Studienplätze im Osten

Guten Tag,

Ich absolviere im nächsten Jahr vorraussichtlich mein Abitur. Danach möchte ich mich für den Studiengang Lehramt für Grundschulen bzw. Lehramt für Realschulen (Fachrichtung Deutsch, Englisch und evtll. Kunst) bewerben. Im Westen rechne ich mir schlechte Chancen auf einen Studienplatz aus:

  1. Mangel an Studienplätzen - im Besonderen in Deutsch und Englisch

  2. Mein Notendurchschnitt ist wahrscheinlich nicht sehr berauschend… (ich rechne mit Werten von 2,8 im besten Fall bis 4.0 im schlimmsten Fall)

Vor ein paar Wochen kam ein ehemaliger Schüler, der nun Lehramt studiert, in meine Klasse und berichtete uns, dass es leichter ist, im Osten einen Studienplatz zu finden. Auch in den Medien hört man sehr viel davon.

Weiß jemand, wie es im Osten genau mit Studienplätzen für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt an Realschulen/ Hauptschulen (Fachrichtung: Deutsch, Englisch und evtll. Kunst) aussieht?

Ich bedanke mich schon im Vorraus für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen,
Kazusa

Hallo!

Ich nehme mal an, dass du mit „im Osten“ die fünf Bundesländer meinst, die gemeinhin als „neue Bundesländer“ bezeichnet werden und die, davon ausgehend, dass man sein Abitur mit 18 Jahren macht, älter sind als du?!

„Der Osten“ jedenfalls besteht wie „der Westen“ ebenfalls aus verschiedenen, im Bildungssektor eigenständig organisierten Einheiten, den sog. Bundesländern. Davon gibt es, wie bereits angedeutet, fünf plus Berlin. Du solltest also nicht mit dem Gedanken spielen, in „den Osten“ zu gehen, sondern dir überlegen, welche Gegend du gern magst und wie das Studium organisiert sein sollte. So gibt es z.B. das schöne Bundesland Thüringen, in dem man Lehramt studieren kann. Dieses Bundesland ist, was Studienplätze betrifft, sehr beliebt - bei Ost und bei West! Deshalb gab es hier genauso wie „im Westen“ schon vor vielen, vielen Jahren einen NC auf Grundschullehramt. Selbiges gilt auch für Sachsen-Anhalt und Sachsen. Komplizierter wird es bei Lehramt für Realschulen, da diese Schulform „im Osten“ sehr unterschiedlich organisiert ist. In Thüringen und Sachen gibt es beispielsweise keine Unterscheidung zwischen Real- und Hauptschule. In den anderen Bundesländern könnte es die durchaus geben. Das müsste man mal recherchieren, was du aber sicher hin bekommst.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass in den kommenden Jahren sehr wenige Schüler ihr Abitur in den fünf neuen Bundesländern ablegen werden. Das liegt am Geburteneinbruch rund um dein Geburtsjahr. Es kann also sein, dass dadurch Kapazitäten verfügbar werden, es kann aber auch sein, dass die Unis Geld sparen und entsprechend auch weniger Studienplätze einrichten (was sie nicht tun werden, wie hoch und heilig versprochen wurde), es kann aber auch sein, dass nun all die, die „im Westen“ keinen Studienplatz bekommen haben, weil der NC für Grundschullehramt manchmal bei 1,irgendwas liegt, in „den Osten“ pilgern und hier studieren, oder man baut erstmal die Wartekapazitäten ab.

Mein Vorschlag wäre: Informiere dich, wo man überhaupt dein Lehramt und deine Fächer (Kunst ist mit einer Prüfung verbunden und eigentlich immer völlig überlaufen - genauso wie Deutsch und Englisch übrigens, die zwar keine Prüfung verlangen, aber die beliebtesten Fächer sind) studieren kann, schau, ob die Uni interne NCs hat, wie die Gegend aussieht („der Osten“ unterscheidet sich durchaus von Mittelgebirge bis Ostseeküste, von Großstadt bis flaches Land) und welche Bedingungen es sonst gibt. Ansonsten kann ich nichts gegen ein Studium „im Osten“ sagen. Meine paar Semester waren okay. Ähnlich denen „im Westen“. Mit ein wenig Offenheit geht alles.

Grüße!

Hi,

ich verstehe Deine Sorgen überhaupt nicht.

Zumindest in Bayern sind die Lehramtsstudiengänge zulassungsfrei, und Englisch ist ein Mangelfach (= gute Einstellungschancen nach der Ausbildung). Ich bin mir sicher, dass das in mehreren Bundesländern so ist. Wo ist Dein Problem?

