Hallo, Alexander und Nastaly,
die Herkunft bzw. ursprüngliche Bedeutung des Begriffs ist wegen der unterschiedlichen und teilweise widersprüchlichen Angaben in etymologischen Wörterbüchern wohl nicht eindeutig zu ermitteln.
Die Verben „stören“, „storgen“, „stö/erzen“, „sturen“ etc. erscheinen jedenfalls stets (auch) mit der Bedeutung „bewegen“ im weiteren Sinne.
Adelung schreibt zu „stören“:
„Daß es vor Zeiten auch für gehen, wandern gebraucht worden, erhellet auch aus dem noch Oberdeutschen Intensivo sterzen, störzen, im Lande herum wandern, daher ein Landstreicher daselbst ein Landstörzer heißt…
… Intensiva und Frequentativa davon sind in dieser Bedeutung die in den gemeinen Sprecharten üblichen stirlen, störlen, sturlen, storgen …
Hierher gehöret auch die bey den Handwerkern übliche Bedeutung, wo stören so viel ist, als in dasselbe pfuschen, ein Pfuscher seyn, nicht in der folgenden Bedeutung, als wenn es eigentlich hieße, die guten Ordnungen des Handwerkes, dessen Vorrechte stören, sondern ohne Zweifel von stören, so fern es ehedem auch herum gehen, wanden bedeutete, und das Stammwort von dem schon gedachten sterzen ist. Daß diese Ableitung die wahrscheinlichste ist, erhellet aus dem bey dem Pictorius befindlichen Hauptworte Stör, welches er durch die Arbeit eines Handwerkers außer dem Hause erkläret; auf die Stör gehen, außer dem Hause arbeiten, eigentlich auf die Wanderschaft gehen. Weil die Pfuscher gemeiniglich im Lande herum wandern, oder doch außer ihrem Hause arbeiten, so hat daher das Zeitwort stören die Bedeutung des Pfuschens bekommen. Daher der Störer, im Oberd. Störger, ein Pfuscher, in der Schweiz Schübler; die Störerey, in den gemeinen Sprecharten die Pfuscherey.“
http://www.zeno.org/Adelung-1793/A/St%C3%B6ren
Vgl. dazu Schmeller:
„sich … Arbeit verschaffen durch Hausieren oder Herumziehen von Ort zu Ort“
http://mdz10.bib-bvb.de/~db/bsb00005027/images/index…
beim Kluge heißt es "Herkunft
unklar, möglicherweise aufzufassen als „Störung der
Zunftordnung“ (Zitat Ende). Diese Herleitung glaube ich
perönlich aber nicht.
Zum Verb „stören“ schreibt Kluge:
„…Dazu mit Ablaut ae. styrian[*], mhd stür(e)n »bewegen, stören« …“
http://books.google.de/books?id=cWdyl9Xx-5cC&printse…
[*] daraus übrigens englisch to stir (sich) bewegen
Weitere Quellen:
„stören, … 3) alt u. oberd. f. umherziehen, im Lande herumwandern (vgl. storgen, störzen), insbes. Handw. gegen die Handwerksordnung durch Hausiren od. Herumziehen sich Arbeit verschaffen; daher auch f. pfuschen;…“
„storgen, … (vgl. stören 3), oberd. f. im Lande herumziehen;
der Storger, … f. herumziehender Handwerker, Pfuscher; Landfahrer, Hausirer, Quacksalber, Marktschreier; …“
http://books.google.de/books?id=xykSAAAAIAAJ&pg=PA11…
"… anzusetzen ist wohl ahd. *storjan, storigen, mhd. störn, storgen, woher auch storg’n,sw. vb. (Nürnberg) im lande herumfahren, storga’, m., hausierer, quacksalber, Zahnarzt Schmeller 111,657 (wo er auf stör rückdeutet und also das richtige ahnt)
http://books.google.de/books?id=UkMNAAAAYAAJ&printse…
und
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…
Da aber weder Schmeller,
noch Pfeiffer oder Kluge dieses Wort „Steuer“ mit dem hier zu
behandelnden „Stör“ (= Wanderschaft) in Verbindung bringen,
kann ich nur spekulieren, ob es A) nur aus Platzgründen weg
gelassen wurde oder B) tatsächlich keine Verbindung der Wörter
besteht oder C) eine Verbindung zwar real besteht, die nur
bisher noch niemand beschrieben hat.
Einen entsprechenden Hinweis konnte ich bisher auch nicht finden.
Gruß
Kreszenz