AN DIE REGINA!
Also bei allem Respekt - das ist mehr als Gejammer.
Klar, ich bin auch die Ausnahme mit meinen 19 - mit denen ich fertig
sein werde. Wir haben auch schüler mit 21 - das liegt aber nicht
daran, dass sie zu spät eingeschult worden sind, sondern dass sie
sitzen geblieben sind. Meint ihr ernsthaft, dass das besser wird
wenn ich nur noch die möglichkeit hab 8 mal durchzufliegen? Weshalb
die meisten durchfallen liegt an mangelnder Motivation: Nur wenige
sind „zu blöd“. Aber wenn ich schon mit 21 keine Ahnung hab, was ich
später mal beruflich machen will und mit meinem Abi anfangen soll,
wie soll ichs dann bitte mit 18 wissen?
Logo, an einer kleinen Schule lässt sich leichter der
Nachmittagsunterricht koordinieren. Aber viele kleine Schulen haben
kein Angebot was LKs betrifft. Zu uns wechseln massenweise Schüler
aus kleinen Schulen, weil sie dort nicht ihre gewünschten Lks wählen
können. Zudem- wir benutzen die Sporthallen der Stadt, von daher ist
die korrdination vom Sportunterricht eigentlich nicht so das
Problem, sondern dass wir nicht genügend Lehrer bekommen.
Also bitte. Kurz zu mir. Nach der vierten Klasse auf die Realschule gegangen. Technisches Profil. Dann aufs technische Gymnasium. Benötigt hier in Sachsen eine Klasse mehr als üblich (nämlich drei Oberstufenklassen), um die Unterschiede von den vielen Mittelschulen ausgleichen zu können.
Hierzu muß man sagen, daß das Pustekuchen war, denn eine Wiederholung und Angleichung an das Kursniveau des Gymnasiums fand nur in ein oder zwei Fächern statt. Der Rest war gnadenlos mit neuem Stoff voll - so daß ich im Vgl. zum Regelabi in Sachsen ein ganzes Jahr Stoff mehr habe.
Ich bin in der 12. Klasse viermal die Woche 4.15 Uhr aufgestanden, damit ich um 5.00 Uhr den Bus schaffe, um 6.00 Uhr - also eine ganze Stunde vor Unterrichtsbeginn - dort zu sein. Der nächste bus hat auf Grund des Berufsverkehrs dann nämlich die Zeit um 7.00 Uhr nicht geschafft, so daß ich stets zu spät gekommen wäre (10 bis 15 Minuten). Ich wurde jedoch zur Pünktlichkeit erzogen und hatte dummerweise früh immer die Leistungsfächer. Sprich, ich konnte nicht den immer verspäteten nächstens Bus nehmen, der bei mir 6.00 Uhr los fuhr. Weil bei uns der Stundenplan voll war (35 Wochenstunden), mußte man in meinem Jahrgang wegen des hohen Bewerberzustroms eine 10. Stunde bis 16.20 Uhr einführen. So kam ich erst 17.00 Uhr los und war 18. Uhr zuhause. Dieses totale Programm 4.15 Uhr bis 18.00 Uhr hatte ich dreimal die Woche. Den anderen Tag kam ich 16.00 Uhr heim, während ich am letzten Tag eine Stunde später hatte.
Und? Ich habe es überlebt, die anderen (die freilich nicht so knallhart dran waren) haben es auch überlebt.
Es war übrigens KEINE kleine Schule, sondern das technische Gym ist bei uns in einem sogenannten Beruflichen Schulzentrum integriert - dort sind also auch Fachoberschule und auch Berufsschulen unter *einer* Oberverwaltung, wenn auch oft in getrennten Gebäudekomplexen (bei der Masse Leute logisch!).
Dazu kommt, daß bei richtiger Aufklärung die Wahl der LKs überhaupt keine Rolle spielen kann. Ich rate bspw. immer, genau das zu wählen, was man später NICHT tun will. In der Regel sind Grundkurse besonders in Mathe ausreichend, DENN - es kommt alles nochmal beim Studium, was man braucht - und meistens strukturierter und besser. LKs immer nach Vorlieben und Interessen nehmen, die man auch später weiterhin nur als Hobby betreiben will. Also ist es eigentlich VÖLLIG IRRE die Kinder sonst wohin zu schicken, nur damit sie da das und das Fach belegen können, anstatt auf einen relativ KURZEN SCHULWEG mit SOLIDER KENNTNISVERMITTLUNG in der entspr. Schule zu achten.