Dein ganzer Text klingt so, als hättest Du Dich noch gar nicht darüber informiert, wie ein Studium in Deinem Bundesland in Deiner gewünschten Richtung funktioniert. DAfür muss man mehr tun, als einem eingeladenen Studenten aufmerksam zuhören - der kennt sich nämlich ausschließlich mit seinem eigenen Studiengang aus, und auch das nur sehr bruchstückhaft.

Deine Anlaufstellen heißen Arbeitsamt, Beratungslehrer, allgemeine Studienberatung. Das klingt nach Rennen, und ist es auch, aber es hilft nichts.

die FRanzi

Hallo Franzi,
Danke für deine Antwort.

Zumindest in Bayern sind die Lehramtsstudiengänge
zulassungsfrei, und Englisch ist ein Mangelfach (= gute
Einstellungschancen nach der Ausbildung). Ich bin mir sicher,
dass das in mehreren Bundesländern so ist. Wo ist Dein
Problem?

Das wusste ich nicht. Danke für die Information, ich werde mich mal nach Universitäten in Bayern umschauen.

Dein ganzer Text klingt so, als hättest Du Dich noch gar nicht
darüber informiert, wie ein Studium in Deinem Bundesland in
Deiner gewünschten Richtung funktioniert. DAfür muss man mehr
tun, als einem eingeladenen Studenten aufmerksam zuhören - der
kennt sich nämlich ausschließlich mit seinem eigenen
Studiengang aus, und auch das nur sehr bruchstückhaft.

Ich habe mich schon informiert, das kannst du mir glauben. Sonst hätte ich mich nicht an dieses Forum gewandt. Ich war auf vielen Webseiten von Universitäten in meinem Bundesland und in meiner Nähe. Ich habe mir die Informationen (besonders betreffend der Aufnahmebedingungen) durchgelesen. Man muss auf diesen Universitäten eine bestimmte Punktzahl erreichen, um aufgenommen zu werden. Bei 22 Punkten (Abischnitt: 1,9)hat man die minimale Chance, einen Studienplatz zu erlangen (einer Auswertung zufolge)). Der Vergleich zwischen den Bewerbungen und den Studienanfängern lässt auch sehr negative Schlüsse zu: Von 1800 Bewerbern im letzten Jahr im Wintersemester 09/10 wurden nur 113 aufgenommen (neuere Informationen) Danach kam der betreffende ehemalige Schüler und hat schließlich meine Befürchtungen, wegen meinen vermutlich nicht sehr berühmten Abi-schnitt nicht aufgenommen zu werden, belegt. Er erzählte, dass er bei diesen Universitäten angerufen hat und dass sie ihn mit den ungefähren Worten: „Mit einem Abischnitt von 2,7 studiert man nicht“ abgelehnt hätten.
Außerdem haben wir auch Bücher vom Arbeitsamt bekommen. Da steht aber auch drin, dass es schwierig ist, einen Studienplatz für das Lehramt für Grundschule/ Real/Hauptschule (besonders in Sachen Sprachen) zu ergattern.

Deine Anlaufstellen heißen Arbeitsamt, Beratungslehrer,
allgemeine Studienberatung. Das klingt nach Rennen, und ist es
auch, aber es hilft nichts.

Das habe ich auf jeden Fall vor, aber es ist mir auch wichtig, Ratschläge aus der Praxis zu bekommen, mich ein wenig umzuhören. Es ist ein kleiner Ansatz der mir etwas weiterhilft.

Hallo Sonne,
Danke erst mal für deine Antwort.

Ich nehme mal an, dass du mit „im Osten“ die fünf Bundesländer
meinst, die gemeinhin als „neue Bundesländer“ bezeichnet
werden und die, davon ausgehend, dass man sein Abitur mit 18
Jahren macht, älter sind als du?!

Ja genau die meine ich. Es tut mir leid, dass ich das so allgemein ausgedrückt habe, es ist nicht abwertend gemeint.

„Der Osten“ jedenfalls besteht wie „der Westen“ ebenfalls aus
verschiedenen, im Bildungssektor eigenständig organisierten
Einheiten, den sog. Bundesländern. Davon gibt es, wie bereits
angedeutet, fünf plus Berlin. Du solltest also nicht mit dem
Gedanken spielen, in „den Osten“ zu gehen, sondern dir
überlegen, welche Gegend du gern magst und wie das Studium
organisiert sein sollte. So gibt es z.B. das schöne Bundesland
Thüringen, in dem man Lehramt studieren kann. Dieses
Bundesland ist, was Studienplätze betrifft, sehr beliebt - bei
Ost und bei West! Deshalb gab es hier genauso wie „im Westen“
schon vor vielen, vielen Jahren einen NC auf
Grundschullehramt. Selbiges gilt auch für Sachsen-Anhalt und
Sachsen. Komplizierter wird es bei Lehramt für Realschulen, da
diese Schulform „im Osten“ sehr unterschiedlich organisiert
ist. In Thüringen und Sachen gibt es beispielsweise keine
Unterscheidung zwischen Real- und Hauptschule. In den anderen
Bundesländern könnte es die durchaus geben. Das müsste man mal
recherchieren, was du aber sicher hin bekommst.

