Stimmstabiles Klavier

Servus!

Ich habe den Wunsch, irgendwann einmal ein Hammerklavier der Frühklassik (auch als Nachbau) zu besitzen. Diese haben noch keinen Metallrahmen; alles Holz und auch entsprechend leicht.
Jetzt mache ich mir Gedanken, wie es mit dem Halten der Stimmung ist. Wahrscheinlich müssen die im Vergleich zu heutigen Klavieren viel öfter nachgestimmt werden? Bei Cembali sieht man es mitunter, daß sie noch vor dem Konzert oder in den Pausen dran drehen…

Hat jemand Erfahrung, wie es damit ist?

Beste Grüße!
Naseweis

Guten Abend!

Ich habe den Wunsch, irgendwann einmal ein Hammerklavier der
Frühklassik (auch als Nachbau) zu besitzen. Diese haben noch
keinen Metallrahmen; alles Holz und auch entsprechend leicht.

Aus technischer Sicht und nach heutigem Maßstab war das von Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängiger Murks, alles andere als stimmstabile Instrumente.

Jetzt mache ich mir Gedanken, wie es mit dem Halten der
Stimmung ist. Wahrscheinlich müssen die im Vergleich zu
heutigen Klavieren viel öfter nachgestimmt werden?

Eine Klavierstimmung ohne längere Anfahrt kostet um die 75 € bei einem zeitgemäßen Instrument. Bei einem Holzrahmen beeinflusst aber bereits die mechanische Spannung der Saiten die Dimension und Geometrie des Stimmstocks. Solche Instrumente sind zuweilen überhaupt nicht ordentlich stimmbar. Man dreht an der mech. Spannung einer Saite und verändert damit die mech. Spannung, also die Stimmung, aller anderen Saiten - grauenvoll. Dreht dann der Klavierstimmer dem Instrument nach mühevoller Arbeit mit halbwegs akzeptablem Ergebnis (was an der lausigen Technik des alten Instruments, aber nicht am Klavierstimmer liegt) den Rücken zu, kann er gleich wieder von vorn beginnen, weil das olle Ding schon wieder verstimmt ist.

Tue dir den Gefallen und lasse die Finger von dem antiken Zeug, sofern es um ein bespielbares Instrument und nicht nur um ein Schaustück geht. Weil du das rel. geringe Gewicht der alten Holzrahmenkonstruktionen erwähnst, scheint das ein wichtiger Aspekt zu sein. Dann solltest du dich nach einem modernen elektrischen Klavier von z. B. Yamaha umsehen. Mögen auch manche (in meinen Augen und Ohren spinnerten) Puristen vielleicht den Mund verziehen, aber diese Instrumente müssen sich hinter herkömmlichen Klavieren nicht verstecken.

Alte Holzrahmenklaviere taugen wunderbar als Staubfänger, von mir aus als Schaustücke. Ein paar Museumsexemplare mögen zum Angucken und als Beispiele früherer Stände des Instrumentenbaus eine Daseinsberechtigung haben. Ansonsten sollte man sie in ofengerechte Stücke zerlegen.

Gruß
Wolfgang

Danke, das kann ich mir auch vorstellen, was Wolfgang hier schreibt. Er hält wohl nur was von modernen Klavieren, aber was macht man, wenn man den Klang eines alten „Hammerklaviers“ möchte?

Ist das wirklich nur was für verstiegene Liebhaber, die selbst stimmen oder sich das dauernd leisten können?

Vielleicht kann sich noch mal jemand melden, der mit solchen Instrumenten selbst Umgang hat?

Klang(körper)/ ‚spinnerte Puristen‘
Hallo,

ich kenne tatsächlich keinen Musiker (außer verstiegenen Liebhabern oder Hammerklavier-Spezialisten), der sich ein Hammerklavier privat anschaffen würde. Im Gegensatz zu einem Cembalo (das zwar auch ständige Stimmung braucht - ein Cembalist lernt im Grunde das Stimmen seines Instruments gleich mit) ist bei einem Hammerklavier die Tonerzeugung und damit der Klang kaum anders als bei einem modernen Klavier. Es ist im Grunde ein altes Klavier, das einfach ein bisschen „weniger“ kann als ein modernes. Für eine Spezialisierung auf das Instrument ist das Hammerklavier wohl einfach nicht anders genug als ein modernes, aber in seiner Pflege unglaublich aufwändiger.

Ist das wirklich nur was für verstiegene Liebhaber, die selbst
stimmen oder sich das dauernd leisten können?

ich schätze, ja.

Ich habe jetzt zwar nicht viel zu Deiner Frage beizutragen, möchte aber nochmal eingehen auf den unten aufgekommenen Satz, Menschen mit Abneigung zu Digitalklavieren seien „spinnerte Puristen“.
Wertlegung auf ein Instrument mit mitschwingendem Klangkörper hat nichts mit Purismus zu tun und ist schon gar nicht spinnert. Nicht jeder Laie braucht unbedingt ein mechanisches Klavier, aber es für jeden wichtig, für den Klavierspielen ein bisschen hinausgeht als über das Treffen richtiger Töne, für jeden, für den Klavier ein Instrument ist, das greifbare, in der Luft schwingende Töne und durch spezielle Anschlagstechniken tatsächlcih gestaltbare Klänge produziert.
Ein mechanisches Klavier hat nun einmal einen ganzen Klangkörper aus Holz, der bei jedem Ton schwingt. Bei einem mechanischen KLavier kann man Töne unter seinen Fingern und Armen formen. Auch Anfänger können das. Viele Leute, die zuhause ein hochwertiges digitales Klavier haben, haben ein anderes, lebendigeres, „wärmeres“ Gefühl, wenn sie auf einem (halbwegs guten) mechanischen Klavier spielen.

