Studium Frühpädagogik (Perspektiven) oder Soziale Arbeit?

Hallo,
ich habe letztes Jahr mein Abi gemacht und werde vielleicht ab September meine Ausbildung zur Erzieherin anfangen.
Jetzt überlege ich ob ich mein Schulplatz -> das ist eine Ausbildung gekoppelt mit einem Studium der Sozialen Arbeit in 4 Jahren, dann hätte ich also nach vier Jahren eine abgeschlossene Ausbildung und einen Bachelor in Sozialer Arbeit – gefällt mir eigentlich schon recht gut). Oder meine Alternative: ein Studium in Frühpädagogik. Aber da weiß ich nicht, als was ich danach arbeiten kann und finde auch nichts im Netz. Also meint ihr ich kann dann richtig als Erzieherin in einem Kindergarten arbeiten?
Was haltet ihr von den beiden Möglichkeiten, für was würdet ihr euch entscheiden!
Ich bin gespannt auf eure Meinungen und danke euch
Gruß

Einfache Eingabe von Frühpädagogik bei Wiki und dann Klick auf den Link zu Kindheitspädagogik … und da stehen u.a. Hinweise auf Berufsfelder.

Hallo,

ich unterrichte an einer Schule, die Erzieherinnen ausbildet. Aus unserer Perspektive ist das Studium der Frühpädagogik mal wieder ein Versuch, die klassischen Arbeitsfelder der Erzieher/ -innen auf Hochschulniveau zu hieven.

Das Problem: Die fachliche Qualifikation von Erziehern in Deutschland ist sehr hoch und die Ausbildungswege haben lange Tradition. Neben einer soliden Basis von psychologischem und pädagogischem Wissen bringen die Absolventen jede Menge Praxiserfahrung in den verschiedensten Arbeitsfeldern mit.

Wir ermöglichen unseren Studierenden seit einigen Jahren Praktika im Ausland und mussten feststellen, dass selbst innerhalb Europas unsere Praktikanten oft auch dann die qualifiziertesten Kräfte waren, wenn sie erst die Hälfte ihrer Ausbildungszeit absolviert und ihre Anleiter Hochschulabschlüsse hatten. Aus diesem Grund sind wir mittlerweile dazu übergegangen, deutsche Einrichtungen im Ausland zu bevorzugen, damit die Praktika auch einen fachlichen und nicht nur einen lebenspraktischen Lernzuwachs haben.

Die Träger wissen, was sie kriegen, wenn sie eine Erzieherin einstellen. Die Frühpädagogen werden es schwer haben, einen Fuß in diese Tür zu kriegen, selbst wenn sie bereit wären, für das Gehalt einer Erzieherin zu arbeiten.

Selbst Sozialpädagogen - seit jeher im Geschäft - finden sich im Vorschulbereich bislang eher selten und arbeiten dann meist mit weniger Gehalt.

Meine Einschätzung ist, dass der Frühpädagoge baden gehen wird, solange die klassische Erzieherausbildung bestehen bleibt.

Schöne Grüße,
Jule

Aus unserer Perspektive ist das Studium der Frühpädagogik mal
wieder ein Versuch, die klassischen Arbeitsfelder der
Erzieher/ -innen auf Hochschulniveau zu hieven.

Nein, das sind zwei völlig andere Baustellen. Die Erzieherausbildung qualifiziert für einen Beruf, ein beliebiges Pädagogikstudium zunächst einmal ausschließlich zum akademischen Arbeiten unter der Vermittlung pädagogisch-wissenschaftlicher Bildung.

Und ganz persönlich würde ich als Dipl. Päd. (der ich bin) jeden, der der Meinung ist ein studierter Pädagoge gleich welcher Fachrichtung könnte auf Grund seines Studiums als Erzieher arbeiten direkt fragen, ob er noch alle Latten am Zaun hat.

Aber da kommen wir zum grundsätzliche Problem von Pädagogikstudiengängen: Sie qualifizieren für alles, oder für nichts. Letztlich kommt es auf die Person an, die das Studium abschließt und darauf, was sie mit dem Studium machen will. Klassische pädagogische Einsatzgebiete sind hier stets beratende - da kann man dann auch das Wissen aus dem Studium praktisch nutzen. Wer aber eben glaubt Pädagogen wären auch nur ansatzweise wegen des Studiums zum Erzieher qualifiziert, der glaubt vermutlich auch, dass Lehrer Pädagogen wären. :wink:

Also bei der Frage „Studium: Ja oder nein?“ kann man eigentlich nur sagen: Was sind die Ziele im Leben? Führungskraft? Forschung? Gehobener/Höherer Dienst im öffentlichen Dienst?
Klassische Berufsqualifikationen für praktische Arbeit erwirbt man in Deutschland (bis auf ganz wenige Ausnahmefälle wie z.B. Jura oder Medizin) durch eine Berufsausbildung, nicht durch ein Studium.

Gruß Andreas

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Hallo,

Nein, das sind zwei völlig andere Baustellen. Die
Erzieherausbildung qualifiziert für einen Beruf, ein
beliebiges Pädagogikstudium zunächst einmal ausschließlich zum
akademischen Arbeiten unter der Vermittlung
pädagogisch-wissenschaftlicher Bildung.

Das sehe ich im Fall des Kindheitspädagogen anders. Ich zitiere mal aus dem Profil:

„Auf der Basis erziehungswissenschaftlicher, psychologischer, soziologischer, kindheits- und sozialisationstheoretischer Zugänge vermittelt der Studiengang pädagogische Handlungskompetenzen im Umgang mit jungen Kindern und ihren Bezugspersonen…Der Studiengang Kindheitspädagogik (B.A.) bietet eine wissenschaftsorientierte und anwendungsbezogene akademische Ausbildung, die für die pädagogische Arbeit in Kindertageseinrichtungen (Kindergarten, Krippe, Hort), im Ganztagesbereich an Grundschulen und in der Zusammenarbeit mit elterlichen Bezugspersonen (Familienzentren, Familienbildung, Tagespflege) qualifiziert.“

Quelle: http://www.ph-gmuend.de/deutsch/studium/studiengaeng…

Das ist inhaltlich exakt das, was Erzieher tun.

Schöne Grüße,
Jule

Das ist inhaltlich exakt das, was Erzieher tun.
Nein, ist es nicht, denn du zitierst ja selbst:
Der Studiengang Kindheitspädagogik (B.A.) bietet eine wissenschaftsorientierte und anwendungsbezogene akademische Ausbildung, die für die pädagogische Arbeit in Kindertageseinrichtungen (Kindergarten, Krippe, Hort), im Ganztagesbereich an Grundschulen und in der Zusammenarbeit mit elterlichen Bezugspersonen (Familienzentren, Familienbildung, Tagespflege) qualifiziert."

Die kann qualitativ niemals an die Ausbildung einer Erzieherin heranreichen. Ich hab schon viele „lustige“ Pädagogikstudiengänge kommen und gehen sehen, aber in diesem Fall sehe ich den Studiengang schon ganz schnell wieder gehen. Er hat schlicht keine Existenzberechtigung. Wenn er sinnvolle BWL/VWL Inhalte hätte könnte man so einen Abschluss für die Betriebsführung einer Kindergartens oder einer Kindertagesstätte durchaus als sinnvoll ansehen. So ist das Studium in meinen Augen aber nur ein schlechter Versuch eine gute und bewährte Berufsausbildungsform durch ein das allgemeine Verakademisieren der letzten Jahre in Bedrängnis zu bringen - und das effektiv mit schlechteren weil primär theoretischen Ausbildungserfolgen.

Gruß Andreas