Naja, die Gegend ist mir eigentlich nicht so wichtig, ich will einfach einen Studienplatz ergattern. Dementsprechend habe ich keine Vorurteile gegen die Universitäten in den neuen Bundesländern, die ich auch nie gehabt habe. Mein Ansatz, in den neuen Bundesländern zu bewerben, kommt daher, weil ich gelesen und gehört habe, dass viele Studenten in die alten Bundesländer gehen und somit viele freie Studienplätze in den neuen Bundesländern verursachen.
Deine Information bezüglich der Unterschiede ist sehr hilfreich, die werde ich mir merken. Werde mich noch etwas genauer über diese Angelegenheit informieren.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass in den kommenden
Jahren sehr wenige Schüler ihr Abitur in den fünf neuen
Bundesländern ablegen werden. Das liegt am Geburteneinbruch
rund um dein Geburtsjahr. Es kann also sein, dass dadurch
Kapazitäten verfügbar werden, es kann aber auch sein, dass die
Unis Geld sparen und entsprechend auch weniger Studienplätze
einrichten (was sie nicht tun werden, wie hoch und heilig
versprochen wurde), es kann aber auch sein, dass nun all die,
die „im Westen“ keinen Studienplatz bekommen haben, weil der
NC für Grundschullehramt manchmal bei 1,irgendwas liegt, in
„den Osten“ pilgern und hier studieren, oder man baut erstmal
die Wartekapazitäten ab.

Das habe ich auch gelesen. Vor allem pilgern auch viele Studenten in die alten Bundesländer, was auch einige Studienplätze frei macht (wie oben bereits geschrieben).
Die Aufnahmebedingungen und die Kapazitäten sind auch der Grund, weshalb mich meine Hoffnung in die neuen Bundesländer setze.

Mein Vorschlag wäre: Informiere dich, wo man überhaupt dein
Lehramt und deine Fächer (Kunst ist mit einer Prüfung
verbunden und eigentlich immer völlig überlaufen - genauso wie
Deutsch und Englisch übrigens, die zwar keine Prüfung
verlangen, aber die beliebtesten Fächer sind) studieren kann,
schau, ob die Uni interne NCs hat, wie die Gegend aussieht
(„der Osten“ unterscheidet sich durchaus von Mittelgebirge bis
Ostseeküste, von Großstadt bis flaches Land) und welche
Bedingungen es sonst gibt. Ansonsten kann ich nichts gegen ein
Studium „im Osten“ sagen. Meine paar Semester waren okay.
Ähnlich denen „im Westen“. Mit ein wenig Offenheit geht alles.

Über ersteres habe ich mich bereits schon etwas informiert und habe einige Webseiten (Ernst-Moritz-Universität in Greifswald, Friedrich-Schiller Universität in Jena und andere Universitäten) besucht, die meine Fächer anbieten. Die Informationen werde ich mir noch etwas genauer durchlesen und werde deine Tipps dabei beachten. In Sachen Gegend bin ich sehr flexibel ^^, ich kann in der Stadt, auf dem Land, flachen und gebirgigen Ebenen und am Meer leben.
Die Qualität habe ich nie in Frage gestellt, außerdem habe ich auch schon oft gehört, dass es keine Unterschiede gibt, dass die Studienabgänger aus den neuen Bundesländern genauso qualifiziert sind wie die Studienabgänger aus den alten Bundesländern. Der Qualitätsunterschied (der immer wieder aufgewühlt wird) ist einfach Quatsch und dieses Vorurteil hilft nicht gerade dabei, die leider immer noch bestehende „Mauer“ zwischen dem „Osten“ und dem „Westen“ endgültig abzuschaffen. Desweiteren kenne ich eine Lehrerin, die in der damaligen DDR studiert hat und nun eine angesehene und sehr kompetente Rektorin einer Grundschule ist. Das ist zwar lange her, aber es ist ein weiterer Grund, dass die genannten Vorurteile - die ich niemals hatte - völlig falsch sind - auch wenn es vielleicht leider so rübergekommen ist, weil ich es etwas ungeschickt ausgedrückt habe. Wenn ich wirklich in den neuen Bundesländern studiere, dann sehe ich diese nicht als fremd an, sondern als meine Heimat, die Bundesrepublik Deutschland.

