Studieren und dazu verdienen

Hallo, ich habe eine Frage, die mir sehr auf dem Herzen liegt und in endlosen Diskussionen ausartet.
Wir haben zwei Kinder, die beide studieren. Wir finanzieren ihnen beide eine Wohnung bzw. WG, darüberhinaus die Unterbringung in WGs bei Aulandssemestern.

Wir unterstützen sie in jeder Hinsicht, aber irgendwann ist wirklich mal der Punkt erreicht, an dem wir wagen… wenn ihr mehr wollt, dann müsst ihr jobben gehen.

Wir wollen ihnen nicht nach jedem Semester einen Wellnessurlaub , weil sie ja soviel gebüffelt haben. Sie lehnen beide jede Form von Hinzuverdiensten ab, weil das Studium ja so anstrengend sei und wir uns als Eltern glücklich schätzen können, dass sie sich um ihr Studium kümmern. Ich fasse mich an den Kopf.

Ist das heute so, dass man als Eltern froh sein darf, dass sie Studium durchziehen und sie im Gegenzug nicht im Geringsten bereit sind, etwas hinzu zu verdienen, um sich den Alltag selber angenehmer zu gestalten. Bspw. Auto, Benzin, Festivals, Urlaube etc…

Ich fasse mich ständig an den Kopf, aber ich fühle, das hier etwas nicht stimmt oder in geraden Bahnen läuft.

Müssen die Studierenden heute nicht mehr jobben, weil das Studium ihnen zuviel abverlangt ?
Ich habe das Gefühl, wir stehen da allein auf weiter Flur oder kennt jemand diese Einstellung der Studierenden auch ?

Hallo solche Eltern hätte ich auch gerne gehabt aber leider war das nicht so . Es tut mir leid aber ihr macht alles verkehrt was man nur verkehrt machen kann . Die sollen sich einen Nebenjob suchen und wenn sie sich dazu zu fein sind ,ist das ihr eigenes Pech . Ich würde es strikt ablehnen denen alles in das Hinterteil zu schieben .
viele Grüße noro

Hi Wutz,

wir haben 2 Kinder, davon (noch nur) ein Studierendes.

Was studieren deine denn? Ich glaube, es gibt schon deutliche Unterschiede bezüglich Anforderungen an die Studenten.

Unsere Tochter jobbt nebenzu nicht, aber spart von ihrer Unterstützung durch uns, die im Rahmen vom Bafög liegt, auch was für einen günstigen Urlaub. Unabhängig davon laden wir sie aber dann zum gemeinsamen Familienurlaub mit ein - genießen wir aber auch. Auto etc. hat sie nicht und lebt auch sonst nicht „aufhausig“. Ihr ist klar, dass wir ihr keinen Luxus finanzieren - dafür müsste sie jobben. Das ist ihr aber auch bewusst. Trotz anstrengendem Studium (Bioinformatik) hätte sie vermutlich schon noch Luft für ein paar Stunden jobben - allerdings wirklich eher unregelmäßig, weil sie auch manche Nacht fast durchprogrammieren muss.

Liebe Grüße
Karin

Gib ihnen den maximalen Bafög Satz. Das ist bei zwei Kindern für einen Alleinverdiener mit normalem Gehalt von 3.000€ Netto schon eine Herausforderung. Keinen Cent mehr. Darüber Hinaus gibt es Jobs oder eben Einschränkungen. Fertig.

Hallo,

in welchem Semester sind sie? Ich habe auf Dipliom studiert, und im Grundstudium hätte ich irgendwo kellnern oder im Supermarkt aushelfen können, aber das wäre nicht meins gewesen. Was in meinem Fall eher die Ausnahme war: ich hatte das Glück, dass ich im Grundstudium als Dolmetscherin jobben konnte. Da ich aber sehr viele Aufträge hatte, war ich mehr bei der Polizei und bei Gerichten als im Hörsaal :smiley: , und das hat in meinem Fall leider auch dazu geführt, dass mein Studium länger gedauert hat.

Ich habe allerdings auch BAföG bekommen und im Studentenwohnheim (relatov geringe Miete) gewohnt. Nach dem Vordiplom konnte man als studentische Hilfskraft an mehr oder weniger allen Instituten eine Stelle suchen. Ich habe immer nur an meiner Fakultät gearbeitet, in einem Semester habe ich zusätzlich einen HiWi-Job im erziehungswissenschaftlichen Bereich gehabt, aber mein Mann hat an einem Institut für Psychologie gejobbt, weil die dringend jemanden gesucht hatten, der programmieren konnte.

