Strassenkinder

Liebe/-r Experte/-in,
Ich bin in Zürich am Gymnasium und mache dieses Jahr meine Matur. Mein Thema sind Strassenkinder in Brasilien. Ich war selber 2 Wochen in São Paulo und habe dor 2 Wochen in einem Kinderheim verbracht.
Ich habe aber trotzdem noch einige Lücken und kann die Informationen dazu nicht beschaffen.
ich verstehe die Todesschwadronen nicht ganz. Also ich habe herausgefunden, dass die Todeschwadronen von den reicheren Leuten engagiert werden um die Strassenkinder zu töten, und dass die meisten Todesschwadronen Polizisten etc sind. Wenn jetzt aber ein Polizist einfach so Kinder tötet, ohne bestimmten Auftrag, ist er dann ein Todesschwadron oder einfach ein schrecklicher Polizist?
Kannst du mir dabei vielleicht helfen?
Wäre dir wirklich sehr dankbar.
Liebe Grüsse Nathalie

Liebe Natalie,

Deine Frage ist sicherlich nicht ganz einfach zu beantworten.

Die eigentlichen Todesschwadronen entstanden zu Zeiten der Militärdiktatur, als Polizisten, Geheimdienstler und Militärs zunächst Opossitionelle „beseitigen“ sollten. Obwohl dies natürlich auch während der Diktatur illegal war, wurde dies vom Regim egedeckt, die Täter wurden nicht bestraft.

Mit der Zeit weiteten sich diese Taten im rechtsfreien Raum aus, da eine Kultur der Straflosigkeit entstand. Zum Teil wurden nun Auftragsmorde (z.B. an Straßenkindern) durchgeführt, zum Teil erfolgten diese aus eigenem Antrieb, da die Täter sich im Recht sahen, die Gesellschaft von unliebsamen „Elementen“ zu „befreien“. dies konnten neben Oppositionellen eben auch Straßenkinder, Menschen mit Behinderung, Bettler, Homosexuelle und wer sonst noch nicht in ihr Weltbild passte, sein.

Mit der Demokratisierung trat der politische Auftrag in den Hintergrund (auch wenn es nach wie vor politische Morde in Brasilien gibt) und die Idee der „Säuberung der Gesellschaft“ spielte eine immer größere Rolle. Die Grupo de Exterminio genannten Gruppen bestehen längst nicht nur aus Polizisten und Militärs, allerdings spielen diese immer noch eine große Rolle, was sich vor allem auch während der Gewaltexzesse der letzten Jahre (Vorfälle in Rio und Sao Paulo schafften es auch in die europäischen Medien) zeigte. Die Grenze zwischen dem „schrecklichen Polizisten“ und dem Angehörigen einer Todesschwadron ist dabei sicherlich fließend. Er/sie (auch wenn Frauen sicherlich in der Minderheit sind) ist im Beruf Polizist, in der Freizeit Angehöriger einer Todesschwadron.

Vielleicht hast Du den Film Tropa de Elite gesehen, bei dem die Polizei auch einfach auf Verdacht hin mordet. Dabei wird ziemlich deutlich, wie die Grenze zwischen Recht und Unrecht verschwindet.

Ich hoffe, Dir etwas geholfen zu haben, Michael

PS: Wenn Du noch Infos zum Thema suchst, schau mal auf dre Seite „meines“ Vereins: www.rua-ev.de

Strassenkinder
Danke viel mal für Ihre Antowort, sie hat mir sehr wetergeholfen, ich hätte nun aber noch mal eine Frage. Was genau haben die Kinder eigentlich für Zukunftsaussichten wenn sie ihr Leben auf der Strasse verbringen? Und was verändert sich wenn sie durch eineHilfsorganisation aufgenommen werden? inwiefern bietet ihnen diese eine bessere Zukunft?

Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar nochmals eine so tolle Antwort zu bekommen

Liebe Grüsse Nathalie