Danke für eure Hilfe!
Grüße und ein schönes neues Jahr,
Kazusa

Guten Abend.

hat schließlich meine Befürchtungen, wegen meines vermutlich nicht
sehr berühmten Abi-Schnittes nicht aufgenommen zu werden, belegt.

Immer wieder das gleiche. Wie kommen ausgerechnet die schlechten und sehr schlechten Abiturienten auf die Idee, einen der wichtigsten gesellschaftlichen Berufe ergreifen zu müssen?!

Naja, die Gegend ist mir eigentlich nicht so wichtig,
ich will einfach einen Studienplatz ergattern.

Es herrscht Bildungsföderalismus in der BRD. Die Gegend ist also sehr wichtig, weil wir in Deutschland keine nationale Einheitsschule kennen, sondern die Bildungssysteme der Bundesländer unterschiedlich organisiert sind.

In Sachsen z.B. ist das Lehramtsstudium nur noch an der TU Dresden und an der Uni Leipzig möglich. Sonstige Institutionen der Lehrerausbildung der ehemaligen DDR wie die Institute für Lehrerbildung, die Pädagogischen Hochschulen, die pädagogischen Fakultäten an diversen Hochschulen und sogar die hochgelobte Lehrerausbildung der Uni Karl-Marx-Stadt (heute: TU Chemnitz) wurden seit 1990 abgewickelt.

Die Wahl des Bundeslandes definiert durch die dort gültigen Regelungen somit automatisch Deinen Studienort.

Des weiteren entspricht die Organisation des gegliederten Schulsystems im Osten nicht den Gewohnheiten des Westens. Sachsen und Thüringen beispielsweise betreiben statt Hauptschule und Realschule eine partielle kooperative Gesamtschule. Die Sachsen nennen das Mittelschule, die Thüringer Regelschule.
Das hat freilich Auswirkungen auf das Lehramtsstudium.

Ebenso solltest Du wissen, daß ein Bachelorabschluß keine Lehrbefugnis erteilt, sondern der Master nötig ist.

Mein Ansatz, in den neuen Bundesländern zu bewerben, kommt daher,
weil ich gelesen und gehört habe, dass viele Studenten in die alten
Bundesländer gehen und somit viele freie Studienplätze in den neuen
Bundesländern verursachen.

Diese Einschätzung kann ich aus dem Universitätsalltag nicht bestätigen.

Es gibt zwar Studenten aus dem Westen hier, aber zahlenmäßig ist das (noch) eine Minderheit. Bildung ist im Osten inzwischen sehr teuer, was vor allem durch das gegliederte Schulsystem und die „westdeutsche“ Schulnetzphilosophie verursacht ist. Die jungen Leute wollen, oder müssen, am Ort bleiben und ziehen erst mit dem geglückten Abschluß in den Westen. Der Löwenanteil der ostdeutschen Abiturienten studiert auch im Osten.
Ich beobachte immer wieder, wie schon Verschiebungen innerhalb eines Bundeslandes von den „Eingeborenen“ normalerweise als „weit von zuhause weg“ wahrgenommen wird, z.B. wenn ein Nordhausener in Schmalkalden studiert oder ein Lausitzer in Leipzig.

Die guten Empfehlungen für das Studium in den neuen Bundesländern kommen aus den DDR-Altlasten: sehr gute Hochschulen mit internationalem Ruf, gute Ausstattung, gute Betreuung, weniger Studenten je Professor als im Westen, strafferes Studium, geringere Mieten usw. usf.

Bemerkenswert ist noch, daß in Thüringen und Sachsen keine Studiengebühren existieren. (Für Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern weiß ich es leider nicht.)

Weitere Informationen über das Lehramtstudium in den neuen Bundesländern findest Du auf Seiten wie diesen:

http://www.sachsen-macht-schule.de/schule/3503.htm

http://lehrer-werden.fwu.de/

http://www.thueringen.de/de/tkm/schule/lehrausbild/l…

http://www.cnw.uni-jena.de/Studium__Lehramt-site-cnw…

Die Qualität habe ich nie in Frage gestellt, außerdem habe ich auch
schon oft gehört, dass es keine Unterschiede gibt, dass die :Studienabgänger aus den neuen Bundesländern genauso qualifiziert :sind wie die Studienabgänger aus den alten Bundesländern.

Das Geschimpfe über die versuchte Indoktrination in der DDR ist stets sehr groß, aber was bei euch im Westen so für Räuberpistolen erzählt werden, spottet ja jeder Beschreibung.
Was für Qualitätsunterschiede soll es denn geben?

