Struktur und Ordnung

Hallo Gemeinde,
ich möchte gerne Vorschläge für folgende Fragestellung:

Wenn die materielle Welt in belebt und unbelebt, die belebte Welt in Flora und Fauna, Bakterien und Pilze unterteilt werden kann - wie kann dann die Geistige Welt unterteilt werden?
Oder sollte ich lieber Natur und Kultur als Oberbegriffe wählen?
Ich bin gespannt auf die Vorschläge.

Liebe Grüße

Castiglio

Moin Castiglio

Wenn die materielle Welt in belebt und unbelebt, die belebte
Welt in Flora und Fauna, Bakterien und Pilze unterteilt werden
kann - wie kann dann die Geistige Welt unterteilt werden?

Hier gerätst du schon am Anfang in den alten Streit zwischen Materialismus und Idealismus, der seit Platon nie mehr gänzlich zur Ruhe gekommen ist.
Materialistisch gesehen hat ja die gesamte „Geistige Welt“ eine materielle Grundlage, die du chemisch, biochemisch, physikalisch etc. als notwendigen Träger sehen kannst, z.B. kein Gedanke ohne die materielle Nervenzelle dazu.
Umgekehrt kannst du platonisch-idealistisch sagen, dass alle Ideen zuerst da waren und nur ab und an einen Niesderschlag als Materie haben und das die Seele nach dem Tod transformiert wird.
Wenn es in den letzten 2500 Jahren keine eindeutige Vorherrschaft eines der beiden Denksysteme gab, dann kannst du daran ersxehen, dass es nicht gerade eine leichte Übuzng ist, sich für eines der beiden zu entscheiden.

Oder sollte ich lieber Natur und Kultur als Oberbegriffe
wählen?

Das bringt auch nicht viel, weil es 1. auf eine andere Ebene führt und 2. ein ähnliches Dilemma bringt.
Gruß,
Branden

Die Welt ordnen
Hi Castiglio,

die → Arbor porphyrii, auf die du hier anspielst, und mit der Boethius die aritotelischen Bestimmungsstücke einer Definition („differentia specifica“ und „genus proximum“) anschaulich machte, hatte nicht den Zweck, die Welt zu ordnen, sondern die Sprache über die Welt.

In der Biologie war das dann allerdings die Vorlage, mit der Linné sein Klassifikationssystem erfand (das aber heute weitgehend als unbrauchbar erkannt ist und nach und nach durch die Kladistik ersetzt wird)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kladistik

Eine „Einteilung“ der Begriffe, die nicht in die Naturphilosophie zählen, wurde in der sog. Systemphilosophie des Deutschen Idealismus versucht. Durchgeführt z.B. von Hegel in seiner „Enzyklopädie“: Wissenschaft der Logik - Naturphilosophie - Geistesphilosophie.

Von daher haben wir die auch heute noch gebräuchliche Unterscheidung von Natur- und Geisteswissenschaften geerbt.

Gruß
Metapher

Hallo Branden,

Hier gerätst du schon am Anfang in den alten Streit zwischen
Materialismus und Idealismus, der seit Platon nie mehr
gänzlich zur Ruhe gekommen ist.
Materialistisch gesehen hat ja die gesamte „Geistige Welt“
eine materielle Grundlage, die du chemisch, biochemisch,
physikalisch etc. als notwendigen Träger sehen kannst, z.B.
kein Gedanke ohne die materielle Nervenzelle dazu.

ich habe mich entschieden: solange „der Geist“/„die Idee“ mir nicht einen Goldschatz o.ä. in unseren Garten produziert hat, bleibe ich Materialist.

Wie Metapher oben dankenswerterweise schon beschrieben hat, gibt es ein Ordnungssystem für die Materielle Welt, die Entsprechung für die Geistige Welt/Geisteswissenschaften fehlt mir aber nach wie vor.

Umgekehrt kannst du platonisch-idealistisch sagen, dass alle
Ideen zuerst da waren und nur ab und an einen Niesderschlag
als Materie haben und das die Seele nach dem Tod transformiert
wird.

