Hossa
Stell dir vor, du hast eine Menge mit n Elementen (z.B. die 49 Lotto-Kugeln). Aus dieser Menge sollen k Elemente ohne Zurücklegen gezogen werden (z.B. 6 Lotto-Kugeln). Dann beschreibt „n über k“ die Anzahl der Möglichkeiten, die du dafür hast. Mathematisch schreibt man das so:
\binom{n}{k}
Um eine Formel zur Berechnung von „n über k“ zu gewinnen, überlegt man sich, was passiert, wenn man nicht nur n Kugeln zur Auswahl hat, sondern eine Kugel mehr. Oder anders ausgedrückt, wie viele Möglichkeiten gibt es, aus einer Menge von (n+1) Kugeln genau k ohne Zurücklegen auszuwählen?
\binom{n+1}{k}=\mbox{?}
Das klingt zunächst komplziert, jedoch braucht man nur 2 Fälle zu unterscheinden…
- Fall: Die neu dazu gekommene Kugel wird nicht gezogen. Dann müssen alle k Kugeln aus den alten n Kugeln gezogen werden. Die Anzahl der Möglichkeiten dafür kennen wir schon:
\binom{n}{k}
- Fall: Die neu dazu gekommene Kugel wird gezogen. Dann müssen aus den alten n Kugeln genau (k-1) Kugeln gezogen werden. Die Anzahl der Möglichkeiten dafür ist:
\binom{n}{k-1}
Insgesamt beträgt also die Anzahl der Möglichkeiten, aus (n+1) Kugeln genau k zu ziehen:
\binom{n+1}{k}=\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}
Das kann man graphisch sehr schön im sog. Pascal’schen Dreieck darstellen:
n=0: 1
n=1: 1 1
n=2: 1 2 1
n=3: 1 3 3 1
n=4: 1 4 6 4 1
n=5: 1 5 10 10 5 1
n=6: 1 6 15 20 15 6 1
n=7: 1 7 21 35 35 21 7 1
n=8: 1 8 28 56 70 56 28 8 1
An die äußeren Ränder kommt immer eine 1. Die inneren Werte ergeben sich nach der gerade gefundenen Regel:
\binom{n+1}{k}=\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}
Der Wert an Position k in der Zeile (n+1) [„n+1 über k“] ist gleich der Summe aus dem Wert an Position k in Zeile n [„n über k“] und dem Wert an Position k-1 in der Zeile n [„n über k-1“]. Oder einfacher: Er werden einfach die beiden Zahlen dadrüber addiert. Wichtig ist hierbei, dass man sowohl für n als auch für k bei 0 anfängt zu zählen.
Daran kannst du die Werte für „n über k“ direkt ablesen. Zum Beispiel ist in der Zeile n=4 an der Position k=2 der folgende Wert abzulesen:
\binom{4}{2}=6
Analog ist z.B.:
\binom{7}{3}=35\quad\mbox{oder}\quad\binom{8}{6}=28
Diese Werte „n über k“ heißen übrigens Binomialkoeffizienten.
Beachte bitte die beiden Randbedingungen mit den Einsen. Am rechten Rand steht immer eine 1, denn aus n Kugeln habe ich genau 1 Möglichkeit n Kugeln auszuwählen. Am linken Rand steht auch immer eine 1. Das ist zunächst verwirrend, weil es bedeutet, dass man genau 1 Möglichkeit hat, aus n Kugeln null auszuwählen. Gemeint ist hier, dass die gewählte Menge dann die leere Menge ist, und die leere Menge ist in der Mathematik per Definition auch eine Menge.
Für große Zahlen, z.B „49 über 6“ möchte man sich sich das Pascal’sche Dreieck nicht wirklich aufmalen. Das braucht man auch nicht, denn es gibt eine geschlossene Formel zur direkten Berechnung, die alle 3 folgenden Randbedingungen erfüllt:
\binom{n+1}{k}=\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}\quad;\quad\binom{n}{0}=1\quad;\quad\binom{n}{n}=1
Diese Formel lautet:
\binom{n}{k}=\frac{n!}{k!\cdot(n-k)!}
wobei n!=1*2*3*4*5*…*n das Produkt der ersten n natürlichen Zahlen darstellt. 0! ist dabei per Definition gleich 1.
[Zur Übung kannst du ja mal nachprüfen, ob die Formel die 3 Randbedingungen tatsächlich erfüllt?!]
Viele Grüße
Hase