Hätten die wahren Bildungsspezialisten - wie es so schön heißt - eine Stimme im Parlament, wäre 1990 das Lehramtsstudium der BRD eingeäschert worden, denn die DDR betrieb das, was damals seit über 25 Jahren im Westen „kontrovers“ diskutiert wurde: einphasiges Studium, orientiert ausschließlich am Berufsalltag und den gesellschaftlichen Aufgaben des Lehrerberufes; statt theoretischer Überhöhung des Studiums und Überladung durch theoretische Erziehungswissenschaft bildete das Unterrichten den Schwerpunkt, der tatsächliche Unterrichtsprozeß, die Stoffvermittlung, also das eigentliche Lehren, und daß, ohne auf die notwendige fachliche Tiefe für die zwölfklassige Schule verzichten zu müssen. Gestützt und geregelt wurde das reformierte Lehrerstudium durch E m p i r i e, nicht durch schulferne erziehungswissenschaftliche Theorie.

Aber gib Dich keinen Illusionen hin: Die Universitäten in den neuen Bundesländern verfolgen seit Mitte der 90er konsequent den Stiefel der alten Bundesländer und von den diametralen Gepflogenheiten der ehemaligen DDR ist höchstens ein dumpfer Nachhall übriggeblieben - in Form der Professoren und Assistenten, die noch das frühere System erlebten. Die sind jedoch auch irgendwann verschwunden.

Wenn ich wirklich in den neuen Bundesländern studiere,
dann sehe ich diese nicht als fremd an, sondern als meine Heimat,
die Bundesrepublik Deutschland.

Ich rate hierbei zur Vorsicht. :smile:
Ein kleiner Ausflug in die Psychologie der neuen Bundesländer:

Die deutsche Einheit ist zwischenmenschlich ja deshalb größtenteils nicht vollzogen, w e i l die DDR einfach BRD wurde, obwohl das die meisten DDR-Bürger nicht wollten. Die größte Angst damals, der Verlust der Kultur und der Werte, bewahrheitete sich größtenteils. Die deutschen Staaten verschmolzen nicht symbiotisch, sondern der Osten bekam das Westmodell verpaßt, und zwar „all inclusive“. Kein Bereich behielt nennenswerte DDR-Strukturen, nur der „zivile Ungehorsam“ der Leute, die ihre Lebensleistung nicht aufgeben wollten, hielten die kulturellen Gepflogenheiten des zweiten Deutschlands ein wenig länger am Leben.
Die Volkskammerwahlen, besonders die errichtete repräsentative Demokratie, der verworfene Verfassungsentwurf, die Zerschlagung der Einheitsschule, das ignorante und korrupte Verhalten der Machthaber nach den Volkskammerwahlen, die völkerrechtswidrige und unter OECD-Maßstäben sehr fragwürdige Agitation und aktive Beeinflussung des politischen Prozesses der DDR durch die BRD-Parteien im Jahre 1990 empfinden die Ostdeutschen als Zerstörung ihrer Selbstbestimmung und ihres Selbstbestimmungsrechts. Und dieses Gefühl verstärkt sich paradoxerweise in letzter Zeit sogar.

Es ist daher vorstellbar, daß Du bei Deinen Mitstudenten ungewollt in ein politisches Wespennest stichst, wenn Du die neuen Bundesländer wiedermal :wink: der BRD einverleibst. :smile:
Die Unterscheidung zwischen alter BRD und neuer BRD, die viele ältere westdeutsche Mitbürger machen, existiert in den neuen Bundesländern nicht, sondern BRD ist BRD ist BRD ist BRD ist - gefühlt! - die BRD vor 1990. Wenn ich mir unseren Sprachgebrauch anschaue, spricht faktisch niemand von „Bundesrepublik Deutschland“, „wir“ sagen „Deutschland“, wenn „wir“ die BRD seit 1990 meinen. :smile:

Viele Grüße :smile:
reinerlein

Hallo!

Zumindest in Bayern sind die Lehramtsstudiengänge
zulassungsfrei,

Ich kann mich aus meinen Studienzeiten (sind gerade mal zwei Jahre her) erinnern, dass GS-Lehramt schon immer zulassungsbeschränkt war. Meine kurze Stichprobe an der Uni Erlangen und München hat dies gerade bestätigt. Für Erlangen z.B. beträgt die Norm 2,1.

und Englisch ist ein Mangelfach (= gute
Einstellungschancen nach der Ausbildung).

Das mag regional z.Zt. so sein. Wenn man sich die Einstellungszahlen für Bayern allerdings anschaut, kann man sehen, dass bei GS z.B. auch nur bis 2,01 eingestellt wurde. Mit Prognosen (fachlich und zeitlich) wäre ich da mal ganz vorsichtig!

