Hallo zusammen,
vielleicht wäre ich im Plauderbrett besser aufgehoben, aber ich muss meiner Frustration mal ein bisschen Luft machen.
Meine Großeltern (Opa: 86, Oma 84) sind so stur und fangen nun an, sich auch noch zu zerfleischen. Ich liebe die beiden sehr und es geht mir sehr ans Herz. Dabei bin ich selbst psychisch nicht gerade stabil.
Mein Opa ist eigentlich ziemlich krank … die Ärztin im KH sprach gegenüber meiner Mutter wohl sogar von Monaten und nicht mehr von Jahren. Und wir machen uns alle tierische Sorgen. Letzte Woche hab ich mir z.B. ordentlich den Kopp zerbrochen, was er denn noch essen könnte, weil ich diese Woche zu Besuch bin und meine Oma damit völlig überfordert war. Auch meiner Oma geht das alles sehr nahe.
Sie leben beide in einem relativ großen Haus mit großem Garten (das ein und alles für meinen Opa) mitten in der Provinz. Seit Mai plagte sich Opa mit Wasser in den Beinen rum, wollte aber partout nicht ins KH. Erst Mitte Juni als er schon einen Wasserbauch (Aszitis) hatte und auch ein wenig verwirrt war (hepatische Enzephalopathie), war er endlich dazu bereit.
Bei den Untersuchungen kam raus, dass er eine Herzinsuffizienz hat (das Herz läuft noch mit einer Leistung von 30 % und ist deutlich vergrößert, im März waren es wohl noch 60 %). Infolge dessen wurde die Leber nicht richtig durchblutet und ist nun zirrhotisch und auch die Niere (nur noch eine?) ist geschädigt.
Ich glaube, er weiß gar nicht wirklich, wie es um ihn steht. Oder will er es überhaupt nicht wissen. Er behauptet jedenfalls, die Ärzte würden ihm nicht alles sagen. Er fragt aber auch nicht mehr groß nach. Das Vertrauen in das KH und die Ärzte dort hat er sowieso verloren (nachdem, was sie sich dort so alles geleistet haben, kann ich das sogar verstehen).
Nunja, Fakt ist jedenfalls, dass er sich schonen sollte und mit dem Essen aufpassen muss. Wahrscheinlich haben wir es mit unserer Sorge ein wenig übertrieben. Da meine Oma auch nicht mehr so fit ist, haben wir auf die Beantragung einer Pflegestufe gedrängt, haben eine Ernährungsberaterin ins Haus geholt (die sich durch ihre Art bei meinen Großeltern aber eher unbeliebt gemacht hat), haben das Schlafzimmer vom 1. Stock ins Erdgeschoss verlegt (als er noch im KH war), denn er kommt kaum noch die steile Treppe hoch, im Bad Griffe in Dusche und an der Toilette angebracht usw.
Auch das Autofahren würden wir gern unterbinden, denn sein Reaktionsvermögen ist schon etwas eingeschränkt. Aber auf dem Land ist man leider auf das Auto angewiesen und er ist ja schließlich „über 60 Jahre immer unfallfrei gefahren“ und hatte „noch nie einen Strafzettel“. Er wird es wohl freiwillig nie aufgeben, falls nicht mal wirklich etwas Schlimmes passiert (seufz).
Jetzt zankt er sich auch noch ständig mit meiner Oma. Vermutlich fühlt er sich entmündigt und frustriert (er merkt ja selbst, dass er nicht mehr so kann wie noch vor 2 Monaten). Doch leider lässt er seinen Frust an meiner Oma aus, die es doch nur gut mit ihm meint. Das ging schon soweit, dass er ihr vor den Kopf knallte, er würde das Haus verkaufen und sich eine eigene Wohnung nehmen und sie würde davon nichts abbekommen! Das hat uns alle total schockiert!
Meine Oma ist leider auch ziemlich direkt und auch noch schwerhörig. So kommt es oft zu Missverständnissen, die dann schnell in einem ziemlich harten Tonfall ausarten.
Beiden fällt es extrem schwer Hilfe anzunehmen. Sie machen sich lieber kaputt. Meine Oma hat z.B. Schmerzen in der Hüfte und kann oft kaum schlafen. Aber statt deswegen zum Arzt zu gehen oder es wenigstens beim nächsten Besuch zu erwähnen sagt sie, sie will ihm nicht „die Zeit stehlen“ wegen so einer Kleinigkeit und es wird ja schon irgendwie gehn… (bei meinem Opa ist es genau so)
Nun steht Ende der Woche der Medizinische Dienst vor der Tür, wegen der Begutachtung für die Pflegestufe. Ich fürchte sehr stark, dass gerade mein Opa dabei vorschwärmen wird, wie gut es ihm geht, wie schön er sich immer noch um seinen Garten kümmern kann, dass er immer noch Auto fahren kann, einkaufen, selbst zum Arzt fahren…
Dass aber seit etwa 2 Monaten jedes Wochenende jemand von der Familie kommt, seit 3 Wochen sogar unter der Woche einen Tag (obwohl wir alle mehrere Stunden weit weg wohnen), um beim Einkaufen, beim Saubermachen, im Garten oder beim Medikamente einsortieren (!!!) zu helfen - das sieht nur meine Oma. Aber auch sie wird wahrscheinlich auf ihrer Selbständigkeit beharren wollen und wird dem MDK die Fitte vorspielen.
Ich werde bei dem Termin wohl dabei sein, da ich zu der Zeit gerade da bin. Auch mein Onkel will sich dafür extra frei nehmen. Wir wollen sie ja gar nicht entmündigen sondern nur unterstützen, dass sie noch so lange wie möglich (mit Hilfe) im eigenen Haus wohnen bleiben können. Im Pflegeheim werden sie wohl „eingehen“, das möchten wir alle nicht.
Wie kann man also den MDK überzeugen, dass hier wirklich Hilfe von Nöten ist und wie kann man die beiden überzeugen, die ihnen zustehende Hilfe auch mal anzunehmen???
Viele Grüße,
ente