Studium abbrechen

Hallo zusammen,

mein Sohn hat im WS das Maschinenbau-Studium begonnen, welches eigentlich sein Wunschstudium schon länger war.
Das 1. Semester lief, soweit ich mitbekommen habe, gar nicht schlecht. In den Semester"ferien" kamen die ganzen Klausuren, von denen eine nicht bestanden wurde, die „Hämmer“ Mathe und Physik aber wohl.

Jetzt nach Semesterstart kotzt ihn die ganze Theorie nur noch an, die wieder kommen wird.

Ich weiß, dass das Maschinenbaustudium deshalb so vielen Studenten Probleme bereitet.

Nun überlegt er den Wechsel zur Informatik.
Ist das Studium dort weniger theoretisch?
(Sicher kann man die Hochschulen nicht verallgemeinern, aber grundsätzlich?)

Ich habe ihm den Rat gegeben, sich an die Studienberatung zu wenden, was er machen wird.

Vielleicht kann jemand aber hier mit ein paar persönliche Erfahrungen beitragen? Auch, um vielleicht doch wieder Motivation geben zu können.

Liebe Grüße

mein Sohn hat im WS das Maschinenbau-Studium begonnen, welches
eigentlich sein Wunschstudium schon länger war.

Jetzt nach Semesterstart kotzt ihn die ganze Theorie nur noch
an, die wieder kommen wird.

Nun überlegt er den Wechsel zur Informatik.
Ist das Studium dort weniger theoretisch?

Die Informatik wird sicher weitaus theoretischer sein als Maschinenbau, weil man bei Maschinenbau Großes, „Sichtbares“ behandelt, Ketten, Zahnräder, Maschinen, man konstruiert, zeichnet, berechnet. Man touchiert die Informatik und Elektrik im Randgebiet - man nutzt die Produkte von Inforatikern und Elektrikern, nämlich Anwendungssoftware und Geräte zum Konstruieren und Berechnen maschinenbaurelevanter Produkte.

Bei Informatik wird man in Sachen Computer ausgebildet, also alles das, was man nicht sieht und nicht berühren kann.

Wenn er schon immer MB studieren wollte, verstehe das mit dem Informatik nicht. Das ist völlig anders.

Hallo,

wegen Mathe bei Maschinenbau zu Informatik zu wechseln ist wie, als würde man als Freischwimmer zu den Kampfschwimmern wechseln wollen, weil mal das Schwimmen nicht kann.
Informatik ist zeitweise Mathe pur, da sieht er kein Land.

hth

Hallo!

Jetzt nach Semesterstart kotzt ihn die ganze Theorie nur noch
an, die wieder kommen wird.
Nun überlegt er den Wechsel zur Informatik.
Ist das Studium dort weniger theoretisch?

Informatik, E-Technik und Maschinenbau ähneln sich in den ersten Semestern. Wer als Maschinenbau-Student vorher eine einschlägige Lehre absolvierte, wird in den ersten Semestern von seinem ursprünglichen Beruf kaum etwas wiedererkennen. Wer direkt vom Abitur ins Studium geht, wird merken, dass die landläufig bildhaften Vorstellungen von Maschinenbau nicht zu den Lehrinhalten passen. Das liegt aber nicht an den Lehrinhalten, sondern an den falschen Vorstellungen und mangelhafter Information vor dem Studium.

In den ersten Semestern geht es in allen MINT-Fächern sehr abstrakt zu. Berufsqualifizierend dergestalt, dass ein Absolvent in der Praxis unmittelbar einsetzbar wäre, ist so ein Studium nicht. Aufgrund der Breite in Frage kommender Berufsfelder kann das Studium praktische Anwendungen nur am Rande streifen. Ein Maschinenbau-Ingenieur wird mit seinen Kenntnissen der Regelungstechnik ermitteln, wie lange die Steuerraketen von Ariane für eine bestimmte Richtungskorrektur gezündet werden müssen. Ein anderer Ingenieur des gleichen Studiengangs soll den Kühler eines Verbrennungsmotors, die Dicke der Antriebswelle eines Schiffes oder die Details eines Spritzgusswerkzeugs bestimmen, das für die Figuren in Überraschungseiern benutzt wird. Angesichts dieser Bandbreite kann das Studium nur eine Auswahl von Grundlagen und Theorie bieten. Anschaulicher ist es nur zu haben, würde man Schmalspuridioten ausbilden. Solche Bestrebungen gibt es in manchen Bereichen, die mit dem Bachelor abschließen, aber zum großen Glück nicht für die Hälfte der Studienanfänger in den klassischen MINT-Fächern. Die andere Hälfte bricht das Studium ab.

