Hallo Ralf,
Nachweis der Ozonschädigung im kontrollierten Experiment.
Bevor das Tierexperiment durchgeführt worden ist, weißt Du
anscheinend schon, wie es ausgeht. Kannst Du oder willst Du
nicht seriös diskutieren?
Ich hatte ja schon im Ausgangsposting beschrieben, daß das Tierexperiment Vorassetzung für die Findung eines Grenzwertes im Arbeitsschutzgesetz ist. Der Grenzwert liegt bei 200 µg/m3, die Schädigungsgrenze dementsprechend um zwei Zehnerpotenzen höher, sprich im mg-Bereich.
Bürogeräte, Ozonemmision und deren Grenzwerte:
Sie produzieren regelmäßig Ozonmengen, die man sogar riechen kann. Den typisch süßlichen Geruch kennst Du sicher auch. Die Riechschwelle liegt irgendwo im mg-Bereich, also drei Zehnerpotenzen höher als der zulässige Grenzwert im Arbeitsschutzgesetz.
Was soll man da bitteschön zu einem Büroangestellten sagen, der im Hochsommer steif und fest behauptet, ozonbedingte Beschwerden zu haben, den ganzen Winter über aber putzmunter ist? Das gleiche gilt für den Raucher, dessen Zigarette ja auch im Winter Radikale freisetzt, und für die nette junge Dame, die in der kalten Jahreszeit fröhlich in die Ozonschleuder Solarium geht…
"Natürlich vorkommendes Ozon ist unschädlich"
Reizungen können bis zu einer bestimmten Konzentration durchaus
förderlich sein (…), aber eben nicht in beliebiger Höhe.
Verstehe ich so: In der Natur ist die Konzentration des Ozons nicht so hoch wie beim Sommersmog. Jedoch kommt der typische Geruch von Tannenwäldern nach allgemeiner Meinung u.a. von deren Ozonproduktion. Die Konzentration müßte damit wiederum erheblich über den allgemeinen Grenzwerten liegen.
Mengenverhälnis von Ozon und im Körper selbst produzierten Radikalen.
Unser Körper produziert so manche Giftstoffe. Das
bedeutet aber nicht, dass ein Stoff ab einer bestimmten
Konzentration nicht giftig sein kann.
Wenn ich das mal umformulieren darf: Du meinst, daß die Menge an Sauerstoffradikalen, die der Körper selbst produziert, sicher nicht so groß ist wie die Menge, die von außen auf uns einwirkt.
Es ist aber nun so, daß ein jedes Sauerstoffmolekül in den Mitochondrien in ein Radikal überführt werden muß, bevor es Kohlenstoff oxidieren kann. Bei einer angenommenen Ozonkonzentration von 1 ppm und einem Sauerstoffanteil von 20% in der Einatemluft kommt also nur eines von 200000 der täglich im Körper zirkulierenden Radikale von außen, der große Rest ist selbstgemacht (!)
Die defekte Meßanlage, die Ozonfühligkeit und der Hausarztbesuch.
Du unterstellst, dass sich den Menschen die
Werte der Meßanlage bekannt waren. Weißt Du, wie hoch die
Ozonkonzentration heute in Deinem Ort war?
Ralf, die Werte werden doch mittlerweile sogar auf überregionalen Radiosendern verbreitet. Ganz abgesehen vom Ozontelefon, Internetseiten und den Vorhersagen in den Zeitungen.
Die Leute, die sich für ozonfühlig halten, suchen dann auch noch gezielt nach diesen Informationen. Ich gehöre nicht dazu, aber selbst ich bin dieser Information nicht entkommen: 180 µg/m3 gegen 14 Uhr laut Lokalradio.
Im übrigen reagieren die Menschen unterschiedlich auf
Ozonkonzentration.
Richtig, aber: Es kann keiner ohne besagte Experimente sagen, ob es nun das Ozon ist, das müde macht, oder die Sonneneinstrahlung/Hitze, die Voraussetzung für die Ozonbildung ist und damit streng mit ihr gekoppelt ist. Ganz zu schweigen von tausenden anderen von Parametern, die ursächlichen Einfluß haben könnten. Genau dieses ist der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität, den ich im Eingangsposting versucht habe zu erklären - offensichtlich vergeblich.