Die unsterbliche und „transformierbare“ Seele ist eine Glaubenssache, dieser Glaube wiederum ist für mich eine Unterkategorie des Geistigen/Ideellen/Kulturellen.

LG
Castiglio

Moin,

kann - wie kann dann die Geistige Welt unterteilt werden?

Der Buddhismus unterscheidet ein erkenntnistheoretisches Modell des Geistes und ein psychologisches Modell des Geistes. Diese Modelle werden dann wiederum detailliert aufgegliedert.

Die Modelle werden ausführlich in „Der Geist und seine Funktionen“ von Gesche Rabten, ISBN: 3905497476 Buch anschauen beschrieben.

Gruß,
Marion

Hallo,

ich habe mich entschieden: solange „der Geist“/„die Idee“ mir
nicht einen Goldschatz o.ä. in unseren Garten produziert hat,
bleibe ich Materialist.

Der „Goldschatz“ ist ja nicht verschieden vom einfachen Stein.
Erst „das Geistige“ bewirkt, das Du Dich über das eine freust und über das andere nicht.

Insofern kannst die Sache materiell angehen und Dir einen Goldschatz besorgen (wobei auch hier der Plan dazu wieder im Geistigen liegt).

Oder Du gehst die Sache direkt „geistig“ an und erlebst irgendwann die gleiche Freude - mit oder ohne Goldschatz.

Entsprechung für die Geistige Welt/Geisteswissenschaften fehlt
mir aber nach wie vor.

Mir ist nicht ganz klar, was Dir fehlt.

Es gibt doch eine Menge „Ordnungs-Begriffe“ für die „geistige Welt“: Traum, Idee, Phantasie, Wille, Plicht, Sehnsucht, Erinnerungen, Vorstellungen …

Das es Unterschiede zwischen den Ordnungsbegriffen der geistigen und der materiellen Welt gibt liegt u.a. auch daran, dass das Geistige als etwas sehr subjektives, indiviuelles begriffen wird - im Gegensatz zu den scheinbar objektiven materiellen Dingen.

Grüße
K.

Hallo Marion,

kann - wie kann dann die Geistige Welt unterteilt werden?

Der Buddhismus unterscheidet ein erkenntnistheoretisches
Modell des Geistes und ein psychologisches Modell des Geistes.
Diese Modelle werden dann wiederum detailliert aufgegliedert.

Die Modelle werden ausführlich in „Der Geist und seine
Funktionen“ von Gesche Rabten, ISBN: 3905497476 Buch anschauen beschrieben.

geht es etwas konkreter damit ich mir nicht auf Verdacht ein Buch anschaffe?
Danke.

Gruß
Castiglio

Hallo Klaus A.,

ich habe mich entschieden: solange „der Geist“/„die Idee“ mir
nicht einen Goldschatz o.ä. in unseren Garten produziert hat,
bleibe ich Materialist.

Der „Goldschatz“ ist ja nicht verschieden vom einfachen Stein.
Erst „das Geistige“ bewirkt, das Du Dich über das eine freust
und über das andere nicht.

Wenn ich es richtig verstanden habe, war das Geistige Prinzip vor der Materie, hat diese also produziert.

Mir ist nicht ganz klar, was Dir fehlt.

Eine Entsprechung zur Ordnung der Materiellen Welt/„Natur“ für die Geistige Welt.

Es gibt doch eine Menge „Ordnungs-Begriffe“ für die „geistige
Welt“: Traum, Idee, Phantasie, Wille, Plicht, Sehnsucht,
Erinnerungen, Vorstellungen …

Das es Unterschiede zwischen den Ordnungsbegriffen der
geistigen und der materiellen Welt gibt liegt u.a. auch daran,
dass das Geistige als etwas sehr subjektives, indiviuelles
begriffen wird - im Gegensatz zu den scheinbar objektiven
materiellen Dingen.

Dann mach mir doch mal einen subjektiven Vorschlag, bitte.

Gruß
C.

Hi Metapher,

die → Arbor porphyrii, auf die du hier anspielst, und
mit der Boethius die aritotelischen Bestimmungsstücke einer
Definition („differentia specifica“ und „genus proximum“)
anschaulich machte, hatte nicht den Zweck, die Welt zu ordnen,
sondern die Sprache über die Welt.

