Stilmittel in Gryphius' 'Ebenbild unseres Lebens'

Hallo ihr Lieben.

Ich habe am Freitag eine Klausur über das Gedicht „Ebenbild unseres Lebens“ von Andreas Gryphius geschrieben (Deutsch LK, Stufe 12).

Nun habe ich mich gerade mit einer Freundin ausgetauscht, die mit mir zusammen die Klausur geschrieben hat.
Sie ärgert sich darüber, dass ihr so wenig Stilmittel aufgefallen sind.
Wir haben einen kurzen „Vergleich“ durchgeführt und festgestellt, dass wir völlig unterschiedliche Stilmittel gefunden haben.

Nun stelle ich mir die Frage, ob ich bei meiner Suche und Bezeichnung der Stilmittel wirklich total daneben lag, oder ob ich eventuell Recht habe.

Hier erstmal das Gedicht:

Andreas Gryphius - Ebenbild unseres Lebens

Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil1 er allhie lebt
im Schauplatz dieser Welt; er sitzt, und doch nicht feste.
Der steigt, und jener fällt, der suchet die Paläste
und der ein schlechtes Dach; der herrscht, und jener webt.

Was gestern war, ist hin; was itzt das Glück erhebt,
wird morgen untergehn; die vorhin grüne Äste
sind nunmehr dürr und tot; wir Armen sind nur Gäste,
ob2 den’ ein scharfes Schwert an zarter Seide schwebt.

Wir sind zwar gleich am Fleisch, doch nicht vom gleichem Stande:
Der trägt ein Purpurkleid, und jener gräbt im Sande,
bis nach entraubtem Schmuck der Tod uns gleiche macht.

Spielt denn dies ernste Spiel, weil es die Zeit noch leidet,
und lernt, dass wenn man vom Bankett des Lebens scheidet,
Kron, Weisheit, Stärk und Gut sei eine leere Pracht!

Hier unsere Vorschläge für Stilmittel:

„Kron, Weisheit, Stärk und Gut“ > Aufzählung
„Der Mensch/Der steigt“ > Anapher - Ich hab die ganze erste Strope betrachtet und mich dann auf einen Parallelismus festgelegt.
„das Spiel der Zeit“ > Metapher
„was itzt das Glück erhebt“, „der Tod uns gleiche macht“, „die Zeit noch leidet“ > Personifikation
„der suchet die Paläste und der ein schlechtes Dach“ > Ellipse

Besonders bei den ganzen Sachen um die Personifikation bin ich mir im Nachhinein unsicher. Das Glück kann zwar eigentlich nichts „erheben“, aber eventuell habe ich diesen Vers falsch verstanden und das „erhebt“ bezieht sich auf etwas anderes.

Was würdet ihr sagen?
Bei welchen Stilmitteln könnte ich sozusagen „ins Klo gegriffen“ haben?

Vielen Dank für die Hilfe.

Liebe Grüße
Anna

Wir haben einen kurzen „Vergleich“ durchgeführt und
festgestellt, dass wir völlig unterschiedliche Stilmittel
gefunden haben.

Das ist denke ich völlig normal, man muss die Stilmittel halt vernünftig begründen, d.h. es muss quasi zur Zeit passen. Du kannst in jedem gesprochenen Wort oder Text irgendwelche Stilmittel finden. Wer erklären oder begründen kann, was damit bezweckt werden könnte, hat quasi Recht :wink: Es muss natürlich im Gesamtkonzept einigermaßen schlüssig rüberkommen.

Nun stelle ich mir die Frage, ob ich bei meiner Suche und
Bezeichnung der Stilmittel wirklich total daneben lag, oder ob
ich eventuell Recht habe.

Wie gesagt, bei so einer Analyse gibts kein „richtig“ oder „falsch“.

Hier unsere Vorschläge für Stilmittel:

Besonders bei den ganzen Sachen um die Personifikation bin ich
mir im Nachhinein unsicher. Das Glück kann zwar eigentlich
nichts „erheben“, aber eventuell habe ich diesen Vers falsch
verstanden und das „erhebt“ bezieht sich auf etwas anderes.

Das stammt doch aus der Zeit des Barock? Personifikationen sind da eigentlich üblich gewesen. Gedichte aus der Zeit sind m.E. für den „Schulgebrauch“ sehr leicht zu analysieren, weil sie alle in etwa auf das gleiche abzielen und immer nach dem gleichen Schema ablaufen.

Was würdet ihr sagen?
Bei welchen Stilmitteln könnte ich sozusagen „ins Klo
gegriffen“ haben?

Wenn dir selbst die Begründung für ein Stilmittel schlüssig vorkommt, dann ist es in Ordnung. Soll mal einer das Gegenteil behaupten :wink:

Wichtig ist jedoch, dass man sich nicht in der Suche nach Stilmitteln verrennt. Es sollte vielmehr dazu dienen, einen Anhaltspunkt zu geben, wie man das ganze Gedicht verstehen soll, bzw die Intentionen des Autors klarmachen. Du kannst dich dusselig suchen an Stilmitteln, aber das wird dir am Ende nichts bringen.

Ich hatte auch DeutschLK und ich hatte immer mit am wenigsten Stilmittel herausgesucht, diese dann aber gut in den Kontext gestellt. Das reicht dann völlig.

Grüße

Laralinda