Ozon und Fliegen
Erstens wird die Gesundheitsgefahr tatsächlich diskutiert,
allerdings weniger wegen Ozon als wegen UV. Zweitens wie hoch
ist die Ozonkonzentration an Bord des Flugzeuges? UV geht
durch, aber Ozon nicht.
Ralf! UV wird doch bereits durch das dünne Platikscheibchen einer Skibrille aufgehalten, und erst recht durch die Dreimalverglasung im Linienflieger! Das Problem ist die Höhenstrahlung (Gamma und Teilchen).
zum Thema: Die Ozonbelastung liegt nach Angaben eines mit mir befreundeten Lufthanseaten zumeist über den entsprechenden Grenzwerten. Müßte eine angeblich „ozonfühlige“ Flugbegleiterin auch mal so zur Kenntnis nehmen.
Penetrationstiefe des Ozons und das Umweltbundesamt:
Seitens des letztern heißt es einerseits:
„Ozon selbst reagiert durch seine hohe Reaktionsbereitschaft
fast ausschließlich am Auftreffort, das heißt an den
Oberflächen des Atemtraktes.“
andererseits wird geschrieben:
„…folglich dringt Ozon viel weiter in die Lunge ein.“
also was nun? Zerstört Ozon die Auskleidung der Atemwege oder tritt es durch diese Auskleidung hindurch, um in der Tiefe Schaden anzurichten? Ich wiederhole mich mit der Frage, ob Dir denn da kein Widerspruch auffällt.
Seriöse Quellen: Wissenschaftliche Daten zum Zusammenhang von Umweltverschmutzung und Atemwegserkrankungen.
Die wissenschaftliche Literatur ist hierzu widersprüchlich. Einerseits wird gemeinhin (oft recht hopplahopp) Luftverschmutzung z.B. mit Asthma in Zusammenhang gebracht, andererseits war die Asthmahäufigkeit bei Kindern in Bitterfeld zum Zeitpunkt der Wende außerordentlich niedrig. Erst wo die Luftverschmutzung weniger wurde, näherten sie sich dem Bundesdurchschnitt an. Dies wird so interpretiert, daß andere Lebensumstände (Lebensstil, Ernährung etc.) die Gesundheit sehr viel stärker beeinflussen als Luftverschmutzung.
Hierzu ein Artikel aus einem recht rennomierten Journal:
Title
von Mutius, E.: The environmental predictors of allergic disease.
J Allergy Clin Immunol, 2000 01, 105: 1 Pt 1, 9-19
The prevalence of allergic diseases has been on the rise for the last 200 years, when hay fever, an easy and obvious-to-recognize illness, was virtually unknown in Europe and North America. Genetic factors are unlikely to explain these rapid increases. Among the potential environmental factors, exposure to ambient air pollution has been intensely debated. Besides passive smoking, which has convincingly been shown to increase the risk for asthma and bronchial hyperresponsiveness among exposed children, the evidence to suggest that outdoor pollution to sulfur dioxide, particulate matter, diesel exhaust, and ozone is causally related with the inception of allergic diseases is poor. Rather, factors associated with the lifestyle of populations or families, such as socioeconomic status, allergen exposure, sibship size, early childhood infections, dietary habits, and growing up in anthroposophic families or a farming environment, may prove to be of greater relevance. The future challenge is to tackle the complex interplay between environmental factors and genetic determinants that will eventually contribute to a better understanding and to better prevention strategies for such multifactorial conditions as asthma and allergies.
Der Artikel basiert auf der Durchsicht der gesamten Literatur zu diesem Thema und kommt eben genau zu o.g. Schluß.
Es mag zwar einfach und bequem sein, bestimmte Krankheitserscheinungen bestimmten Umweltgiften zuzuschreiben, aber es ist auch gefährlich, weil so die wahren Ursachen verborgen bleiben. Und im Falle von Ozon ist es auch noch unfair denjenigen gegenüber, die im Sommer weiterhin autofahren wollen.
Oliver