Aber die Namen der Dinge sind ihre Analoga, darüber wird die Welt sortiert - denke ich zumindest.

In der Biologie war das dann allerdings die Vorlage, mit der
Linné sein Klassifikationssystem erfand (das aber heute
weitgehend als unbrauchbar erkannt ist und nach und nach durch
die Kladistik ersetzt wird)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kladistik

danke, wertvoller Hinweis für mich

Eine „Einteilung“ der Begriffe, die nicht in die
Naturphilosophie zählen, wurde in der sog.
Systemphilosophie des Deutschen Idealismus versucht.
Durchgeführt z.B. von Hegel in seiner „Enzyklopädie“:
Wissenschaft der Logik - Naturphilosophie -
Geistesphilosophie.

ok, soweit Hegel, wo bleibt Metapher :wink:?

Von daher haben wir die auch heute noch gebräuchliche
Unterscheidung von Natur- und Geisteswissenschaften geerbt.

Natur- und Geisteswissenschaften sind m.E. die Sammelbegriffe für das bestehende und den Anstrengungen, neues Wissen zu erlangen.

Gruß
Castiglio

Wie wärs mit Denken - Fühlen

Moin,

geht es etwas konkreter damit ich mir nicht auf Verdacht ein
Buch anschaffe?
Danke.

Zunächst werden ein paar Begriffe wie „Geist“, „Person“, „Begriff“ usw. entsprechend diesem Modell definiert. Der erkenntnistheoretische Teil beschäftigt sich dann damit, wie der Geist sein Objekt erkennt, ob warhnehmend, konzeptuell, gültig, nicht-gültig usw. Es wird unterschieden in „Wahrnehmung“ (z.B. direkte Sinneswahrnehmung, selbsterkennendes und fremderkennendes Bewusstsein etc.) und „Vorstellung“, (z.B. geistige Bilder, begriffsverbindende und bedeutungsverbindende Vorstellungen, erinnernde und zukunftsgerichtete Vorstelungen usw.) und die Objekte werden unterteilt (z.B. Erscheinungsobjekt, Beugsobjekt, direkts und indirektes Objekt, offensichtliches und verborgenes Objekt usw.)

Der zweite Teil erläutert einen psychologischen Zugang zum Geist, also Aspekte des Geistes, die unsere Persönlichkeit prägen und unsere innere Entwicklung bestimmen. Hier werden dann Begriffe wie „Hauptgeist“ und „begleitende Geistesfaktoren“ erläutert, die wiederum unterteilt werden in „immer anwesende Geistesfaktoren“ (wie Empfindung, Unterscheidung, Absicht usw.), „Objekt-bestimmende Geistesfaktoren“ (wie Streben, Wertschätzung, Erinnerung, Konzentration) und „veränderliche Geistesfaktoren“ (wie Schlaf), „heilsame Geistesfakoren“ und „unheilsame Geistesfaktoren“.

Es gibt solche erkenntnistheoretischen und psychologischen Modelle wahrscheinlich auch in unserer Kultur. Nur ist mir kein Modell bekannt, das beides miteinander vereint (vielleicht wissen die im Westen bewanderten Fachleute hier mehr). Im genannten Buch wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Modelle selbstverständlich nicht völlig getrennt voneinander bestehen, sondern dass erkenntnistheoretisches und psychologisches Modell ineinander greifen.

Gruß
Marion

Hallo Gemeinde,
dann will ich den thread hier mal abschließen, es scheint niemandem mehr etwas einzufallen.
Zuerst bedanke ich mich für die Zuschriften. Dann stelle ich fest, dass ich wohl ein Loch in der Philosophie gefunden zu habe, wenn sie es noch nicht geschaft hat, ihr eigenes Wissensgebiet zu strukturieren.
Dass nicht einmal Vorschläge für eine Struktur gekommen sind, verwundert mich ein wenig, hier gibt es offensichtlich Überlegungsbedarf.
Dann will ich mich mal dransetzen, ich melde mich wieder, wenn ich einen plausiblen Vorschlag habe.
Liebe Grüße
Castiglio