Auf der anderen Seite habe ich eine Bekannte, deren Tochter Lehramt studiert hat, und die Tochter wurde sogar noch während des Referendariats finanziell unterstützt (in gleicher Höhe wie während des Studiums), weil das arme Mädchen ja so wenig verdient hat. Und das, obwohl es insgesamt 3 Kinder gibt und die Mutter Hausfrau ist.

Ich würde das in eurem Fall ganz pragmatisch sehen:

Wenn sie nicht dazu bereit sind, müssen sie halt darauf verzichten! Meine Mutter hat während meines Studiums meine Autoversicherungen (Haftpflicht und Teilkasko) bezahlt, aber das Benzin habe ich selbst bezahlt.

Ich glaube, das ist nicht nur bei den Studenten so, sondern die allgemeine Mentalität der Jugend. Wenn ich sehe, was teilweise für Autos bei uns auf dem Schülerparkplatz stehen, da könnte der eine odere andere Lehrer glatt neidisch darauf werden. Und das haben die sich ganz sicherlich nicht sebst verdient, sie scheinen aber auch in ihrer Mentalität Unterstützung durch die Eltern zu bekommen.

Gruß
Christa

Je nach Studienfach ist es durchaus möglich, dass keine Zeit/Möglichkeit zum Geldverdienen da ist.
Dann kann es eben keinen Urlaub oder keine Event-Karten geben oder diese mal als Geburtstagsgeschenk oder so.

Ich habe damals mit meinem Sohn die Höhe der Unterstützung abgestimmt - Miete Wohnheim plus 300 Euro fürs tägliche Leben - das hat ihm auch gereicht. Auto brauchte man in der Studienstadt nicht…

Beatrix

Ich hab den vollen BaföG Satz bekommen und alles andere hinzu verdient. 450€ Job und in den Semesterferien bei ZF für damals 15€ die Stunde am Band (sind heute eher 20€ die Stunde). Das hat locker gereicht für Miete, Leben, Party, Auto und 2x im Jahr in den Urlaub. Von meinen Eltern hab ich gar nichts bekommen, wäre auch kaum möglich gewesen bei 5 studierenden Kindern.

Im Endeffekt ein ganz normales Leben, überhalb des Niveaus des so mancher Mindestlohnverdiener heute hat.

Hallo,

stimmt, mein Studium war im vorigen Jahrtausend :smile:, wie das der hier Schreibenden wohl auch.
Ich hatte das Privileg, zu Hause wohnen zu können, also Verpflegung in der Früh und am Abend imbegriffen.
Fahrtkosten (Bahn, Bus…) (nur) zum Studienplatz wurden damals vom Land (genaue Streckenangabe und ja kein Meter andersoder in einem anderen öffentlichen Verkhersmittel!) in Form einer Streckenkarte (sic!) bezahlt, andere Studienorte mussten auf eigene Kosten erreicht werden (auch innerhalb einer Großstadt heftig).
Taschengeld gab’s für mich, von dem ich meine Mittagsverpflegung, alles zum Studium und Bekleidung bestreiten musst. Die Höhe des Taschengeldes? Für heutige Verhältnisse würde das grade für einen Kinobesuch mit einem Getränk reichen.
Als Vergleich: Damals kostete ein Einzelstraßenbahnfahrschein für Erwachsene 3,50 Schilling (heute über € 2.–), eine Semmel 0,65 Schilling (heute ab € 0,15 im Supersonderangebot).
Und mein „Taschengeld“ lag bei 190 Schilling. Nein, keine großen Sprünge, sondern beschränken auf das Notwendigste war angesagt.

Heute ist das sicher anders (und ist gut so), doch nur auf Kosten der Eltern zu leben, das finde ich als Vorbereitung auf das Leben nach dem Studium einfach nicht angebracht.
Was, wenn sich die Studiendauer (es ist ja herrlich, auf Kosten anderer leben zu können) hinauszieht, wenn keine Studienerfolge anchgewiesen werden (müssen) und es womöglich nicht sofort ein Berufseinstieg („Doch nicht unter € 5 000.–, schließlich brauche ich ja Geld zum leben und bin einen gewissen Standard seit Kindesbeinen gewohnt!“) vor der Türe steht.

Mit eigenem Geld Haushalten und wenn irgendwie möglich etwas dazu beitragen, das ist Vorbereitung auf das Leben außerhalb von Elternhaus und Studium!

Gruß

dafy

Jetzt im Nachhinein dies noch zu ändern wird schwer. Da muss man Euch als Eltern leider ganz deutlich sagen, dass da schon im Vorfeld viel falsch gelaufen ist, die Kinder nicht zu mehr Eigenverantwortung zu erziehen.