Ich tu mich schwer, zu begreifen, warum man heute so viel Wert legt auf qualitativ hochwertigstes Heim-Audiozeug, aber bei einem Instrument, wo man den Ton selber gestaltet, Imitation gut genug ist. Auch würde keiner auf die Idee kommen, einem Geiger für seine normalen Stücke oder Übungen eine E-Geige in die Hand zu drücken mit dem Satz „sind doch alle Saiten drauf, und laut und leise geht auch, also reicht doch.“
Klavierklang wird nicht so unmittelbar produziert wie der anderer Instrumente. Aber er WIRD produziert, eigenhändig, und das geht in seiner gesamten Fülle nur auf Instrumenten mit schwingendem Klangkörper.

Und ja, ich kenne die guten neuen Digitalpianos. Ich weiß, dass sie zu etlichem in der Lage sind und auch sehr echt klingen können. Bei einer Aufnahme würde es mir auch u.U. schwerfallen, ihren Klang von dem eines mechanischen zu unterscheiden. Aber das Spielgefühl ist in keinster Weise das gleiche.
Und ein Digitalpiano einem mechanischen vorzuziehen mit dem Argument des (angebliche teuren und umständlichen) Stimmens, ist wirklcih seltsam. Wenn es um den Transport geht oder um Aufnahmemöglichkeiten, dann ok, aber das Stimmen kostet einmal aller 3-5 Jahre 70 Euro. Das ist echt nicht viel.

2 Like

Hallo,

ja ein Klavier ist ein Klavier, DA stimme ich dir zu und im Musikladen macht das Spielen auf einem Flügel auch echt Spaß;

Aber für zu Hause eben Digital, wegen der erforderlichen Nachtruhe meiner Mitbewohner :wink:
DAS ist ist für mich halt DAS Argument für ein DigitalPiano…

Gruß Jörg

Moin,

Aber für zu Hause eben Digital, wegen der erforderlichen
Nachtruhe meiner Mitbewohner :wink:
DAS ist ist für mich halt DAS Argument für ein
DigitalPiano…

warum dann nicht ein Silent Piano?!
z.B. http://de.yamaha.com/de/products/musical-instruments…

Da hat man beides,

Gandalf

Prima, danke für Eure Hinweise!

Aber mal unabhängig von den Problemen: Der Unterschied im Klang ist doch gewaltig, zwischen „Hammerklavier“ (Holzrahmen, Wiener Mechanik) und einem „modernen“.

Hat vielleicht jemand einen Tip, wonach ich bei „modernen, stimmstabilen“ Klavieren suchen könnte, daß sie dem Klang des Klaviers der Frühklassik näher kommen als die modernen mit dem „romantischen“ Klang? Irgendwelche besonderen Bauweisen oder so…?

Beste Grüße!
Naseweis

Moin,

total toll (ehrlich jetzt) , aber für MICH rausgeschmissenes Geld, da ich zu 85% irgendwann zwischen 22:00- 03:00 Uhr spiele. Ich würde es schlicht nicht nutzen…
Dazu dann doch zu teuer…

Jörg

hi

Aber mal unabhängig von den Problemen: Der Unterschied im
Klang ist doch gewaltig, zwischen „Hammerklavier“ (Holzrahmen,
Wiener Mechanik) und einem „modernen“.

Jaja, natürlich, aber was ich sagen wollte, bezog sich auf den Vergleich mit dem Cembalo, und warum etliche Musiker Cembali zuhause haben oder für Konzerte nutzen, Hammerklaviere jedoch nicht.
Cembalo hat ja einen Zupfklang, der ganz anders eingesetzt wird, sowohl als Soloinstrument, als (und vor allem) auch im Orchester. Deswegen ist ein Cembalo quasi unverzichtbar. Ein Hammerklavier, das kaum als Orchesterinstrument eingesetzt wird, hat ja schon Anschlagsklang, also wie ein heutiges Klavier, nur eben viel dünner, leiser, etwas klappriger. Es ist im Grunde ein noch nicht weit entwickeltes Klavier. Man kann auf ihm eigenltich auch nur begrenztes Wiener-Klassik-Repertoire spielen, weil es für alles, was danach fürs Klavier geschrieben wurde, schlicht zu dünn und auch zu klein ist.
Also wenn man nicht die ganze Zeit nur Mozart oder Haydn oder Beethoven spielen will, ist Hammerklavier für alles andere eher frustrierend. Man hat die Töne immer etwas weniger „im Griff“ als auf einem neuen, und es kommt eben nicht so viel raus. Während man Mozart und Haydn sehr wohl auf einem heutigen Klavier auch so spielen kann, dass es dem delikaten Charakter der damaligen Zeit entspricht.
Auch wenn natürlich der Klang nicht ganz der gleiche ist.
Deswegen legen sich wohl nur absolute Cracks, die selber stimmen können, auf ein Hammerklavier fest.

Hat vielleicht jemand einen Tip, wonach ich bei „modernen,
stimmstabilen“ Klavieren suchen könnte, daß sie dem Klang des
Klaviers der Frühklassik näher kommen als die modernen mit dem
„romantischen“ Klang? Irgendwelche besonderen Bauweisen oder
so…?

Vielleicht fragst du mal in einem Klavierhaus, möglich, dass die etwas wissen.

grüße
j