Das Gegondel mit dem Bus oder dergleichen ist also erst recht kein Argument, sondern selbst aufgehalster Wahnsinn.
Zu den Freistunden. Bei uns gab es einen Aufenthaltsraum und wir haben die Hausaufgaben fast immer in den Freistunden et cetera erledigt. Ich, weil ich ja immer eine Stunde zu früh dran war, hab sie meistens sogar erst zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr erledigt.
Darüber hinaus bekamen wir sowieso nicht soviel auf. Vorallem bildeten sich aber auch Lerngruppen an den Tischen dort damals, weil man eben die Hausaufgaben und das Lernen gemeinsam durchzog.
Mit allem Respekt, wenn ein 16jähriger oder 17jähriger nicht begreift, daß er seine Zeit selber einteilen muß, daß er Eigeninitiative entwickeln muß, auch einmal von alleine etwas organisiert, dann hat er am Gymnasium nichts zu suchen.
Es ist absolut untragbar über Freistunden mittendrin rumzuheulen, wenn auf der anderen Seite die Zeit verschwendet wird. Sorry, kein Verständnis. Das sind brotlose Künste, Dinge zu kritisieren, die man offenkundig nicht als Chance zu nutzen vermag.
Und bitte: Warum soll man nicht mit 18 wissen, was später kommt? EIN ARMUTSZEUGNIS. Sicher, irgendwann wollte ich Jura studieren. Dann Informatik. Dann relativierte sich das immer weiter - aber ich war immer technophil und den Naturwissenschaften zugeneigt (im Sinne eines Berufswunsches). Dennoch wollte ich mein hohes sprachliches Interesse nicht schleifen lassen und belegte eben Deutsch-LK und der zweite LK war durch die Fachrichtung des Gyms fest, nämlich Technik.
Und? Jetzt studiere ich Elektrotechnik und jedes Mal wenn ich Zeit finde weiter Mathematik. Man muß den Ball flach halten und einfach ab einem gewissen Puntk weniger Herumreden, sondern sich hinsetzen und *etwas tun*. Dabei spielt das konkrete Endziel die untergeordnete Rolle, solange der grobe Kurs stimmt - und mit Verlaub - mit 16 KANN man, MUSS man, SOLLTE man dringedst wissen, wohin es UNGEFÄHR gehen muß im Leben.
Als Anregung: Wieso das Kind zu Anfang überhaupt aufs Gymnasium schicken? Es ist viel, viel, viel günstiger erst eine allgemeinbildende zehntklassige Schule mittleren Niveaus zu absolvieren, um die kritische Zeit der achten Klasse/14 Jahre zu überwinden. Dann kann man nämlich davon ausgehen, daß der Wunsch, aufs Gymnasium gehen zu wollen, vom Junior persönlich kommt, daß er zumindest soviel an Charakter und Persönlichkeitsfestigkeit erreicht hat, um zu wissen, was er da will - auch wenn er mit 16 immer noch Kind ist.
Deshalb wäre ein System, was erst einmal alle zehn Klassen lang auf die Schulbank schickt, WESENTLICH besser, als die Frühselektion nach der vierten. Es ist historisch nachweislich kein Problem, dann auch ein Abitur in zwei Jahren zu schaffen und für die stärkeren Schüler kann man über Lehrerbeobachtung und einen verbindlichen Mindestnotenschnitt auch schon nach der achten Klasse den Übergang ermöglichen. Aber dies nur am Rande als Denkanstoß.
Vor allem: Mach mal deinen Führerschein während des Abiturs! Du
brauchst ihn aber, wenn du Freistunden hast, später Schulbeginn hast
und dann anschließend in die Uni gehst- es wohnt halt nicht jeder in
der Großstadt mit opitmaler Verkehrsanbindung.
Und *das* ist der Gipfelpunkt des Unfugs. Bei uns haben das damals(bis auf mich, weil ich auch heute mit fast 23 noch kein Geld für den Führerschein habe) AUSNAHMSLOS ALLE - OHNE PROBLEME - geschafft.
Ich kann Dir versichern, daß das alles genauso solche normalen Schüler gewesen sind, wie Du oder andere Gymnasiasten. Keine Doofen, keine Hochbegabten.
Denk einmal drüber nach.
P.S. Klingt alles aggressiver, als ich es meine.
Beste Grüße, Robert