Stutenkerle

Tach auch,
na, ich stöberte gerade so durchs Mundartenforum und prompt viel mir ein, dass ich doch noch eine nette kleine Diskussion, die ich in den letzten Wochen, ach was in den letzten Monaten mit meinen Freunden führte, hier einbringen könnte. Ich wohne seit einiger Zeit im schönen Rheinland, komme gebürtig jedoch aus´m Pott. Nun gut, ist ja eigentlich auch nicht weiter tragisch, aber…

Dann und wann stolper ich immer wieder über Wörter, die der gemeine Rheinländer so nicht kennt und zu allem Überfluß noch steif und fest behauptet, dass es sie überhaupt nicht gäbe.

Nun sagt mir doch bitte: WAS IST EURER MEINUNG NACH EIN STUTENKERL?

Ich weiß was es ist und bei uns ist es wirklich ein sehr geläufiger Ausdruck.
Bis denn…
Fraenke

Bis denne…
Fraenke

das hier ist er:
http://www.projekt-paliba.de/old_paliba/tr_lg_8c.htm
Gruß
Eckard.

Das hier ist sie auch:
Hallo, Fränke und Eckard!

Hieße das hier:

http://www.ruf-berlin-sued.de/zeit123.htm

nicht mit größerem Recht „Stute“?

Und wenn die anderen auch so heißen: Woher dann der Name?

Möchte Fritz nun gern wieder wissen.

In KA heißen diese Dinger „Dambedei“! Wozu es einen Artikel im Archiv gibt.

Gruß Fritz

Und wenn die anderen auch so heißen: Woher dann der Name?

Hallo, Fritz,
zuerst mal möchte ich euch dies: http://als-ob.de/spatz40/stutenkerl.htm nicht vorenthalten.
Aber hier wird etwas zur Herkunft verraten: http://www.martin-von-tours.de/lexikon/weckmann.html
„Stute“ ist im Rheinland und auch in Westfalen die Bezeichnung für ein weiches Weißbrot (Milchbrötchenteig). Da der gleiche Teig für den Weck(en)mann verwendet wird, ist das dann eben ein Stutenkerl.
Natürlich gehört dazu die Tonpfeife.
Grüße
Eckard.

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Grüß euch!

Bei uns gab/gibt es noch vereinzelt den Brauch, dass Taufpaten zu Allerheiligen ihren Patenkindern aus Weißbrotteig gebackene Hirsche schenkten.

Zu Ostern bekam das Patenkind eine „Fochetz“. Das ist ein Fladenbrot, Ø ca.15 - 30 cm, am Rand etwas dicker und hochgezogen, durch Einschnitte verziert. In die Mitte wurden Ostereier gelegt (nach dem Backen). Wohlhabende Paten verschenkten Fochetzen aus feinem Germteig.

Über den Hintergrund des Hirsches zu Allerheiligen konnte ich eigentlich nie etwas in Erfahrung bringen… aber da gab’s ja w-w-w noch nicht. :wink:

Aus welchen Gegenden sind euch ähnliche Bräuche bekannt?
Wie kommt der Hirsch zu dieser Ehre? (Wohl nicht als Armeleute-Wildersatz? :smile: )

Ich wünsch euch schöne Osterfeiertage!

Helene

Der Stuten
Hallo Eckard,

„Stute“ ist im Rheinland und auch in Westfalen die Bezeichnung für ein weiches Weißbrot (Milchbrötchenteig).

hm…das Endprodukt (Kastenweißbrot) wird jedenfalls hier und auch an der Elbemündung „Stute n“ (, der) genannt.

Viele Grüße
Diana

Die Stuterei!
Hallo, Eckard & all ihr anderen Kerle & Mädle!

Ich will euch meine ganze Stuterei nicht vorenthalten:

_ Stuterei , die; -, -en (veraltet): Gestüt.

