentinensis“ brachten, findet sich dieser Link auf ein „Lexicon Totius Latinitatis“, London 1828.
Wegen der schlechten Auflösung zitiere ich das wesentliche:
TOLENTINAS, et Tollentinas, atis, qui est ex oppido Tolentino in Piceno, apud Chientum fluvium. Hinc Tolentinates eius incolae.
zu Deutsch:
TOLENTINAS, auch Tollentinas, -atis, jemand aus der Stadt Tolentino in Piceno, beim Fluss Chienti. Daher Tolentinates ihre Einwohner.
Also:
Tolentinas ist eine mögliche lateinische Bezeichnung für „einen aus Tolentino“, und Tolentinatis ist einfach der Genitiv davon.
Es heisst also ganz schlicht:
"Des Heiligen Nikolaus von Tolentino"
ohne Gesäss- oder sonstige Verrenkungen, ohne Lokativ, überlesene Abkürzungen oder vergessene Buchstaben, ganz normales und korrektes Latein (der Artikel erwähnt u. a. eine Fundstelle bei Plinius).
Der Genitiv hängt allerdings weiterhin in der Luft…
Alles Gute zum Neuen Jahr!
dodeka
Cave nomina propria!
Ei Hallo,
das ist ja ein Hammer. Siehste, da hat es sich doch „gelohnt“, dass Du nichts „Ungefähres“ akzeptieren mochtest: Da muss man erst drauf kommen! Weiß der Grieche, woher sich das -na- eingeschlichen hat.
Wie sollte man auch ahnen, dass Gylois und Ypsiloniens in Orten wohnen, deren Namen sich bloß durch einen Buchstaben unterscheiden (wenngleich der eine doppelt so lang ist wie der andere).
Schöne Grüße
MM