hi busy,
ein paar ideen dazu, vielleicht kannst du was davon gebrauchen.
eine möglichkeit, streiten zu üben, wäre, sich einen guten & wortgewandten freund zu schnappen und ihn zu bitten, mit dir zu üben. er soll dafür irgendeine meinung vertreten, z.b. soll er dich zum rauchen bzw. nichtrauchen überreden (muss nicht gleich „die erde ist eine scheibe“ sein . du sollst jedenfalls deine persönliche meinung und er die gegenseite vertreten. diskutiert nicht bloß, streitet ruhig ein bisschen, ein bisschen mehr… wenn einem von euch das fachwissen ausgeht, dann erfindet argumente oder bringt einfach irgendwelche bescheuerten begründungen möglichst überzeugend (viele leute haben sowieso keine ahnung wovon sie streiten). und sagt auch ruhig ganz grob: „du bist ja wohl völlig bekloppt, hast du kein hirn inner birne? das ist doch ganz anders!“ nur zur übung, klar.
eine andere möglichkeit: rhetorik-kurs. es gibt auch viele bücher, aber ich schätze, sowas nut zu lesen, bringt nicht so viel, als es zu üben. frag an volkshochschule, uni… manche schulen haben eine diskussions-ag.
was mir noch einfällt: wenn du irgendwo eine kampfsportart machst, gibts manchmal ne übung, sich anzuschreien? so ein schrei gibt dem körper mehr spannung (und damit einem schlag mehr kraft), schüchtert den gegner ein und gibt dir selbst mut und selbstbewusstsein. trau dich mal, zu schreien. auf einer einsamen lichtung im wald. wenn dich einer mit lauter stimme anmacht, und du nicht cool und ruhig bleiben kannst, sei so laut wie er. musst nicht gleich hysterisch loskreischen (tiefes schreien wirkt besser. z.b. auch bei hunden, mit tiefer stimme gehorcht die töle besser).
das sind sachen, in die kannst du nicht gleich wie ins kalte wasser springen. vor allem wird deine umwelt ziemlich verblüfft reagieren, wenn sie einen abrupten wandel erlebt. im schlimmsten fall kann sie es nicht ganz ernst nehmen. gewinn nicht gleich den großen krieg, gewinn die kleine schlacht. ein argument, dem du standhältst und paroli bietest - genieß das! die flinkheit der zunge, das zurückschießen kann sehr viel spaß machen.
aus eben diesem grund noch eine bemerkung zum schluss: mit einer zunge kannst du mehr kaputtmachen als mit einer MG. ich weiß das aus eigener erfahrung, deshalb hüte ich meine zunge jetzt besser als früher. worte verletzen sehr leicht, und werden leicht missverstanden. ich sage heute noch sachen, wo andere ein völlig unerwartetes verständnis rausziehen, und ich kann mich nicht dagegen wehren, weil es in den worten steckt, ich es aber nicht gemerkt (und nciht so gemeint) habe.
streiten kann spaß machen. und zur übung kann es gut sein, nur um des streitens willen zu streiten. aber in einem streit sollte es immer um ein thema, eine sache gehen. die lust am wortgefecht darf nebenprodukt, nicht aber treibende kraft sein - meiner meinung nach.
ansonsten kann ich dir nur allgemeine dinge sagen: arbeite an deinem sprachkönnen. kenne mehr worte als dein gegenüber, denke schneller und in mehr richtungen, greif seine begründungen auf und entkräfte sie. wenn es dir im streit um die wahrheit geht, dann gib deine fehler zu. wenn es dir nur um den sieg geht, sei unsachlich, polemisch, frech, populistisch etc.
es ist sehr schwer, selbst ein produktives gespräch führen zu wollen, wenn der andere nur seine meinung durchsetzen will. wenn es beiden nur ums rechthaben geht, ist es überhaupt nicht produktiv. je nachdem, wie wichtig das thema ist, kann das eine sehr traurige sache sein.
viele grüße
jonas
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