Substantiv+Substantiv - Zusammen oder Bindestrich?

Ich frage mich wie es sich mit der Zusammenschreibung/Verbindung mit Bindestrich bei Nomen+Nomen handelt.

Der konkrete Anlass ist das Wort „Ablagerungsfrequenz“. Es wird jedoch in meinem Umkreis behauptet, dass „Ablagerungs-Frequenz“ ebenso einwandfrei akzeptabel ist. Wir können uns nicht einigen welche der Schreibungen richtig ist. Kann jemand helfen?

Ich habe dazu folgende Regeln gefunden:

§ 37 Substantive, Adjektive, Verbstämme, Pronomen oder Partikeln können mit Substantiven Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie ebenso wie mehrteilige Substantivierungen zusammen

aber auch:

§ 45 Man kann einen Bindestrich setzen zur Hervorhebung einzelner Bestandteile, zur Gliederung unübersichtlicher Zusammensetzungen, zur Vermeidung von Missverständnissen, in Zusammensetzungen aus gleichrangigen (nebengeordneten) Adjektiven oder beim Zusammentreffen von drei gleichen Buchstaben.

Viele Grüße

Phil

Kommt drauf an, prinzipiell geht beides, auch wenn die Variante mit dem Bindestrich einigen Leuten „gegen den Strich“ geht, wegen dem Fugen-s. Meine persönliche Richtlinie ist: So viel zusammen wie möglich, es sei denn, das Wort wird zu unübersichtlich.
(Das Wort Ablagerungsfrequenz hat übrigens nur sechs Treffer bei Google, was ist das überhaupt?)

Sie haben sich doch die richtige Antwort und sogar die beiden dazu gehörigen Bestimmungen gegeben. Auch bei dem Wort „Ablagerungsfrequenzen“ ist sowohl Zusammenschreibung oder Verbindung mit einem Bindestrich richtig. Nur ein ganz klein wenig ist es besser den Bindestrich dann vorzuziehen, wenn die Zusammenschreibung sprachlich unschön klingt, schwierig auszusprechen ist, mehrere Buchstaben hintereinander bringt (Schifffahrtskapitän) oder zu Missverständnissen führen kann. Wenn dies nicht der Fall ist, können Sie ungeniert zusammenschreiben.
G.Rudolf, Lektor
Für Rückfragen: [email protected]

Hallo
Regel 22:

Man kann einen Bindestrich in unübersichtlichen Zusammensetzungen setzen .

Mehrzweck-Küchenmaschine
Lotto-Annahmestelle
Umsatzsteuer-Tabelle
http://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/…

Diese Beispiele bestehen aus 3 bzw. 4 Substantiven.
Ihr Beispiel „Ablagerungs-Frequenz“ besteht dagegen nur aus 2 Substantiven, deshalb ist es meiner Meinung nach nicht unübersichtlich und hat ausserdem ein Fugen-s: Ich würde deshalb Ablagerungsfrequenz schreiben.

Dies gilt auch für fremdsprachliche Fügungen aus zwei Substantiven .

Desktop-Publishing
Shopping-Center

Dabei sollte der Bindestrich eine Haupttrennfuge markieren.

Flüssigwasserstoff-Tank (nicht: Flüssigwasser-Stofftank oder Flüssig-Wasserstofftank)

Ihr Beispiel würde ich nicht als fremdsprachliche Fügung (siehe Beispiele oben) bezeichen, obwohl Frequenz ein Fremdwort ist (Bindestrich bei zwei Substantiven. Es wird auch die Haupttrennfuge erwähnt (siehe oben). Das Fugen-s deutet darauf hin, dass es sich in Ihren Fall nicht um eine Haupttrennfuge handelt.

