Hallo Freunde,
der Brauch, am Karfreitag große Messen, Kantaten, Oratorien aufzuführen, stört mich neuerdings.
Sogar in Kirchen findet das statt, obwohl die liturgischen Anweisungen den Kirchenmusikern und auch den Glocken Stille verordnen. Kann mir jemand den Widerspruch erklären?
Gruß!
Friedrich
Hi
Das ist die Antwort der Kirchen auf die immer unchristlicher werdende Bevölkerung.
Sie betonen dass man am Karfreitag auf gar keinen Fall Spaß haben darf, auch wenn man NICHT Christ ist und dies in Räumen stattfindet (Kino, Theater) wo es niemanden stören würde. Gleichzeitig wird die Messe so richtig gefeiert, wie ich es gerade vernehmen durfte: Unser Pfarrer hat mal wieder die Lautsprecher an und den gesamten Stadtteil (und da es leise draußen ist wahrscheinlich auch noch mehr) mit seinem gesamten Gottesdienst beschallt. Dazu noch eine gute Portion Läuten aus allen Türmen und ein knuspriges Osterfeuer. Weil aber so große Feuer lokal nicht mehr erlaubt wird, werden drei kleinere Feuer an verschiedenen Stellen entzündet, nämlich so, dass man dem Gestank bei der prallen Hitze auf gar keinen Fall entgehen kann.
Ganz nach dem Motto: Den zeigen wir’s, den Ungläubigen!
Das ist zwar nur meine Theorie, aber zumindest im lokalen Fall dürfte da ein Körnchen Wahrheit dran sein.
lg
Kate
Hallo Freunde,
Hallo auch!
der Brauch, am Karfreitag große Messen, Kantaten, Oratorien
aufzuführen, stört mich neuerdings.
Inwiefern wirst du durch Konzerte gestört? Du musst ja nicht hingehen.
Sogar in Kirchen findet das statt, obwohl die liturgischen
Anweisungen den Kirchenmusikern und auch den Glocken Stille
verordnen.
Das ist in den katholischen Kirchen bei der Liturgie verordnet. Die Glocken läuten am Karfreitag ja wirklich nicht, jedenfalls nicht hierzulande. Sog. Grabmusiken gab es aber, sagen wir mal, immer schon, und ich fände es schade, wenn uns so gehaltvolle Gesänge abhanden kämen, und der Ort für eine Passion von Bach sind für meinen Geschmack die Kirche und die Passionszeit.
Da sind wir auch schon bei der evangelischen Kirchenmusik. Da sind Orgel, Chor und Orchester von Anfang an auch am Karfreitag präsent, weil hier das Hören auf das „Wort“ einen hohen Stellenwert hat. Dem dient die Musik.
Schönen Gruß!
Hannes
Kann mir jemand den Widerspruch erklären?
Gruß!
Friedrich
Das ist die Antwort der Kirchen auf die immer unchristlicher
werdende Bevölkerung.
Der Trend für die Bevölkerung mag stimmen. Allerdings hat das zitierte Beispiel eine lange, alte Tradition (von den seltsamen Lautsprechern mal abgesehen, aber das Thema hatten wir glaub ich schon mal).
Sie betonen dass man am Karfreitag auf gar keinen Fall Spaß
haben darf, auch wenn man NICHT Christ ist und dies in Räumen
stattfindet (Kino, Theater) wo es niemanden stören würde.
Gleichzeitig wird die Messe so richtig gefeiert,
Zwischen feiern und feiern liegt dann doch ein gewisser Unterschied. Rein sprachlich werden auch Trauergottesdienste „gefeiert“, obwohl da auch (zumindest meistens und für die meisten zutreffend) kaum einem zum Feiern zu Mute ist. Im Gottesdienst sagt aber auch die Art der Musik und der Inhalt der Predigt etwas über den Charakter aus, und der dürfte - alles andere wäre dann doch höchst verwunderlich - eher bedenk- denn festlich-fröhlich gewesen sein.
wie ich es
gerade vernehmen durfte: Unser Pfarrer hat mal wieder die
Lautsprecher an und den gesamten Stadtteil (und da es leise
draußen ist wahrscheinlich auch noch mehr) mit seinem gesamten
Gottesdienst beschallt.
Ok, das ist wirklich seltsam. Ich meine, ich hätte mit diesem Pfarramt mal telephoniert, und es fällt mir in der Tat schwer, der Aussage, das sei ein gelegentliches Versehen, Glauben zu schenken.
Dazu noch eine gute Portion Läuten aus
allen Türmen und ein knuspriges Osterfeuer.
Das ist nun wieder alte Tradition in der katholischen Kirche: Am Karsamstag Abend wird das Osterfeuer und daran die Osterkerze entzündet. Warum die Osterkerze schon am Karsamstag Abend und nicht wie bei den Protstanten üblich und der Überlieferung entsprechend am Ostersonntag Morgen, als die Frauen zum leeren Grab kamen, entzündet wird, das ist wohl eins der großen Geheimnisse der katholischen Kirche. Aber es ist definitiv keine neue Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel.
Weil aber so große
Feuer lokal nicht mehr erlaubt wird, werden drei kleinere
Feuer an verschiedenen Stellen entzündet, nämlich so, dass man
dem Gestank bei der prallen Hitze auf gar keinen Fall entgehen
kann.
Für das Verbot des einen, großen Feuers kann nun die Kirche ausnahmsweise nichts. Wo es allerdings in Deutschland selbst an diesem späten Ostertermin nachts noch pralle Hitze gibt, würde mich dann schon interessieren *g* (auch was die Menschen da tun, wenn andernorts im Hochsommer die heißen Grills angeschmissen werden).
Das ist zwar nur meine Theorie, aber zumindest im lokalen Fall
dürfte da ein Körnchen Wahrheit dran sein.
Lokale, unrühmliche Ausrutscher gibt es immer wieder. Aber auch wenn wir hier bestimmt locker zwanzig ähnliche Beispiele zusammenbekommen, stehen doch deutschlandweit zahllos mehr Beispiele dafür, wie die christlichen Gemeinden das Osterfest für sich feiern, ohne „Ungläubige“ zu belästigen. Das das ein oder andere Treiben einer Gemeinde auch die Allgemeinheit betrifft, das erlebt man beim „Kärwaumzug“ (der mit der Kirche nichts am Hut hat und nur dem Fest dient), Schützenfest, Sportveranstaltungen… in ähnlicher Form. Und ich denke, es gehört auch zur Toleranz in einer Gesellschaft, so etwas hinzunehmen, selbst wenn man selber nichts damit anfangen kann.
Frohe Ostern,
Martinus
Die Diskussion läuft in die falsche Richtung! Ich muß wohl dazusagen, daß ich trotz Ruhestand noch sehr aktiv in meinem Nebenberuf als
Kirchenmusiker
tätig und dadurch als Organist und Chorsänger unmittelbar betroffen bin. Was mich stört, ist nicht die laute Musik - ich haue selber gern stark in die Tasten, - sondern der
Widerspruch
zwischen der liturgischen Anweisung zur Stille und der lauten Passionsmusik am Karfreitag. Ich darf als Organist ebenso wie die Glocken am Karfreitag nur ganz dezent oder garnicht spielen, andererseits dürfen Chor+Orchester mit voller Kraft loslegen.
Gruß!
Friedrich