Habe im Internet eine Studie gefunden, dass Frauen angeblich fast nie heterosexuell wären, sondern meist bi-, wenn nicht homosexuell. Was ist da wirklich dran? Hoffe auf viele Antworten der Frauenwelt
Alle Menschen sind psychologisch im Kern bisexuell, auch wenn sie im tatsächlichen Verhalten dann mehr oder minder stark festgelegt sind.
M.E. ist bei Frauen das gesellschaftliche Homosexualitäts-Tabu schlicht nicht so stark wie bei Männern, so dass auf ihnen auch nicht von klein auf so viel Druck lastet, die Homosexualität auch innerpsychisch so stark zu „verdrängen“, dass sie dann höchstens in Träumen, Fehlhandlungen und -als Reaktionsbildung- im Hass auf Homosexuelle wieder zum Vorschein kommen kann.
Wenn du über eine konkrete Studie reden möchtest, musst du sie verlinken, sonst lässt sich nur ziellos herumlabern. Wir sind hier aber ein Wissens- und Expertenforum! (#lautlach#)
Gruß
F.
Hallo,
manchen Menschen ist es egal ob die Person die man erregend oder erotisch findet ein anderes, oder das eigene Geschlecht hat. Wieso „muss“ das Objekt der Begierde immer aus dem anderen Geschlecht kommen? Als Frau kann ich andere Frauen erregend, schön, erotisch finden, ohne zwangsläufig mit ihnen Sex haben zu wollen.
Die Studie hat angeblich die Erweiterung der Iris gemessen bei über 300 (nicht gerade eine wirklich repräsentative Zahl) Frauen, denen Bildern mit männlichen und weiblichen Personen gezeigt wurden. DAS lässt für mich nur den Schluß zu - Erotik liegt immer im Auge des Betrachters.
Evtl. sind Frauen sind in der Bezeihung lockerer als einige Männer.
Richtig interessant wäre die Untersuchungsergebnisse von Männern zu erfahren. Aber davon steht ja nichts in der Studie. Zu schade auch. Vielleicht wäre es da genauso.
Viele Grüße
Helena
Sagt wer? Wenn das eine konkrete Studie sein sollte, solltest Du sie ebenfalls verlinken.
Ich bin, was Sexualität betrifft, ein großer Freund von Individualität. Deshalb stehe ich jedem Versuch, irgendeine sexuelle Orientierung als „grundsätzlich sind alle Menschen so“ festzulegen, sehr skeptisch gegenüber.
Verstehe mich bitte nicht falsch: Ich bin BDSMler, und meine Stammkneipe in München ist, obwohl ich Hete bin, der Ochsengarten. Du wirst Dich also schwer tun, mir irgendeine Form von Homophobie zu unterstellen. Nichtsdestotz glaube ich nicht, dass alle Menschen „Im Kern bisexuell“ sind.
Gruß,
Max
Genau darum kann ich deinen Vorbehalt gegen meinen Satz „Alle Menschen sind psychologisch im Kern bisexuell, auch wenn sie im tatsächlichen Verhalten dann mehr oder minder stark festgelegt sind“ NICHT verstehen, denn gerade dann, wenn ich „im Kern“ eine unfestgelegte primäre Bisexualität annehme, ist jegliche Form des gelebten Sexualverhaltens einzig über die individuelle Lebensgeschichte zu verstehen.
Gruß
F.
Mit anderen Worten: Jeder Mensch hätte von Geburt an die Möglichkeit zu jeder sexuellen Orientierung, wird aber erst durch seine Erziehung, Prägung, Umwelt, Lebenserfahrung etc. zum Homosexuellen, Heterosexuellen, Bisexuellen? Ein gefährliches Pflaster, das Du da betrittst. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zu der Ajsicht, man könne eine sexuelle Orientierung nachträglich heilen. Und es ist auch nur ein kleiner Schritt zu den Ansteckungstheorien, wie sie derzeit auch in Russland vertreten werden: Öffentlich schwul zu sein bringt andere dazu, ebenfalls schwul zu sein. (Nein, das hast Du nicht geschrieben. Aber es schadet nicht, dass was man schreibt, mal bis in letzer Konsequenz durchzudenken.)
Ein paar Gedanken dazu kannst Du bei Wikipedia nachlesen:
Die Enstehung sexueller Orientierungen ist ein höchst umstrittenes Gebiet, auf dem so gut wie nichts berwiesen ist - insofern ist deine Behauptung, jeder Mensch sei im Kern bisexuell, mehr eine gewagte Behauptung als eine Tatsache.
Ich persönlich glaube nicht, dass jeder Mensch im Kern bisexuell ist. Ich bin sogar überzeugt davon, dass es Menschen gibt, die von Geburt an im Kern hundertprozentig homosexuell oder heterosexuell sind.
Gruß,
Max
Naja, so in etwa.
Wobei ich da schon auch an „härtere“ Faktoren wie etwa die frühen Beziehungserfahrungen denke. Aber egal.
Nein, das wäre ein fürchterlich großer Schritt, weil das Konzept der „Heilung“ (und diese damit verbundene Normativität ist doch das Problem, nicht die Veränderbarkeit als solche) überhaupt nicht in dieser Grundannahme einer primären Bisexualität steckt.
Die „Ansteckungstheorie“ mag in der Tat eine (sehr verflachte) Konsequenz der von mir vertretenen Grundannahme sein.
Die Heteronormativität, die hinter dieser „russischen Position“ steht (und schon rein begrifflich aus einer neutralen „Beeinflussungstheorie“ eine hypochondrische „Ansteckungstheorie“ macht), die ist aber nicht nur nicht eine mögliche Konsequenz, sondern sie ist ganz im Gegenteil überhaupt nicht vereinbar mit dieser Grundannahme.
Sehr wohl vereinbar ist die Heteronormativität aber mit jeglicher Grundanahme einer „angeborenen festgelegten Sexualität“. Da ist dann leicht (schon auf Grund der deutlichen zahlenmäßigen ‚Ungleichverteilung‘) eine „normale“ und eine „minderwertige“ oder „kranke“ zu behaupten. Wenn sich das „Kranke“ dann auch noch nicht heilen lässt, muss man es ausrotten, wenn eine Gesellschaftsform es nicht ertragen will.
Ich ziehe auch Konsequenzen (die natürlich auch nicht „deine“ sind; ist mir schon klar) … und behaupte, dass aus jeglicher Grundannahme repressive Konsequenzen gezogen werden können.
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Die Frage, wie sehr spekulativ oder wie sehr empirisch zugänglich solche Grundannahmen überhaupt sind, ist sinnlos, sofern diese Grundannahmen nicht in die dazugehörigen Theoriegebäude eingebettet sind.
Gruß
F.