Die unter diesem Link erwähnten Fälle sich auch nicht auf Ihr Beispiel anwendbar:
Schreibung mit Bindestrich:
Zusammensetzungen mit Aneinanderreihungen und Wortgruppen
http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Regeln/…

Im Deutschen werden Komposita stets in einem Wort zusammengeschrieben.[4] So wird aus den Wörtern Rindfleischetikettierung und Verordnung das Kompositum Rindfleischetikettierungsverordnung gebildet – dabei ist Rindfleischetikettierung das Bestimmungswort und Verordnung das Grundwort.
http://www.wer-weiss-was.de/app/query/display_query?..
In Ihrem Beispiel ist Frequenz das Grundwort und Ablagerung das Bestimmungswort, wie im obigen Beispiel werden die beiden Wörter im Komposita mit einem Fugen-s verbunden.
Siehe auch diesen Artikel:
Eines der besonderen Merkmale der deutschen Sprache ist die Befähigung, durch Zusammensetzung von Wörtern neue Begriffe entstehen zu lassen. Aus Sport und Platz wird Sportplatz, aus Dampf und Schiff wird Dampfschiff, aus Auto und Bahn wird Autobahn. Dies gilt nicht nur für zwei Wortteile, sondern für beliebig viele: Sportplatztribüne, Dampfschifffahrtsgesellschaft, Autobahnraststättenbetreiber. Irgendwann droht so ein Wort allerdings unleserlich zu werden, und für diesen Fall empfiehlt sich dann die Verwendung eines Bindestrichs: Sportplatztribünen-Hinterausgang, Dampfschifffahrtsgesellschafts-Vizechef, Autobahnraststättenbetreiber-Ehepaar.

Die Lesbarkeit sollte neben der Verständlichkeit stets oberste Maxime beim Schreiben sein. Eine Wortkette aus mehr als 30 Buchstaben erweist sich für das lesende Auge bisweilen als Stolperstein und führt zu Irritationen. Ein sinnvoll gesetzter Bindestrich kann Abhilfe schaffen und den Lesefluss glätten. So weit - so gut.
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebel-fi…
„Ablagerungsfrequenz“ hat 19 Buchstaben, also weniger als die erwähnten obigen 30 Buchstaben.

Wie in vielen anderen Bereichen hat die Rechtschreibreform auch in puncto Bindestrich die Regeln gelockert. Durften ehedem nur Zusammensetzungen aus mindestens vier Wortgliedern gekoppelt werden, so kann inzwischen auch bei drei oder nur zwei Wortgliedern ein Divis eingefräst werden, sofern dies der Lesbarkeit dient. Koppelungen in Wörtern wie Umsatzsteuer-Tabelle und Lotto-Annahmestelle sind erlaubt. Dennoch ist die Rechtschreibreform keine Rechtschreib-Reform.
Quelle gleicher Link wie oben… (Zwiebelfisch)
Natürlich gibt es nach wie vor bestimmte Fälle, in denen der Bindestrich angebracht ist. Die berühmte Tee-Ernte, die als Teeernte aussieht, als wäre die „e“-Taste verklemmt, ist so einer; die Schwimm-Meisterschaft ein weiterer. Grundsätzlich gilt: Ein Bindestrich ist immer dort willkommen, wo es gilt, ein Missverständnis zu vermeiden oder einen Bestandteil hervorzuheben; er dient also dem Ziel, Klarheit zu schaffen.
Quelle siehe Link oben (Zwiebelfisch)
In Ihrem Fall kommen treffen auch nicht 3 gleiche Vokale oder 3 gleiche Konsonanten zusammen.
Der Bindestrich (Divis), nicht zu verwechseln mit dem (längeren) Gedankenstrich, erfüllt die Funktion einer Lesehilfe. Bei Zusammensetzungen mit Fremdwörtern gilt: Der Bindestrich dient zur Hervorhebung des Unbekannten, Unerwarteten, Ungewöhnlichen. Für viele deutschsprachige Menschen sind Wörter wie Computer, Internet und online heute nichts Ungewöhnliches mehr, sodass sie in Zusammensetzungen wie Computerbranche, Internetfirma und Onlinedienste auf den Bindestrich verzichten. Dies entspricht durchaus dem Prinzip der deutschen Sprache: Wortzusammensetzungen, die sich bewährt haben, werden als ein Wort geschrieben. Zusammensetzungen mit Fachfremdwörtern, die noch keinen festen Platz im deutschen Wortschatz haben, dürfen/sollten gekoppelt werden: Remote-Rechner, Viren-Patch, Consulting-Unternehmen.
(siehe Quelle Zwiebelfisch)
Das Wort Frequenz ist im deutschen kein unübliches Fremdwort mehr.
Hier der Eindruck, ein Fugen-s mit einem Bindestrich zu trennen:
Besonders hässlich ist es, Wörter auseinander zu reißen, die über ein so genanntes Fugen-s verfügen. Denn dieses „s“ erfüllt ja bereits die Funktion eines Bindezeichens: Botschaftsgebäude, Regierungskurs, Entwicklungshilfe, Kriegsmaschinerie und Zeitungsente sind Zusammensetzungen, mit denen das Auge spielend fertig wird. Botschafts-Gebäude, Regierungs-Kurs, Entwicklungs-Hilfe, Kriegs-Maschinerie und Zeitungs-Ente erwecken den Eindruck, die deutsche Sprache gehe am Stock. Texte werden nicht lesbarer, sondern verkommen grafisch zu einer trostlosen Strich-Landschaft.
(Quelle siehe oben Zwiebelfisch)
Fazit: nur „Ablagerungsfrequenz“ ist zu empfehlen, „Ablagerungs-Frequenz“ wäre nicht falsch (nach dem Regelwerk), trägt aber nicht zur besseren Lesbarkeit und zum besseren Verständnis bei und der Bindestrich als doppeltes Bindezeichen neben dem Fugen-s als Bindezeichen ist unschön bzw. nicht sehr elegant, so etwas wie ein typographischer Pleonasmus…
Gruss
K.