Mit dem beabsichtigten Wechsel zur Informatik geht es ganz sicher nicht praxisbezogener zu. Eher ist das Gegenteil der Fall. Das Bild der Informatik ist vielerorts von irgendwelchen PC-Anwendungen geprägt. Derlei Vorstellungen haben mit den Inhalten insbesondere des Grundstudiums der Informatik nicht einmal entfernte Ähnlichkeit.

Dass im Grundstudium der eine oder andere Schein Probleme bereitet, ist normal. Die Mathematik des ersten Semesters ist nur zum Anwärmen. Es kommt noch dicker und arbeitsintensiver (egal ob Maschinenbau oder Informatik). Aber die Mehrheit der Studienanfänger, die das Grundstudium erfolgreich hinter sich bringt, schafft auch den Rest.

Zeitweise aufkommende Verzweiflung ist normaler Bestandteil des Grundstudiums in den MINT-Fächern. Man muss aber zur Kenntnis nehmen, dass die abstrakten Inhalte nicht jedermanns Sache sind. Dann bringt auch der Wechsel in eine andere naturwissenschaftlich-technische Richtung nichts.

Vielleicht kann jemand aber hier mit ein paar persönliche
Erfahrungen beitragen?

Bitteschön: Von Schule und gewerblicher Lehre kannte ich nicht, mich durch irgendeinen Stoff beißen zu müssen. Gelegentlich zuhören reichte, weil die endlosen Wiederholungen einfach nur zu Langeweile führten. Eine 45- oder 90-Minuten-Unterrichtseinheit bestand zum Drittel aus Organisatorischem, zu einem weiteren Drittel aus Widerkäuen und im restlichen Teil überwiegend aus Selbstgängern. Nach der Lehre nahm ich einen Job (heute würde man Traumjob dazu sagen) in der Fluggerätewartung bei einer Luftfahrtgesellschaft an … immer die gleichen Geräte auseinandernehmen, reparieren, prüfen - auf die Dauer nervtötend langweilig. So ging’s nicht weiter, also kündigte ich zum Entsetzen meines gesamten Umfelds und begann ein Informatik-Studium. Bevor ich es richtig mitbekam, war der Zug abgefahren. Ich scheiterte grandios. Das ist inzwischen knapp 40 Jahre her. Ein paar Jahre später war mir klar, dass ich früher nie gelernt hatte, mich intensiv mit einem Stoff zu befassen. Mit der Einsicht (und weil mein Arbeitgeber gerade vor der Pleite stand) begann ich erneut ein Studium, diesmal E-Technik und mit einem sehr ordentlichen Abschluss. Aber verdammt nochmal, es war ein Haufen dicker Bretter und harte Arbeit.

Ein paar Jahrzehnte später - inzwischen gab’s das Internet - stieß ich auf ein Forum, in dem sich Studis über einen namentlich genannten Dozenten austauschten (um nicht auskotzten zu sagen), der angeblich vollkommen überzogene Anforderungen stellte. Den genannten Herrn hatte ich noch in lebhafter Erinnerung, als er gerade als junger Prof anfing. Ja, seine Anforderungen waren hoch, eine Durchfallerquote von 80% war normal, aber seine Vorlesungen waren vom Feinsten und meine früher streckenweise aufkommende Verzweiflung war längst Dankbarkeit gewichen. Meine Vorlesungsscripte nutze ich immer noch gelegentlich.

Ob es der Studi nun glaubt oder nicht: Das ganze theoretische Zeugs ist nicht nur anwendbar, es ist unverzichtbar, wenngleich es im überwiegenden Teil der Berufspraxis spürbar flacher zugeht und Routine Platz greift. Aber auch beim Radfahren muss man sich immer wieder über Hügel quälen, um auf die flachen Geraden zu kommen.

Gruß
Wolfgang

Weniger Theorie --> FH
Hola,

i.d.R. sind FH-Studiengänge weniger theoretisch aufgebaut als ihre Uni-Pendants - Vll wäre das die vernünftigere Wahl, wenn schon ein Wechsel diskutiert wird; denn wie schon gesagt wurde: Mit Informatik wirds nicht besser, sondern eher noch müßiger. Und wenn das Fach an sich ein Wunsch ist, sollte man eher innerhalb des Fachs wechseln.

Allerdings: Der Theorie kommt dein Sohn nicht aus. Auch FHs lehren natürlich einen Haufen, denn Maschinenbau besteht aus mehr als Mathe und Physik.

Gruß, Leebo

Hallo, lieber Wolfgang,
vielen Dank!

ich werde deinen Beitrag meinem Sohn mal zeigen.

