Hallo,
Man hört oft Sätze wie „Die Zeit zieht sich wie Gummi“ im Zusammenhang mit der Zeit. Nun frage ich mich, woran liegt es, dass Menschen mit steigendem Alter die Zeit als schneller empfinden (Kinder sind schnell erwachsen geworden, man kann es kaum glauben etc) wohingegen man als Kind oder Jugendlicher eher das Gefühl hat die Zeit dauere ewig? (Empfindungen aus Gesprächen mit verschiedenen Leuten unterschiedlichen Alters entnommen)
Bisher weiß ich nur, dass das subjektive Zeitempfinden mit der Körpertemperatur zusammen hängt. Je niedriger sie ist umso schneller scheint die Zeit zu vergehen und umgekehrt. Aber kann das auch ein Grund dafür sein?
Ich danke schönmal für ein paar Denkanstöße =)
mit freundlichen Grüßen
Hallo,
also ich vermute, dass dieses
subjektive Phänomen auch
mit dem prozentualen Verhältnis
zue tatsächlichen Lebenszeit
zu tun hat:
Im Alter von 10 Jahren entspricht
1 Jahr 10% der Lebenszeit. Im Alter
von 100 Jahren, um es einfach zu machen,
entspricht 1 Jahr nur 1% des Erlebten.
Gruß
Paul
Hallo,
als junger Mensch macht man viele neue Erfahrungen, lernt viel (muß auch viel lernen), und hat vielleicht auch mehr unangenehme Erlebnisse. Als nicht mehr junger Mensch verläuft das Leben mehr in Routine, damit oft glatter, unbewußter, und man hat gelernt, unangenehmen Dingen im Alltag auszuweichen.
Als junger Mensch weiß man kognitiv, daß Menschen sterblich sind: irgendwann, nach gefühlten tausend Jahren. Als älterer Mensch hat man oft die Erfahrung gemacht, daß die eigenen Grenzen enger gesteckt sind als gedacht. Vielleicht hat man schon mehr als die Hälfte der durchschnittlichen Lebenszeit hinter sich. Was hat man bisher erreicht, und was nicht? Und was geht sich noch aus?
Ich glaube, das sind die hauptsächlichen Gründe für das unterschiedliche subjektive Empfinden der Zeit.
Grüße,
I.
Hallo Just,
Ein wirklich interessantes Phänomen !
Meine Vermutung: Wenn wir älter werden, registriert unser Gehirn oft Situationen oder Erfahrungen welche einer Wiederholung gleichkommen.
Damit werden diese Situationen für unser Denkorgan immer uniteressanter und werden „gelöscht“. Was aber gelöscht wurde existiert für unser Zeitempfinden nicht mehr ! Also: Die Zeit wird kürzer - der Film wird kürzer.
Mit Gruss: harta
Hallo,
ich könnte mir folgendes vorstellen: der Teenager wartet immer auf irgend etwas. Er wartet das er 14 wird, warum auch immer. Dann wartet er das er 15 wird und Mofafahren darf. Dann 16 und schliesslich wartet man auf den 18ten Geburtstag. Wenn man auf etwas wartet, dauert es eben länger, subjektiv gesehen.
Gruß Roland
Ich fasse mal die Posts zusammen, weil ich nicht weiß wie ich hier auf die einzelnen Antworten kann…
Im Grunde vermutet ihr als, dass man als junger Mensch viel mehr aufnehmen bzw lernen muss. Im Alter hingegen kennt man vieles schon, dass vom Gehirn nicht als wichtig empfunden wird und somit „gelöscht“ wird. Wie harta schrieb „der Film wird kürzer“ weil das gelöschte für das Zeitempfinden nicht existiert.
Zudem kommt hinzu, dass man sich als junger Mensch kaum 50 Jahre vorstellen kann und schon 1 Jahr als lange ansieht. Oder aber auch immer auf ein bestimmtes nächstes Alter wartet. Als alter und erfahrener Mensch erscheint zur Relation seines Alters 1 Jahr als sehr wenig.
Ich danke euch für die Antworten. Die Erfahrungen und das Lernen hab ich ehrlich gesagt noch nicht mit bedacht. Aber ich kann mir vorstellen, dass ihr alle zusammengefasst recht habt. Es klingt sehr logisch.
Ich danke ro.ma, harta, Ideomeneo und Paul59 für ihre Beteiligung und allen die evtl noch was ergänzen wollen =)
liebe Grüße,
Just
Hallo,
dieses Phänomen ist mir auch schon aufgefallen und im Rahmen einer Diskussion zum Thema äußerte ein Freund von mir, dass der Mensch Zeit auch nach Projekten einteile und die Projekte mit der Zeit immer aufwändiger werden.
Er meinte also, Zeit werde subjektiv in „Projekteinheiten“ gemessen, wobei diese Einheiten kalibriert auf physikalische Zeit immer länger werden, weil die Projekte immer zeitaufwändiger werden.
Beispiele:
Hausaufgaben für den nächsten Tag
Hausarbeit
Seminararbeit
Diplomarbeit
Promotion
Habilitation
oder:
Haus aus Legosteinen bauen
Baumhaus bauen
Eigenheim bauen
Man kann ein prima Haus aus Legosteinen an einem Nachmittag bauen, ohne sich zu verausgaben. Wenn es fertig ist, kann man auf die Uhr sehen und feststellen, dass 3 h vergangen sind. Beim Bau eines Eigenheims stellt man vielleicht fest, dass nach Erledigung des „gleichen“ Projektes ein Jahr physikalische Zeit vergangen ist.
Grüße, Thomas