Hallo, Phil,

Duden online schreibt zum Bindestrich:
http://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/…
Canoo.net gibt ebenfalls Hinweise:
http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Regeln/…
Solange aus o. g. Regeln keine Pflicht zum Bindestrich resultiert, erwarte ich vom Schreiber nur begründete Ausnahmen.

Denn die Abweichung von der normalen Schreibweise bedeutet für den Leser zunächst einmal Denkarbeit, weil ja Bindestriche Hervorhebungen sein können: Was will wohl ein Schreiber hervorheben, der beispielsweise „Bundes-Verfassungsgericht“ oder „Bundesverfassungs-Gericht“ statt Bundesverfassungsgericht schreibt?
Auch andere Trikomposita sind ohne Bindestrich übersichtlich genug, weil sie jeder kennt: Dreitagebart, Zweiraumwohnung, Bundeskanzleramt.

Dagegen steht die Denkarbeit, die der Leser benötigt, um Bestandteile von weniger gängigen Begriffen zu identifizieren. Der Schreiber muss daher auch Rücksicht auf den Wortschatz seiner Leser nehmen. So würde ich spätestens ab vier Bestandteilen oder bei Neuschöpfungen regelmäßig über Bindestriche nachdenken.

Fazit: Bei Ablagerungsfrequenz sehe ich kein Argument, von der Norm abzuweichen.

Mit freundlichem Gruß
Ulf Plewa

Hallo,

danke für Ihre Frage. Gern beantworte ich sie.

Sie können das Wort nicht so teilen: „Ablagerungs-Frequenz“. Richtig ist es nur so: „Ablagerungsfrequenz“.

Die Trennung ist nur möglich, wenn es sich um zwei Substantive handelt. Jedoch „Ablagerungs“ ist kein Substantiv.

Anders wäre es zum Beispiel, wenn es heißen würde „Ablagerung-Frequenz“. Dies ergibt natürlich keinen Sinn, aber hier ist eine Trennung möglich, da es zwei eigenständige Substantive sind.

Ich hoffe, ich konnte es verständlich ausdrücken.

Wenn es noch Fragen gibt, ich bin gern für Sie da.

Viele Grüße
Andrea

Hi,
die von Dir gefundenen Regeln geben im Prinzip das wieder, was sich bei mir gefühlsmäßig festgesetzt hat. Ich denke, dass es da keine festen Regeln gibt, weil „Übersichtlichkeit“ und „Verständlichkeit“ ja reichlich subjektiv sind.
Ich finde es aber auch gut, dass die Starrheit in unserer Sprache ein wenig aufgeweicht wird - das lässt mehr Raum für den individuellen Ausdruck.
VG, Birgit

Hallo Phil,
das sind die häufigen Kann-Bestimmungen des modernen Duden. Mal kannst du den Begriff zusammen , mal kannst du das Wort auseinander schreiben. Beides ist richtig!!!