Es ist tatsächlich so, dass er direkt von der Schule auf die Uni gewechselt ist und nicht geahnt hat, dass es soo theoretisch sein würde am Anfang. Mathe und Physik waren in der Schule „seine“ Fächer, aber da gab es eben auch noch anderes.

Ein Wechsel in die Informatik, welche auch vor Studienbeginn im Raum stand, würde nach euren Aussagen dann keine wirkliche Veränderung bringen. Danke dafür!

Hm, dann müssen wir überlegen, wie es weiter gehen wird.
Auf die Frage, was er sich denn sonst so vorstellen würde, kommt letztlich immer wieder etwas aus dem Bereich „MINT“.
Vielleicht ist dann doch zunächst eine Lehre sinnvoller, studieren könnte er anschließend immer noch und der Sinn der Theorie erschließt sich eventuell einfacher.

Nochmals Danke und herzliche Grüße

Hallo Leebo,

herzlichen Dank für die Anregung.

Ich glaube, es ist ihm schon klar, dass es nicht nur Mathe und Physik gibt. Das technische Zeichnen fand er gut, waren aber nur zwei SWS.

Wir schauen uns die FHs mal genauer an.

Liebe Grüße

Ich glaube, es ist ihm schon klar, dass es nicht nur Mathe und
Physik gibt. Das technische Zeichnen fand er gut, waren aber
nur zwei SWS.

Ja, aber das war nur Grundlage. Mit 2 SWS wird man kein MB-Ing. Technisches Zeichnen wird einen großen Teil des Studiums ausmachen.

Eine Sache muss ihm klar sein: Wenn er vor Enttäuschungen wegrennt, weil er glaubt, am Anfang schon ein ihm nicht gefallendes Ende sehen zu können, wird er noch sehr oft wegrennen, egal ob er das Studium beendet oder nicht. Er wird als Ingenieur ständig vor scheinbar unlösebare Aufgaben gestellt, die er mit Ruhe und Selbstbewusstsein angehen muss, egal ob sie ihm gefallen oder nicht.

1 Like

Hallo chatairliner,

danke für die klare Ansage!

Nach einem weiteren Gespräch gerade hat sich MB wie auch Informatik für ihn erledigt!

Puuh, das ist gerade eine bescheuerte Situation für uns alle.

Im Moment ist also null Plan!

Nun ja, da ist er auch nicht der erste…

Lieben Dank Euch

Hallo aqua,

das wollte aber sicher keiner von uns bezwecken…

Wenn es aber eh schon an den Grundfesten scheitert, sollte man vll auch folgenden Gedanken in den Raum werfen: Wer an Theorie nicht (so sehr) interessiert ist (und darum gehts nun mal im Studium), sollte sich generell fragen, ob ein Studium die richtige Wahl ist und ob er/sie nicht mit einer Berufsausbildung glücklicher wird.

Gruß, Leebo

Hallo Leebo,

das wollte aber sicher keiner von uns bezwecken…

oh, nein, dann wäre das falsch von mir rüber gekommen.

Ja, ich glaube, der junge Mann täte sich momentan besser in einer klassischen Lehr-Ausbildung oder zumindest in praktischer Tätigkeit.

Er wird morgen bei der Arbeitsagentur einen Beratungstermin ausmachen (verdonnert), um sich über in Frage kommende Ausbildungsberufe einen Überblick zu schaffen.

(Bitte nicht überbewerten: Ein Kumpel von ihm hat eine Mechatroniker-Ausbildung bei einem VW-Vertragshändler begonnen. Die Berufsschule mit vorher Mathe-Physik-LK war wohl so was von ätzend, dort total unterfordert. Aber vielleicht wäre das genau was für ihn, ich weiß es momentan nicht).

Duales Studium?

Wir sortieren uns gerade neu.

Liebe Grüße

(Bitte nicht überbewerten: Ein Kumpel von ihm hat eine
Mechatroniker-Ausbildung bei einem VW-Vertragshändler
begonnen. Die Berufsschule mit vorher Mathe-Physik-LK war wohl
so was von ätzend, dort total unterfordert. Aber vielleicht
wäre das genau was für ihn, ich weiß es momentan nicht).

Duales Studium?

ja oder

nebenbei ein Projekt machen. Häufig sind Professoren mit Projekten beschäftigt, bei denen Studenten gerne willkommen sind.

Ich habe auch erst eine Lehre gemacht, um zu merken, dass ich nicht mein Leben lang Arbeiten ausführen möchte, sondern vorschreiben wollte, wie sie zu machen sind. Außerdem wollte ich ein gutes Gehalt haben.

1 Like

Informatik ist viel theoretischer. Ich würde mal versuchen diese Durststrecke einfach zu überwinden. Mit Maschinenbau hat er bestimmt später gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.