Hallo!
Meines Erachtens wird die Wärmedämmerei sowieso überbewertet !!!
Früher hat man im Winter im Haus dicke Sachen getragen, im Dachzimmer geschlafen und morgens war sogar die :Bettdecke, von der Atemluft, gefroren. Und wir leben heute noch.
Viele starben aber an den Verhältnissen, wurden durchschnittlich nicht so alt wie heute, litten früh unter allen möglichen Zipperlein, gingen buchstäblich am Stock und waren mit 50, spätestens 60 Jahren verbrauchte Menschen. Dafür gab es verschiedene Ursachen, u. a. die häuslichen Lebensverhältnisse. Falls unter dem die Vergangenheit verklärenden Schleier klarere Details sichtbar werden, erinnerst Du Dich vielleicht daran, dass nur frisch gefallener Schnee weiß war. Auch in Gegenden mit wenig Industrie bekam die weiße Pracht nach kurzer Zeit einen schmutzig grauen Überzug. Nicht die alleinige, aber die Hauptursache waren Hausheizungen. Miserabel gedämmte Häuser mit ineffizienten Heizungen hatten einen hohen Primärenergiebedarf. Oft genug mit schwefelhaltiger Braunkohle gefüttert, waren das üble Dreckschleudern. Noch in den 50er Jahren waren Millionen Flüchtlinge irgendwie unterzubringen. Deshalb wurden massenhaft Siedlungen baugleicher Häuser hochgezogen, mit Plumpsklo und mindestens einem Raum ohne jede Heizmöglichkeit – das war das Kinderzimmer für oft 3 oder mehr Kinder. Im Winter konnte man im Raum den Atem sehen. Und natürlich wurden die Kinder krank, nicht selten sterbenskrank. Schön war daran rein gar nichts.
Heute muss es im Haus überall pullewar sein, rennt mit T-Shirt und kurze Hose im Haus herum und einjeder ist alle :Nase lang erkältet oder hat einen grippalen Infekt.
Keine Frage, man kann vorhandene Möglichkeiten unvernünftig einsetzen.
Ist ne komische Welt geworden…
Ist eine andere Welt geworden mit anderen Lebensverhältnissen. Früher spielte sich das Leben der einfachen Schichten vorzugsweise in der Küche ab. Dort war es durch den mit Holz und Brikett geheizten Küchenherd warm - für die Zubereitung der Mahlzeiten, zum Einwecken, für die Wäsche und danach für das Badewasser (Kinderschrubben in der Zinkwanne, die auch für die Wäsche diente). Einen ruhigen Raum für Schularbeiten gab’s nicht. War auch nicht so wichtig, Volksschule reichte. An höhere Schulen dachten nur die Besserbetuchten. Alle anderen gingen mit 15, spätestens 16 zur Arbeit, Geld verdienen. Ein Rückzugsraum für Kinder oder Eltern, Interessen pflegen, Talente fördern – das existierte vielleicht in Träumen, aber nicht in der Realität für Millionen Menschen. Und dann die Enge. Für 5 Personen 50 m² mit schrägen Wänden und Klo auf dem Hof war gang und gäbe. Trotzdem kamen ein paar Schüler weiterführender Schulen und Studenten aus solchen einfachen Verhältnissen. Auch mancher Kioskinhaber oder Betreiber einer Heimverkaufsstelle fand sich in der Situation wieder, mit Schal und Handschuhen über seinen Papieren zu hocken. Die Fingerkuppen der Handschuhe wurden abgeschnitten, um mit Papier, Bleistift und Schreibmaschinentastatur zurecht kommen zu können. Rheumatische Beschwerden waren unter solchen Bedingungen noch die kleineren Übel. Du wirst lange suchen müssen, um einen positiven Aspekt der früher weithin üblichen Lebensverhältnisse zu entdecken.
Im Laufe der Zeit wuchsen die Ansprüche und mit ihnen die Wohnflächen. Rohöl kostete lange Zeit um 3 $/Barrel, stieg bis Anfang der 70er auf 8 $, aber abgesehen von ein paar warnenden Leuten, die den steigenden Energiebedarf mit Sorge betrachteten (und dafür ausgelacht wurden), tat sich in der breiten Öffentlichkeit diesbezüglich noch nichts. So wurden immer noch Häuser gebaut, deren Geschoßdecken als Balkone ins Freie ragten, wo ein Einfamilienhaus über 3.000 Liter und mit angebautem Büro und kleiner Werkstatt schon mal 10.000 Liter Heizöl brauchte – auch bei damals nur 18 Pf. pro Liter Heizöl war es gemessen an den Einkommen kein ganz billiges Vergnügen. Wohlfühlhäuser waren es trotzdem nicht, denn sie hatten allesamt kalte Wandoberflächen. Weil das Portemonnaie nach allem Anschein das wichtigste, in jedem Fall aber das empfindlichste Organ des Menschen ist, setzte das Umdenken erst mit deutlich steigenden Preisen ein.
Und so langsam begann die Dämmerei, leider oft ohne Sinn und Verstand, ohne ausreichende Planung, ohne Qualitätssicherung und ohne Berücksichtigung von Belüftung und Wärmerückgewinnung. Laien (auch etliche einschlägig tätige Unternehmen muss man als ahnungslose Laien ansehen) richten viel teuren Schaden an. Dazu kommt Erkenntnisresistenz, wie sie Deinem Beitrag zu entnehmen ist. Tatsächlich führt sachverständig geplante und handwerklich sauber durchgeführte Dämmung und Lüftung zur dramatischen Senkung der Betriebskosten eines Hauses. Dass die Heizkosten nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, ist in jedem Fall zu erreichen. Unter geeigneten Voraussetzungen lässt sich der Energiehaushalt von Gebäuden so optimieren, dass unter dem Strich sogar ein regelmäßiger Ertrag erwirtschaftet wird. Ebenso wichtig wie die Betriebskosten ist das Wohnklima in einem zeitgemäß gedämmten und belüfteten Haus. Da gibt’s nämlich keine kalten Wände; Wandoberflächen haben annähernd Raumtemperatur und Schimmel hat keine Chance.
Und Du meinst immer noch, Wärmedämmung sei überbewertet?
Gruß
Wolfgang