Stute
Substantiv Femininum Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. stuot, ahd. stuot, mndd. stot Stammwort.
Aus g. *stoda- n. „Pferdeherde“, auch in anord. stód, ae. stod n.
Außergermanisch entspricht akslav. stadon. „Herde“.
Ausgangsbedeutung ist vermutlich „Stand“, zu einer Erweiterung von stehen. Eine Pferdeherde besteht aus einem Hengst und mehreren Stuten, so daß seit der mittelhochdeutschen Zeit das Wort die heutige Bedeutung haben kann. Später setzt sich diese Bedeutung durch, die ältere noch in der Neubildung Gestüt (16. Jh.). Auch das feminine Genus ist erst deutsch und hängt vielleicht mit der gleichen Entwicklung zusammen.
Ebenso ne. stud.
Palander (1899), 85-87. indogermanisch s. stehen

Stuten
Substantiv Maskulinum „Weißbrot“ peripherer Wortschatz regional (15. Jh.) Stammwort.
Das Wort bedeutet eigentlich „Oberschenkel“ und ist eine Variante zu Steiß. Daraus übertragen auf das Gebäck nach der Form. Stutenmond für „Flitterwochen“ ist bezeugt seit dem 19. Jh. und beruht auf einem ähnlichen Motiv wie ne. honeymoon. deutsch

Bißgurre
(Bißgurn) Substantiv Femininum peripherer Wortschatz regional (16. Jh.)Stammwort. Das Wort scheint eine Nachdeutung des Fischnamens Peitzker zu sein - eigentlich Gurre = „alte Stute“. Dann scherzhaft übertragen auf ein „zänkisches (bissiges) Weib“.

Mähre
(heute durch Stute ersetzt) Substantiv Femininum erweiterter Standardwortschatz obsolet (8. Jh.), mhd. merhe, ahd. mer(i)ha, as. meriha, meria, merge Stammwort.
Aus g. *marhI/jO- f. „Stute“, movierte Form zu g. *marha- m. „Pferd“ in anord. marr m., ae. mearh m., ahd. marahscalc „Pferdeknecht“.
Dieses zu air. marc m., kymr. march „Pferd“.
Da ai. márya- sowohl „Jüngling“ als auch „(junger) Hengst“ bedeutet, kommt ig. (weur.) *marko/A wohl von ig. *mer- mit Wörtern für „Junge“ und „Mädchen“.
Nicht ausgeschlossen ist auch eine Entlehnung aus den altaischen Sprachen (vgl. russ. mérin „Wallach“, entlehnt aus mongol. morin, mörin „Pferd“).
Die heutige Bedeutung von Mähre als „schlechtes Pferd“ beruht darauf, daß Stuten schneller altern.
Ebenso nndl. merrie, ne. mare; Marschall, Marstall.
Vietze, H.-P. PIAC 27 (1984), 428f. indogermanisch

Stute, die ; -, -n [mhd., ahd. stuot, ursprüngl. = Herde von (Zucht)pferden, wahrsch. zu stehen u. eigtl. = Stand, zusammenstehende Herde od. Standort (einer Herde); seit Anfang des 15. Jh.s zur Bez. des einzelnen weiblichen Zuchtpferdes (die Herden bestanden überwiegend aus weiblichen Tieren)]:
a) weibliches Pferd; b) (von Eseln, Kamelen, Zebras) weibliches Tier.

Stuten, der ; -s, - [mniederd. stute(n), zu: stut = dicker Teil des Oberschenkels, nach der Form] (landsch.): a) Rosinenbrot; b) Gebäckstück aus Hefeteig.

Stutenbiss, der (ugs.): aggressives Verhalten, aggressive Einstellung einer Frau gegenüber anderen (als Konkurrentinnen angesehenen) Frauen.

stutenbissig (ugs.): als Frau anderen (als Konkurrentinnen angesehenen) Frauen gegenüber aggressiv, streitbar.
© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Manchmal könnte man sich kringelich oder bucklich lachen über unsere Sprache, gell?

Gruß Fritz

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Hallo Eckard, Hallo Diana

„Stute“ ist im Rheinland und auch in Westfalen die
Bezeichnung für ein weiches Weißbrot (Milchbrötchenteig).

hm…das Endprodukt (Kastenweißbrot) wird jedenfalls hier und
auch an der Elbemündung „Stute n“ (, der) genannt.