Für mich war es damals einfach eine Selbstverständlichkeit die Kosten meines Studiums für meine Eltern möglichst gering zu halten. D.h. ich verzichtete auf Wohnung am Studienort/wählte einen täglich erreichbaren Studienort, wohnte zuhause und fuhr das billigste Auto, was man damals bekommen konnte. Das machte DM 70,-- für meine Eltern für die Rate (meine Mutter hatte sich zuvor an dem Wagen „verkauft“, sonst hätte ich natürlich auch keinen Neuwagen gehabt) plus lächerliche Steuer und Versicherung aus (kein Spritgeld). Das war billiger für meine Eltern als eine Monatskarte der Bahn.

Ansonsten wurde alles, was über Kost und Logis hinaus ging selbst verdient. Teils über Selbständigkeit in der IT, teils im IT-Support einer Behörde, … Meine Frau spielte damals regelmäßig im Spätdienst und an Feiertagen „Fräulein vom Amt“. Und Jura gehört jetzt nun nicht gerade zu den Fächern, die man auf einer Pobacke absitzt. Bei ihr hat die Zeit nebenbei sogar noch zur Promotion gereicht. Ich hatte meine auch schon angefangen, als dann leider mein verehrter Doktorvater starb.

Wenn ich mir unsere Ex-Au-Pair so ansehe, die, soweit sie zum Studium in Deutschland geblieben sind, natürlich keinerlei Anspruch auf Bafög, und auch keine gut verdienenden Eltern im Hintergrund haben, so ist ein Studium in der von mir damals finanzierten Form durchaus auch heute noch machbar. Da wird jede Messe in Hannover genutzt, steht man im Kaffeeladen am Tresen, gibt Sprachkurse, … Unsere erste Mieterin war vor ein paar Jahren beim Einzug in den letzten Zügen ihres Zahnmedizin-Studiums, welches sie sich insbesondere mit Putzen verdient hatte.

ME wird es jetzt dringend Zeit, die Brut finanziell flügge werden zu lassen! Denn die Einstiegsgehälter nach dem Studium könnten angesichts der mit der Berufsausnahme anstehenden Kosten sonst ggf. „nicht auskömmlich“ sein, um den bisherigen Lebensstil aufrecht zu erhalten. Dann zahlt ihr ggf. bis zu eurem bitteren Ende. Ich denke da an so einen Dauerstudenten im weiteren Umfeld, der ausschließlich van Laack Hemden tragen konnte, und als angehender Architekt zwar keine Zeit für einen Nebenjob hatte, sich dann aber Freundin und Kind anlachte, mit denen er dann Mutter aus dem schmucken Bungalow in die Einliegerwohnung vertrieb, weil die junge Familie ja angemessen untergebracht sein musste.

BTW: Mein Nachwuchs hat schon seit Kindergartenzeiten Spaß daran, sich den ein oder anderen Euro zu verdienen, der dann auch wieder für das ein oder andere Extra ausgegeben werden muss. Nicht, weil wir es uns nicht leisten könnten, dies zu finanzieren, sondern damit sie den Wert von Arbeit und Geld kennenlernen und erfahren. Und manches gerade noch „lebenswichtige“ Extra ist nicht mehr halb so interessant, wenn es heißt, dass dafür dann die Spardose geplündert oder der Weg mit dem Sparbuch zur Bank angetreten werden müsste.

Ja nun, das kommt auch ein bisschen darauf an, wo die Eltern wohnen: dort, wo meine Mutter damals gewohnt hat, gab’s im Umkreis von ca. 70 km keine Möglichkeit zu studieren, und mein Studienfach gab’s als nächste Entfernung in der 120 km entfernten Stadt. Glaub mir, ich wäre auch lieber zu Hause wohnen geblieben!

Aber hoffentlich nicht mit Hausarbeit. :stuck_out_tongue: Denn DAS wiederum fände ich daneben, die Hilfe im Haus erwarte ich ohne Bezahlung, mich bezahlt auch keiner dafür. :smiley:
Gruß
Christa

Bei mir waren dass Tür zu Tür knapp 60 km, die man natürlich nicht nur für die Vorlesungen, sondern auch für die private Lerngruppe, die sonstigen Treffen mit Studienfreunden, etc. auf sich nahm. Klar, man war nicht ganz so spontan, wenn man erst einmal eine Stunde Vorlauf hatte, musste beim Alkohol immer zurückhaltend sein, und überlegte sich natürlich gelegentlich schon, ob die Fahrerei für ein bestimmtes Thema angemessen sei.

Was die Kinder angeht, so sehe ich das nicht ganz so verkrampft. Natürlich gibt es kein Geld für alltägliche Kleinigkeiten. Aber wir legen die Schwelle auch nicht zu hoch. Denn es muss sich ja um kindgerechte Dinge handeln. Das setzt dem Ganzen doch recht enge natürliche Grenzen, wenn wir vom Kindergartenalter und der Grundschule sprechen. Aber da ist mir ganz ehrlich der Effekt „Wert des Geldes“ wichtiger, als klar zu stellen, dass diese und jene Tätigkeit ja eigentlich eher Bespaßung oder Betreuung waren, als dass sie wirklich große geldwerte Hilfe gewesen sind.

