Stierkampf: Stier gewinnt, wird er immer getötet?

Hallo,

in diesem aktuellen Stierkampf besiegt der Toro den Torero:

http://www.spiegel.de/video/video-1062110.html

Dennoch wird der Sieger anschließend getötet. Ich meine, gelesen zu haben, daß Stiere, die den Kampf gewinnen, nicht getötet werden. Offenbar werden sie aber - zumindest manchmal - eben doch dahingemetzelt, auch wenn sie gewonnen haben.

Wie ist es denn normalerweise?

Gruß,
Uwe

Hi,
also generell stirbt der Stier auf jeden Fall.

Wenn er einen besonders mutigen oder ausdauernden Kampf gezeigt hat gilt es normalerweise als ausreichende Ehrenbezeugung für den Stier, den Kadaver mithilfe von Pferden eine „Ehrenrunde“ durch die Arena zu schleifen.

In wenigen Ausnahmefällen kann er „begnadigt“ werden.
Das kann der „Präsident“ der Arena tun wenn der Stier irgendwie das Publikum auf seine Seite kriegt. Es passiert allerdings so gut wie nie, was meiner Meinung nach auch damit zusammenhängt, daß der Stier zum Ende einer Corrida schon so gemartert ist, daß ihn leben zu lassen eine zweifelhafte „Gnade“ wäre.

Gruß
Nick H

Hallo Uwe,

in diesem aktuellen Stierkampf besiegt der Toro den Torero:

http://www.spiegel.de/video/video-1062110.html

Dennoch wird der Sieger anschließend getötet. Ich meine,
gelesen zu haben, daß Stiere, die den Kampf gewinnen, nicht
getötet werden.

Das ist das Problem jeder Quellenforschung - wo und wann hast Du das gelesen?

Offenbar werden sie aber - zumindest manchmal

  • eben doch dahingemetzelt, auch wenn sie gewonnen haben.

Wie ist es denn normalerweise?

ich versuche mal, Dir eine „logische“ Antwort zu geben. „Kampfstiere“ werden meines Wissens vor der Arena auf der Weide gehalten. Menschen kennen sie nur zu Pferd und mit einem langen Stock in der Hand. Nebenbei bemerkt: auch deutsche Bauern sind mir Stieren auf der Weide vorsichtig. Die setzen nämlich auf Grund ihres höheren Kampfgewichts nur allzu leicht ihre Meinung gegen den Bauern durch, wenn der ihnen den Rücken kehrt - selbst wenn sie ihn von Kalb auf kennen.

So … und wie bitte willst Du einer Tonne Muskelmasse beibringen, dass sie künftig nicht mehr tun darf, was gerade - siehe Dein Link - Erfolg hatte? Einen Kampfstier nach der Arena am Leben zu lassen, ist einfach nur gefährlich. Selbst für den Metzger.

viele grüße
Geli

Hallo Uwe,
Dich scheint die Bezeichnung ‚Stierkampf‘ zu einem falschen Schluss verleitet zu haben. Tatsächlich handelt es sich nicht um einen ‚Kampf‘, womöglich mit offenem Ausgang, bei dem der Stier auch nur den Hauch einer Chance hätte, ihn zu überleben. Es handelt sich vielmehr um ein öffentliches rituelles Abschlachten. Das kann gelegentlich mal in die Hose oder auch tiefer (z.B. in die Oberschenkelarterie) gehen. Aber das heisst nicht, der Stier hätte den ‚Kampf‘ gewonnen und nun womöglich als Belohnung eine Begnadigung verdient. Er hat nur den vorgesehenen Ablauf des Rituals gestört; nicht ‚richtig‘ mitgespielt. Dann murxt man ihn eben auf die Schnelle ab.

Wie schon geschrieben wurde, ist er nämlich (auch wenn seine Verletzungen behandelt werden und er sie überlebt) für dieses widerliche Spektakel nicht mehr einsetzbar. Er hat gelernt, was in der Arena passiert und ist damit in Zukunft für die Rolle des Schlachtopfers zu gefährlich. Der ‚ehrenhafte Zweikampf‘ beruht ganz wesentlich darauf, dass der Mensch intensiv ausgebildet und geschult ist, während der Stier völlig unvorbereitet und unerfahren ist. Bis er sich auf die Situation eingestellt hat, ist er in aller Regel durch das Hetzen und den Blutverlust schon zu geschwächt, um noch eine Chance zu haben. Unfälle (und genau darum handelt es sich, nicht um einen ‚Sieg‘ des Stiers) wie der von Dir verlinkte sind daher sehr selten.

