Hallo wer weiß was! Ich weiß nicht inwiefern ihr das mitbekommen habt aber auf diverse sozialen Medien verbreitet sich gerade der Trend, dass man nun als Frau nicht mehr extrem dünn sondern hauptsächlich extrem „strong“ also sportlich, durchtrainiert und muskulös sein sollte. Und das wird als Fortschritt, ja als emanzipatorischer Phoenixaufsteig aus der Asche des davor herrschenden „Size Zero“-Trend bezeichnet. Klar sportlich und fit zu sein ist wohl ein besseres Ziel als Untergewicht. Trotzdem: Das ist immer noch eine Reduzierung auf Äußerlichkeiten. Es ist immernoch ein Extrembild, welches jungen Mädchen (oder auch generell Frauen) als ideal, bzw. normal bzw. erstrebenswert präsentiert wird. Wie seht ihr das?
Gespannte Grüße R.
Na ja, wenn ich mir so ansehe, was in der Presse als „muskulös und durchtrainiert“ beschrieben wird … unterscheidet sich nicht wirklich von Mager und dünn. Gerade bei Victoria Beckham wieder gelesen und bei Heidi Klum. Die sind nun wirklich alles andere als „strong und durchtrainiert“.
Natürlich ist es besser - in gesundem Maß sowieso. Die anderen habe nur gehungert. Die, die vernünftig trainieren ernähren sich gesund und ausreichend - sonst bilden sich nämlich keine Muskeln - und bewegen sich regelmäßig. Ein großer Fortschritt.
Sich nur auf Äußeres reduzieren tun leider viele, daran wird das auch nichts ändern.
Medizinisch-psychologisch gesehen ist „extrem strong“ kein bißchen besser als „extrem skinny“.
Jedes „extrem“ ist fraglos schädlich, egal in welche Richtung.
(Wer skinny besonders schlimm findet, hat dabei m.E. zu sehr die Tödlichkeit der Magersucht vor Augen, die aber nicht die extreme Form von „skinny“ und von Diäthalten ist, sondern schlicht eine sehr schwerwiegende psychische Erkrankung, die mit den herrschenden Schlankheitsidealen recht wenig zu tun hat.)
Die eigentliche Herausforderung der Zeit ist die Entfettung bestimmter Gesellschaftsschichten (in den USA ist das ja fast die ganze Unterschicht; in Deutschland ist das auch am Kommen). Insofern sehe ich eher mit Stirnrunzeln wie das skinny-Ideal zunehmend durch ein big=beautiful-Ideal durchlöchert wird.
Aus Frauenemanzipationsperspektive, in der es um den symbolischen Gehalt der Körpermodifikation geht, sehe ich da schon einen Unterschied zwischen „Mach dich dünne!“ und „Sei stark!“.
Dass das Körperbild immer ein starkes Moment der Fremdbestimmung hat, in der Gegenwartsgesellschaft umso mehr, ist eh klar.
Zudem ist die Strongness natürlich ein Schritt hin auf die postmodernen maskulinen Attraktivitätsnormen mit ihrer Doppelanforderung: Sei stark und sei schlank genug!
(weil man unter zu viel Fettschicht sonst die Stärke nicht sehen kann).
Das ist sicher ein Fortschritt hin zu noch mehr Körperstress.
Aus der Perspektive meines persönlichen Geschmacks werde ich ein Anhänger des skinny-Trends bleiben. Notfalls setze ich ein Retro- oder ein Neo- davor
Gruß
Faldemar