Hallo!
kann jemand mir beim Verständis dieser Textteile behilflich sein?
Danke sehr
(SZ) Alexander Graf Lambsdorff hat zur Zeit etwas, das man im lockeren Erfolgsmenschenjargon einen „Lauf“ nennt: Er soll in diesem Jahr, soweit überhaupt etwas sicher sein kann, deutscher Botschafter in Moskau werden, und er ist bereits
seit Ende Januar Träger des Bonner Mäuseordens. In den Rheinischen Anzeigenblättern erschien ein attraktives Gruppenfoto, aufwelchem Graf Lambsdorff nebenmanchen anderen der Ausgelassenheit und dem Frohsinn verpflichteten Personen zu sehen ist. Die Bildunterschrift lautete „Gut drauf“. Es folgten der Doppelpunkt und die Namen derer, die gut drauf sind. Katarina
Barley gehört dazu sowie der zusammen mit Lambsdorff ausgezeichnete Moritz Seibert. Wer Lambsdorffs Freude am Karneval kennt, weiß um die merkwürdige Veränderung, welche die Persönlichkeit des FDP Politikers erfährt, sobald die Reizwörter Veedelszöch, Dreigestirn und Rosenmontag fallen. Auf der Reizwörter-Börse Twitter schrieb Lambsdorff dieser Tage unter ein Foto der in Regenbogenfarben gehaltenen Oper von Sydney: „Aus Solidarität mit allen Jecken und dem UNESCO-Weltkulturerbe Karneval im Rheinland erstrahlt die Oper von Sidney heute als Narrenkappe.“ Natürlich gab es ein großes Hallo,
denn die farbenfrohe Ehrung der LGBTQ Gemeinde mit einer Reverenz an den Karneval zu verwechseln, zählt zu den Torheiten, die man nicht einmal mehr Wolfgang Kubicki zutrauen würde.
Graf Lambsdorff ist aber sehr gut unter den Empörungsgeschossen hindurchgewetzt, ja seine Gruppenfoto-Liebhaberei hat ihn selbst sogar zu einem lustigen Bildkommentar angeregt. Die Aufnahme, die ihn und andere Gutdrauflinge bei der Münchner Sicherheitskonferenz vorstellt, kommentiert Lambsdorff mit der Zuschreibung „Starkes Team“, und als könnte jemand nicht verstehen,was heutzutage unter Teamstärke gemeint ist, lässt Lambsdorff drei Raketen-Emojis folgen. Die humorbetriebene Entgrenzung von FDP-Politikern, insbesondere solchen aus dem Rheinland, ist inden vergangenen Tagen einige Male zu besichtigen gewesen. Besonders eindrucksvoll bei Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die für ihr als Büttenredegetarntes Strafverfahren gegen Friedrich Merz sogar die Kakadu-Frisur zugunsten einer Art weißem Flammenhaupt aufgegeben hat. Es muss etwas Unheilvolles in diesem rheinischen Karnevalswesen liegen, eine Humorüberdosierung, die niemandem so recht bekommt. Die Klugen
hauen deshalb ja auch ab, und zwar nach Grömitz an der Ostsee, was – nur Narren
wundert das – die dortigeTourismusbranche freut. Man nennt die Menschen, die
dort Zuflucht suchen „Karnevalsmuffel“, aber Hand aufs Herz: Ist jemand, der sich
den scharfen Wind der Ostsee um den Kopfwehenlässt, muffiger als eine Spaßrakete, die zwischen Düsseldorf und Köln im trüben Rhein verzischt?