Ich bin mir sicher,
dass das in mehreren Bundesländern so ist. Wo ist Dein
Problem?

Ich finde es sinnvoll, sich vorher mal zu informieren. Als ich vor acht Jahren zu studieren begonnen habe, da war alles rosa. Gegen Ende des Jahres werde ich dann sehen, was die Aussagen von Berufsberatung und Co. wert waren.
Auf irgendwelche Prognosen würde ich eh nichts geben. Es geht darum, etwas zu tun, was man gerne macht, und nicht, weil einem heute erzählt wird, damit könnte man in fünf bis sieben Jahren gute Einstellungschancen haben.

Bayern erhebt übrigens enorme Studiengebühren, die nicht zu vernachlässigen sind. Ich kann mich nicht entsinnen, eine Verbesserung der Lehre dadurch verspürt zu haben, aber ich war auch nur ein Jahr betroffen. Vielleicht ist es ja jetzt besser!?

Grüße!

Hallo Kazusa,

es sollte nicht als Vorwurf klingen, was ich da geschrieben habe. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass „der Osten“ sehr vielseitig ist, nicht nur, was die Landschaften und die Hochschulstrukturen angeht. Es ist auch ein Unterschied, ob man in eine Stadt geht, in der die Uni nebenher läuft, oder in eine, die von der Uni lebt. Unterschätze auf keinen Fall das studentische Umfeld! Auch wenn du keine Partymaus werden willst, die sich nächtelang durch Kneipen treibt - aber auch das sollte man für sich klären, damit man sich wohl fühlt. Ich habe z.B. regelrecht Depressionen bekommen, als ich in Halle/Saale studiert habe, weil es dort einfach so grau und unpersönlich und zersplittert ist (und das ist es für die Lehrämter meistens). Schau dir die potentiellen Kandidaten ruhig vorher mal an. Ich bin ja selbst „von hier“ und werde einen Teufel tun, mein Fleckchen Heimat schlecht zu reden. Aber es gibt hier wie dort Städte, in denen kann ich mir vorstellen zu leben und welche, da kriege ich Panik :wink:

Ich würde gern relativieren, was Reiner geschrieben hat. Natürlich gibt es Mentalitätsunterschiede zwischen „Ost“ und „West“, aber die gibt es auch zwischen Bayern und dem Ruhrgebiet. Diejenigen, die jetzt eine Uni besuchen, haben keine DDR erlebt. Natürlich erleben auch die jungen Leute in ihrer Umgebung (Eltern, Lehrer usw.) einen gewissen Umgang mit „dem Westen“, und ich will nicht behaupten, dass alles vorurteilsfrei abläuft. Aber ich würde mir keinen Kopf darum machen, wegen des „Verlusts der Identität vor 20 Jahren“ oder so etwas von jungen Menschen gemieden zu werden.

Dass junge Leute zum Studieren in die alten Bundesländer gehen, kann ich allerdings auch nicht bestätigen. Ich war eine der wenigen, die das getan hat. Dafür sind jetzt alle zum Arbeiten weggegangen. Dennoch halte ich es für durchaus lohnenswert, schon in der Ausbildungszeit über den Tellerrand zu schauen.

Mögliche Vorteile sind: Keine Studiengebühren (nirgends), verhältnismäßig günstige Lebenshaltungskosten (z.B. ist Dresden eine der günstigsten Lebensorte für Studenten in Deutschland), mindestens genauso gutes kulturelles und universitäres Angebot (variiert natürlich von Ort zu Ort), häufig neu aufgebaute Fachbereiche, wodurch auch die räumliche Ausstattung oft sehr modern ist (nicht immer), neue Erfahrung, neue Leute.

Schau dir in Ruhe an, worauf du Lust hast. Ist ja noch etwas Zeit (Fristen sind häufig Mitte Juli). Eventuell hilft dir auch die Seite www.hochschulkompass.de weiter („Studienmöglichkeiten grundständig“, nach „Grundschul“ suchen).

Grüße!

Hi,

nun ja, das mit GS wusste ich nicht. Da wird auch nicht so viel Englisch unterrichtet.

Aber RS ist nicht beschränkt, und da ist Englisch Mangelfach.

Was es (außer den Studiengebühren) an den Studienbedingungen und der Qualität der Lehre in Bay auszusetzen gäbe, wüßte ich nicht.

die Franzi

Hallo!

Aber RS ist nicht beschränkt, und da ist Englisch Mangelfach.

