Hallo
Mich würde es mal sehr interessieren, wieso die CDU und SPD so
stark an Wählern und Stimmen verloren hat. vorallem in den
letzten Jahren. Könnt ihr mir einige Gründe dafür nennen?
Von der Mitte der 50-er Jahre bis zum Ende der 70-er Jahre gab es in Deutschland drei Parteien. Der Rest existierte wohl, war aber immer „Sonstige“. Einzige Ausnahme war Ende der 60-er Jahre die NPD.
Weil jetzt zwei Parteien hinzugekommen sind (Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke), haben selbstverständlich die etablierten, und hier im Besonderen die großen Parteien verloren. Es gibt nun mal nicht mehr als 100% insgesamt zu vergeben.
Die Welt ist komplexer geworden. Viele Fragen müssen gestellt werden, die schon selber von vielen Bürgern nicht mehr verstanden werden. Auch die Antworten, die die „Experten“ geben, sind oftmals komplex und für den Durchschnittsbürger unverständlich.
Beispiel: Ist Atomkraft nun gut oder nicht? Es hat doch keine CO2-Emissionen! Ja, aber die Endlagerung und die immerwährende Gefahr eines GAUs? Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit eines GAUs? Und betrifft uns die Endlagerung, die doch so abstrakt erscheint?
Darauf gibt es keine Schwarzweißantwort. Viele Bürger wollen aber einfache Antworten, weil sie einfach keine Experten sind, sein können und sein wollen. Die etablierten Parteien, die nun mal versuchen, nicht immer populistisch zu sein (hach, welch diplomatische Formulierung , können aber nicht die gewünscht einfache Antwort liefern.
Darum verlieren viele Menschen das Interesse an Politik und verweigern sich. Oder sie wählen Helga Zepp-La Rouche (mein Lieblingsbeispiel für Deppen in der Politik).
Und somit verlieren gerade die großen Parteien an Stimmen und Wählern.
Zudem interessiert mich, wieso beide Parteien nicht mehr ihre
GRundprinzipien vertreten. Ursprünglich, haben beide Parteien
bestimmte „Menschen“ angesprochen nun ist alles viel
weitgehender. Was sind die Gründe dafür?
Das stimmt so aber gar nicht.
Während das „Zentrum“ der Weimarer Republik sehr wohl eine Partei mit einer definierten Zielgruppe war (Katholiken), hat sich die CDU/CSU immer als überkonfessionelle Volkspartei verstanden. Die Einschränkung auf christliche Werte ist in einer christlich geprägten Gesellschaft keine echte.
Die SPD versteht sich spätestens seit dem Godesberger Parteitag 1958 ebenfalls nicht mehr als Klassen-, sondern als Volkspartei. Insofern ist bei beiden Parteien seit den 50-er Jahres „alles viel weitgehender“, um deine Formulierung aufzugreifen.
Zwar habe ich kürzlich in der Diskussion auf Phoenix gehört, dass der Trend wieder zu Interessenparteien gehe (die FDP wurde als Beispiel genannt), aber dieser Trend ist für das Parteiensystem und nicht zuletzt für die Demokratie als solches meines Erachtens sehr gefährlich.
Ach, und zu den Grundprinzipien:
Diese müssen sich einerseits wandeln im Laufe der Zeit. Sei es, weil sie nicht mehr gefragt sind (Verstaatlichung von Produktionsmitteln z. B.; Freiheit oder Sozialismus), sei es, weil sie nicht mehr anwendbar sind. Meine Einschätzung ist, dass die heutigen politischen Fragen oftmals nicht mehr ideologisch beantwortet werden können, sondern eher auf Basis von Expertenwissen (Konsequenzen unseres Tuns). Und in so einer Situation haben Grundprinzipien weniger Platz.
Wieder das Beispiel Atomkraft. Weder eine soziale noch eine christliche Einstellung verrät dir, ob du für oder gegen Atomkraft sein sollst, oder für oder gegen Laufzeitverlängerung. Du musst die Fakten betrachten: Risiken, Gewinne, Konsequenzen auf erneuerbare Energien, … Die Fakten sind aber unabhängig von den Grundprinzipien einer Partei. Nur noch die Interpretation der Fakten steht dir frei.
vorraus!
voraus. Immer noch voraus, bitte.
Gruß Bombadil2