Ein zweites Mal in der Arena sähe das schon anders aus. Ein Stier, der sich erfolgreich gegen seinen Peiniger gewehrt hat, ist also für die Schau nutzlos geworden. Ein Problem für sich stellen Stiere dar, die als Jungstiere heimlich von Möchtegern-Nachwuchstoreros zum unblutigen Training benutzt wurden. Die sind für die Arena verdorben, weil sie selbst nun auch ‚trainiert‘ und damit zu gefährlich für die mutigen Stierkämpfer sind.

Du glaubst doch nicht, Leute die Stier’kämpfe’ veranstalten, würden einem nun nutzlosen Stück Vieh ein Gnadenbrot gewähren? Der ‚Respekt‘ vor dem ‚Mut‘ des Tieres ist nichts als ein zynisches Märchen.

Gruß,
Ralf

Hallo,

Du musst unterscheiden zwischen verschiedenen Arten des Stierkampfes. In Portugal ist es z.B. nicht das Ziel den Stier in der Arena zu töten. Das wird dann hinterher von einem Schlachter erledigt, wenn das Tier zu stark verletzt wurde, um es am Leben zu lassen. Ansonsten kann es durchaus noch zur Zucht eingesetzt werden. Im spanischen und französischen Stierkampf hingegen ist das Töten des Stiers in der Arena grundsätzlich vorgesehen.

Daneben gibt es auch noch weitere, weniger verbreitete Formen des Stierkampfes auf der Welt, die ebenfalls nicht unbedingt den Tod des Stieres in der Arena vorsehen.

Gruß vom Wiz

Hallo,

Im spanischen und französischen
Stierkampf hingegen ist das Töten des Stiers in der Arena
grundsätzlich vorgesehen.

Nicht im französischen (wie es ihn z.B. in der Camarque gibt). Dort wird der Stier nur solange getriezt, bis er mit raushängender Zunge einfach „fix und fertig“ ist. Aber er wird nicht bewusst (mit Waffen) verletzt. Es geht nur darum, ihm Bänder, die zwischen den Hörnern festgemacht sind, zu entreißen.

Gruß
Elke

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Hi,

Nicht im französischen (wie es ihn z.B. in der Camarque gibt).

Courses camarguaise.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stierkampf#Stierkampf_i…

Sangoma

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Stier begnadigt
Bei einer Begnadigung des Stieres geht es nicht darum, ob der Stier gewinnt oder nicht, den Torero verletzt, verschont oder tötet, sondern darum, dass der Stier großmütig ist.

Wenn der Stier aus dem Stierkampf Kunst macht, unentwegt hinter dem Torero her ist, keine Angst zeigt, keine Schwächen, „einen Sinn für den Stierkampf hat“, d.h. genau mit dem Ideal eines Stierkampfstieres übereinstimmt, dann wird manchmal der Torero zu Tränen gerührt, der durch die eleganten Bewegungen, die Paso-Doble-Musik und die ideale Choegraphie des Stieres dann sehr schweren Herzens den Stier, der sein Ballett- oder Theaterpartner über 20 Minuten war, zu töten.

Die Entscheidung obliegt aber nicht dem Torero sondern wird vom Publikum dem Präsidenten der Arena vorgetragen. Je nach dargebotener Kunst, bekommt der Torero 1 oder 2 Ohren des Stieres, den Schwanz oder wird durch die große Eingangstür auf Schultern heraus getragen. Die absolute Steigerung ist jedoch, wenn der Stier begnadigt wird. Das kommt selten vor, ist aber nicht so ungewöhnlich.

Der Stier wird dann operiert, bzw. die Wunden versorgt und er kommt auf seine Stierkampfweide bis an sein natürliches Lebensende.

Stierkampf kann man ablehnend beurteilen. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass vieles, was Tierschützer sagen, schlicht und einfach erlogen ist, d.h. der Stier bekommt weder die Hörner abgesägt, noch Drogen oder Beruhigungsmittel, noch wird er im Dunkeln gehalten. Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Stier fünf Jahre auf endlosen Weiden lebt und eben 20 tragische Minuten hat. Deutsches Schlachtvieh verkommt i.d.R. ein kurzes Leben lang im Stall und kann sich nicht mal vorstellen, wie es ist auf einer Stierkampfweide alles unsicher zu machen, was sich bewegt.

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