Noch! Und das ist dann wahrscheinlich auch kein Geheimnis. Anscheinend lässt sich aber nichts schlechter planen und prognostizieren als den Ausstieg von Lehrkräften bzw. den zukünftigen Bedarf. Wie gesagt: Als ich vor acht Jahren bei der Berufsberatung saß, da wurden mir Mangelfächer (nicht nur in Bezug auf Lehramt) vorgetragen, die will heute kein Mensch haben.
Und LAR ist ja ein himmelweiter Unterschied zu LA Grundschule oder Hauptschule, was die Fragerin anstrebt.

Was es (außer den Studiengebühren) an den Studienbedingungen
und der Qualität der Lehre in Bay auszusetzen gäbe, wüßte ich
nicht.

Naja, Studiengebühren können durchaus ein gewichtiges Argument für oder gegen einen Standort sein, wenn man eh die Wahl hat.
An den Bedingungen und der Qualität an sich hatte ich auch nicht sooo viel auszusetzen (außer den übervollen Seminaren, dem Drama darum, einen Prüfer zu finden, der Strukturierung der Fakultäten mit Lehramt als „ferner liefen“, der fehlenden Pädagogik und Psychologie im Studium usw.). Die 1.000 Euro für das Studium, die ich zahlen musste, haben daran für mich nichts geändert. Vielleicht haben es ja heute die Studis besser!?

Grüße!

1 Like

Hi,

LA Grundschule, Hauptschuöle oder REalschule, mit E/D plus Kunst wurde gefragt.

An der LMU ist LA GS tatsächlich Zulassungsbeschränkt, RS und HS aber nicht, siehe
http://www.uni-muenchen.de/studium/studienangebot/st…
http://www.uni-muenchen.de/studium/studienangebot/st…
http://www.uni-muenchen.de/studium/studienangebot/st…
und RS
http://www.uni-muenchen.de/studium/studienangebot/st…
usw

Was ich meinte war ja auch nur: wenn dieStudiengänge in München frei sind, werden sie wohl auch in anderen Bundesländern frei sein.

die Franzi

Hallo Sonne, hallo Reiner
Danke für eure Antworten.

es sollte nicht als Vorwurf klingen, was ich da geschrieben
habe.

Ich habe das auch nicht so aufgenommen, ich wollte nur vermeiden, dass du denkst ich wäre dem Osten feindlich gesinnt - so ist es bei mir etwas angekommen.

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass „der Osten“ sehr
vielseitig ist, nicht nur, was die Landschaften und die
Hochschulstrukturen angeht. Es ist auch ein Unterschied, ob
man in eine Stadt geht, in der die Uni nebenher läuft, oder in
eine, die von der Uni lebt. Unterschätze auf keinen Fall das
studentische Umfeld! Auch wenn du keine Partymaus werden
willst, die sich nächtelang durch Kneipen treibt - aber auch
das sollte man für sich klären, damit man sich wohl
fühlt. Ich habe z.B. regelrecht Depressionen bekommen, als ich
in Halle/Saale studiert habe, weil es dort einfach so grau und
unpersönlich und zersplittert ist (und das ist es für die
Lehrämter meistens). Schau dir die potentiellen Kandidaten
ruhig vorher mal an. Ich bin ja selbst „von hier“ und werde
einen Teufel tun, mein Fleckchen Heimat schlecht zu reden.
Aber es gibt hier wie dort Städte, in denen kann ich mir
vorstellen zu leben und welche, da kriege ich Panik :wink:

Deinen Ratschlag werde ich beherzigen. Erst mal werde ich mich natürlich überall bewerben. Wenn ich dann hoffentlich viele positive Antworten der Universitäten bekomme, werde ich einmal aussortieren und entscheiden, welcher Ort mir am besten gefällt - betreffend der Umgebung, von den Wohnungen und der Verkehrsanbindung. Wenn es ganz hart auf hart kommt, muss ich eben flexibel sein.

Ich würde gern relativieren, was Reiner geschrieben hat.
Natürlich gibt es Mentalitätsunterschiede zwischen „Ost“ und
„West“, aber die gibt es auch zwischen Bayern und dem
Ruhrgebiet. Diejenigen, die jetzt eine Uni besuchen, haben
keine DDR erlebt. Natürlich erleben auch die jungen Leute in
ihrer Umgebung (Eltern, Lehrer usw.) einen gewissen Umgang mit
„dem Westen“, und ich will nicht behaupten, dass alles
vorurteilsfrei abläuft. Aber ich würde mir keinen Kopf darum
machen, wegen des „Verlusts der Identität vor 20 Jahren“ oder
so etwas von jungen Menschen gemieden zu werden.