BTW: Ich halte auch gar nichts von dem Spruch, dass Geld „für die Spardose“ sei. Denn das typische monate- bis jahrelange Sammeln, welches oft genug auch noch mit dem Weg zur Bank endet, um das Geld dann auf ein Sparbuch einzuzahlen bringt mE in Bezug auf die Erziehung in Bezug auf Geld und Gegenwert für kleinere Kinder gar nichts. Altersgerecht mal die eine oder andere Woche Taschengeld sparen, um dann eine etwas „größere“ Anschaffung zu tätigen ist vollkommen OK. Aber wenn kleine Kinder immer nur Münzen bekommen, die dann in einer dunklen Kiste verschwinden, die man dann auch noch gegen einen Stempel in einem Heft abgibt, das dann bei den Eltern in der Schublade verschwindet, bringt erzieherisch gar nichts. Wenn man für ein Kind beizeiten Rücklagen schaffen will, dann kann man das auch anders machen.

Insoweit bin ich auch etwas zwiegespalten, dass ich hier einen kleinen Dagobert habe, der von sich aus Geld weit überwiegend hortet, und seien Talerchen zählt, statt gelegentlich auch mal eine größere Anschaffung zu tätigen.

Also ich bin Studentin und arbeite nebenbei. Wie ich noch nicht gearbeitet habe, habe ich mir eben keinen Urlaub leisten können oder Essen gehen oder meistens auch nicht fortgehen. Da ich jetzt Geld verdiene, kann ich es mir ein bisschen besser gehen lassen. Ich finde es persönlich gut, nebenbei auch zu arbeiten, da ich dadurch viel verantwortungsbewusster geworden bin.

Das finde ich zum täglichen Pendeln schon arg, da hast du das Geld für die Miete gespart, aber dafür verfahren.

Das ist etwas anderes. Ich meinte, dass ich nicht es in Ordnung finde, wenn Kinder z. B. fürs Geschirrspüler ein- oder ausräumen oder auch Müll rausbringen „entlohnt“ werden, wie ich öfter gehört oder gelesen habe.
Wir wohnen in der Nähe des Kindergartens, und als meine Tochter in der 2. Klasse war, glaube ich, hat sie mit einer Freundin (erst bei uns vorm Garten, als dort aber kaum Laufkundschaft vorbeikam, sind sie kurzerhand vor den Kindergarten gezogen) Teile unserer Gartenernte (Äpfel und Zwetschgen) verkauft. Sie haben sich sogar Schilder gebastelt:

Ich weiß nicht, wo sie das Hufeisen gefunden hatte, das hätte sie auch verkauft, es fand sich aber kein Käufer. Das Obst sind sie aber los geworden, und da spielte es auch keine Rolle, dass ICH es geerntet hatte, und dass die Mutter der Freundin auch noch einiges abgekauft hat. Aber sie haben wirklich längere Zeit da gehockt, bis sie alles los geworden sind.

Erstmal „für die Spardose“ ist es ok, man muss nicht jede Münze, die man hat, sofort wieder ausgeben. Meine Tochter bekommt jetzt in der 5. Klasse z. B. 10 Euro/Monat, wofür soll sie es ausgeben? Sie hat jetzt mehrere Monate gespart (ok, Schwiegereltern sammeln auch „Kupfergeld“ für sie, da ist auch einiges zusammengekommen), aber sie hat fast alleine ein neues Smartphone bezahlt. Ich habe nur ca. 10 Euro + Displayschutzfolie + Hülle gekauft. Und eine PlayStore-Guthabenkarte, ich glaube für 15 Euro. Aber ich habe ihr klipp und klar gesagt, sie soll sich gut überlegen, wofür sie das Guthaben ausgibt, denn die nächste Aufladung kann sie selbst bezahlen. So wollte sie eigentlich ein Spiel für 7 Euro haben, aber nach langen Überlegungen war es ihr doch zu teuer.

Das sehe ich allerdings auch so!

Vielleicht spart er schon fürs eigene Auto. :wink:

Hi ich war bis vor kurzem auch im Studium (mittlerweile abgeschlossen). Bei mir war das so, dass ich Bachelor in Kombination mit einer Firma gemacht habe. D.h. während des Semesters Studium in den Ferien Arbeit, dafür allerdings jeden Monat etwas Geld. Somit konnte ich mich im Studium darauf konzentrieren und in den „Ferien“ auf die Arbeit.
Zudem konnte ich dort direkt auch meine Studien- & Bachelorarbeit absolvieren.