Ich kann mich da nur anschließen, „Stute“ ist bei uns eindeutig das Pferd, „Stuten“ definitiv das Brot. Bevor ich hier ins Rheinland kam, war es mir auch überhaupt nicht klar, dass es da zu Mißverständnissen kommen könnte. Das es dann doch so ist, merkte ich erst beim Bäcker, als mir die gute Verkäuferin auf meinen Wunsch einen Stutenkerl zu kaufen nur Antwortete: „Einen was? Pferd?.“ Ich hatte vorher noch nie was von „Weckmännern“ gerhört und hätte sie im Zweifelsfall wohl auch für Bäcker gehalten.

Auch mit dem Wort „plästern“ stieß ich hier bei einem Freund auf große Fragezeichen. Er kommt aus dem Westerwald und hat noch nie davon gehört. Ihr?

Frank

Hallo Eckhard!

Aber hier wird etwas zur Herkunft verraten:
http://www.martin-von-tours.de/lexikon/weckmann.html

Oh, der Link ist ja ganz fantastisch. Danke! Ich möchte nur kurz anmerken, dass der im Artikel (Zitat folgt) erwähnte Piepenkerl nicht mit einem Kiepenkerl verwechselt werden darf:

Man nennt es „Gebildebrot“. Der Weckmann, ursprünglich wohl nur am Nikolaustag, später auch am Martinstag und heute in der gesamten Adventzeit üblich, (Stutenkerl oder Piepenkerl im Westfälischen; Hefekerl in der Schweiz; aber auch Printenmann, Hanselmann, Klasenmann) ist ein Gebildebrot, also eine mit Weizenmehlteig geformtes oder in den Teig geformte Figur: http://www.martin-von-tours.de/lexikon/weckmann.html

In Westfalen und vielleicht auch anderswo ist ein „Kiepenkerl“ ein reisender Händler, der auf seinem Rücken eine „Kiepe“ trägt. Einen Strohkorb.
http://www.muenster.de/stadt/panorama/nah/kiepen_f.htm

Bis denn Fraenke

Hallo Frank,

Auch mit dem Wort „plästern“ stieß ich hier bei einem Freund auf große Fragezeichen. Er kommt aus dem Westerwald und hat noch nie davon gehört. Ihr?

ja, ich kenne es auch aus Norddeutschland: da heißt es „regnen“ (und zwar heftig & anhaltend). Die Westfalen hingegen sagen „es gallert“, wenn es wie aus Kübeln schüttet…

Viele Grüße
Diana

Hallo Diana…

ja, ich kenne es auch aus Norddeutschland: da heißt es
„regnen“ (und zwar heftig & anhaltend). Die Westfalen hingegen
sagen „es gallert“, wenn es wie aus Kübeln schüttet…

Stimmt, bein uns ist das auch so, und mir ist tatsächlich auch schon aufgefallen, dass sich die Westfalen da ausschließen…
„Plästern“ ist im Pott jedoch recht flexibel zu gebrauchen, es gibt noch eine andere Bedeutungen.

Kleine Erklärung aus dem Netz:
plästern
stark regnen („Immer wenn ich in Langendreer zu die Buchhandlung Gimmerthal hintaper, fängt dat da an zu plästern.“); „rumplästern“ - wild mit einem Ball herumschießen; „ein verplästert bekommen“ - 1) eine kräftige Niederlage einstecken müssen; 2) schwer verhauen werden; stärker als „ein verplättet bekommen“; „sich ein plästern“ - sich gezielt und hochgradig betrinken 3) verplästern - Geld ohne Rücksicht auf das eigene Budget ausgeben
http://www.ruhrgebietssprache.de/lexikon/plaestern.html

Ach ist unsere Sprache schön… Lach.
Frank

Hi Diana,

ja, ich kenne es auch aus Norddeutschland: da heißt es
„regnen“ (und zwar heftig & anhaltend).

im Rheinland sagt man auch Plästern (ausgesprochen eher Pläesteren)

Gandalf

Huhu!

ja, ich kenne es auch aus Norddeutschland: da heißt es
„regnen“ (und zwar heftig & anhaltend). Die Westfalen hingegen
sagen „es gallert“, wenn es wie aus Kübeln schüttet…

Nein, hier plästert es durchaus auch!
Aber es gallert auch. und es schüttet nicht aus Kübeln, sondern aus Tuppen (Tubben) :wink:

Bye, Vanessa

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