Das denke ich auch, aber ich finde die Informationen trotzdem als ganz wertvoll. Damit kann ich schon mal vermeiden, in ein Fettnäpfchen zu treten und mich so durch eine eigentlich nicht negativ gemeinte Bemerkung unbeliebt zu machen :smile:.

Dass junge Leute zum Studieren in die alten Bundesländer
gehen, kann ich allerdings auch nicht bestätigen. Ich war eine
der wenigen, die das getan hat. Dafür sind jetzt alle zum
Arbeiten weggegangen. Dennoch halte ich es für durchaus
lohnenswert, schon in der Ausbildungszeit über den Tellerrand
zu schauen.

Vielleicht ist das ja auch ein Unterschied zwischen Bundesland zu Bundesland.
Genau das denke ich auch. Gerade weil ich es z.B. mit meinem Abi-schnitt sehr schwer habe, muss ich mich nicht nur auf ein Bundesland konzentrieren, sondern auf viele. Notfalls muss ich von zu Hause ausziehen, wenn ich meinen Lebenstraum, den Beruf der Lehrerin erreichen will. Aber das ist es mir wert, auch wenn ich tausende Kilometer von zu Hause entfernt studieren muss. Entgegen Reiners Bemerkung am Anfang muss ich sagen: Ok, ich bin nicht sehr gut, sondern mittelmäßig bis vielleicht schlecht wenn es nicht gut läuft. Trotzdem möchte ich es dennoch versuchen, meinen Traum zu erreichen. Das bedeutet harte Arbeit für mich, das weiß ich auch. Schließlich möchte ich meinen zukünftigen Schülern einen sehr guten Unterricht anbieten. Die Arbeit endet nicht nach meinem Studium, sie fängt erst an. Neben den üblichen Lehrertätigkeiten werde ich stets darauf bedacht sein z.B. durch Weiterbildung bzw. Wiederholung des fachlichen Wissens, meinen Unterricht auf einem hohen Niveau zu halten. Meiner Meinung nach ist der Beruf des Lehramts ein Fulltimejob und nicht irgendein Beruf, den man nur auswählt, weil man sonst nichts anderes im Augenschein hat. Durch Praktikas in einer Grundschule und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Gruppenleiterin einer 10köpfigen Kindergruppe hat sich mein Lebenstraum, Lehrerin zu werden, gefestigt. Mir macht die Arbeit sehr Spaß und ich liebe es, Kindern etwas beizubringen und mit ihnen allgemein zu arbeiten.

Mögliche Vorteile sind: Keine Studiengebühren (nirgends),
verhältnismäßig günstige Lebenshaltungskosten (z.B. ist
Dresden eine der günstigsten Lebensorte für Studenten in
Deutschland), mindestens genauso gutes kulturelles und
universitäres Angebot (variiert natürlich von Ort zu Ort),
häufig neu aufgebaute Fachbereiche, wodurch auch die räumliche
Ausstattung oft sehr modern ist (nicht immer), neue Erfahrung,
neue Leute.

Das es keine Studiengebühren gibt, kommt mir sehr entgegen. Miete, Einkaufen (Verpflegung und Lernen) verschlingt schon so einiges an Geld. Das klingt alles sehr verlockend, besonders das mit den kulturellen Angeboten :smile:. An die habe ich noch gar nicht gedacht, mein Wunsch, zu studieren dominiert mich gerade ^^. Darüber muss ich mich auch mal informieren, besonders weil ich ein leidenschaftlicher Kulturanhänger bin (Museen, Theater usw.). Ehrlich gesagt, ich fände es ganz schön, in eine andere Region (sei es nun in den neuen oder in den alten Bundesländern) zu gehen, da ich mich in meiner Region auch langsam sattgesehen habe. Daher kommt es mir nur entgegen, andere Menschen kennen zu lernen bzw. eine andere Region. Ich bin für Neues sehr offen.

Schau dir in Ruhe an, worauf du Lust hast. Ist ja noch etwas
Zeit (Fristen sind häufig Mitte Juli). Eventuell hilft dir
auch die Seite www.hochschulkompass.de weiter
(„Studienmöglichkeiten grundständig“, nach „Grundschul“
suchen).

Vielen Dank für die Seiten, die ihr mir beide auf den Weg gegeben habt. Bei Google suche ich oft stundenlang nach Informationen. Oft finde ich keine brauchbaren Informationen (bis auf die Seiten der Universitäten und Universitätsverzeichnisse usw.). Die Seiten werde ich mir auf jeden Fall einmal anschauen bzw. mich hineinlesen :smile:. Ebenfalls bedanke ich mich bei euch beiden für viele neue Informationen, die ich sicher in meinem Kopf verstaut habe :smile:.

Grüße
Kazusa