Subunternehmer ja oder nein?

Hallo,

vielleicht kann mir jemand weiterhelfen.?

Also ich bin seit 1999 gelernter Fliesenleger und habe eine Festanstellung mit der ich auch sehr zufrieden bin , werde aber oft darauf angesprochen mich Selbständig zu machen und als Subunternehmen zu arbeiten da es angeblich finanziell wesentlich interessanter wäre bei minimalen Büroarbeiten…

Habe eine Familie und will auch nicht viel mehr Stunden (ca45Std die Woche) arbeiten wie bisher da ich von meinen Liebsten ja auch noch was haben will…
Ist die Behauptung realistisch das über 50% von meinem dann offiziellen Stundenlohn netto übrigbleiben?

Bin für jede Hilfe bzw. Tipp dankbar

Hallo,
deine Frage kann man nicht absolut beantworten. Da spielen zu viele Faktoren mit.

Als Fliesenleger unterliegst du der Handwerksordnung. Wenn du als Subunternehmer arbeiten willst bist du automatisch mit einem Handwerksbetrieb selbständig tätig.
Ich bin leider nicht völlig auf dem neuesten Stand - aber meines Wissens braucht man dafür einen Meister. Genaueres kann dir mit Sicherheit die Handwerkskammer sagen. Die können dir auch passende Existenzgründerseminare empfehlen.

Als Selbständiger trägst du selbst, und nur du, die Kosten deiner Kranken- und Rentenversicherung - einen Arbeitgeberanteil gibt es nicht mehr. Dadurch verdoppeln sich die Beiträge in etwa. Du brauchst außerdem noch betriebliche Versicherungen und die Handwerkskammer will auch Beiträge sehen.

Du musst dich selbst um neue Aufträge bemühen und die Abrechnung der Aufträge sowie die Buchhaltung/Steuererklärung erledigen. Ohne Erfahrung geht das, zumindest am Anfang, nicht ohne einen ziemlich hohen Zeitbedarf und Frustfaktor ab.
Mehr als 60 Wochenstunden sind bei Selbständigen eher die Regel und einen geregelten Feierabend kannst du vergessen. Später vielleicht, wenn dein Betrieb gut läuft und du mehrere Angestellte hast kannst du auch kürzer treten. Aber mit der Gefahr, dass dann nicht mehr genug Einnahmen reinkommen um deine laufenden Kosten zu zahlen. Die goldenen Zeiten sind hier, meiner Meinung nach, längst vorbei.

Ein weiterer Fallstrick ist, dass du Gefahr läufst als Scheinselbständiger zu gelten falls du nur wenige Auftraggeber hast.

Das Geschäftsmodell mit Subunternehmern ist in der Baubranche sehr beliebt, da man weniger oder keine fest angestellten Fachkräfte braucht und sich deren Sozialabgaben sparen kann. Des Weiteren kann man auch noch die Gewährleistung für Mängelrügen auf den Subunternehmer abwälzen. Solche Auseinadersetzungen können sehr teuer werden.

Ich würde also genau prüfen wer dir diesen Rat gegeben hat und welche Vorteile derjenige eventuell dann hat. Unbequeme oder teure Subunternehmer ist man schneller und bequemer los als Angestellte - da gibts keinen Kündigungsschutz.

Grüsse max

Hallo,

Ich bin leider nicht völlig auf dem neuesten Stand - aber
meines Wissens braucht man dafür einen Meister.

Nein, wie einfach ist es, einen Blick auf die HWO Anlage A http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/A/anlage-a-zur… zu werfen

Genaueres kann
dir mit Sicherheit die Handwerkskammer sagen.

s. Link, ist eindeutig

Gruß
Otto

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Hallo Flo

Dem gut und ausführlichen Artikel geschriebenen von max 123 kl kann ich nur zustimmen.
Ausserdem möchte ich noch hinzufügen daß du im Krankheitsfall keine Einnahmen hast.
Deine Betriebskosten für Fahrzeug und alles andere laufen weiter.

Aufträge oft termingebunden mit Konventionalstrafen sind.
Um Aufträge zu bekommen mußt du wie alle anderen auch Angebote abgeben, meist wird der günstigste Anbieter genommen. Jemand der schon länger im Geschäft ist kennt evtl. günstigere Bezugsquellen für Materalien, oder bekommt bessere Konditionen.

Nicht zu vergessen daß der Bauboom wie er im Moment besteht nicht ewig anhält.

Das Thema Aussenstände ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt.
Nicht jede fertiggestellte Arbeit wird auch sofort bezahlt. Oftmals wartest du Monate bis du dein Geld für geleistete Dienste bekommst.

Also gut abwägen ob der schritt der richtige ist.

Ich war selbst 5 Jahre Unternehmer für einen Paketzusteller der nicht mit G anfängt und mit D endet und würde es bei den heutigen gegebenheiten nicht mehr machen.

gruß

Hallo,

die tatsächlichen Gegebenheiten und Kosten kann man pauschal nicht wirklich niederschreiben.

Was man jedoch machen kann ist, sich einen Überblick über vorhandenes schaffen und dann auch entsprechend schauen was gebraucht wird.

Angefangen mit der eigentlichen Arbeit des Fliesenlegens.
Aktuell bekommt der Angestellte ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt, das nötige Werkzeug, sowie Verbrauchsmaterialien. Tanken des Fahrzeugs, Instandhaltung des Werkzeugs und Fahrzeugs, Lagerhaltung der Materialien und und und sind alles Dinge die der Arbeitgeber regelt.

Im Falle der Selbstständigkeit müssen diese Dinge alle selber getragen werden.
D.H. Fahrzeug, Spritkosten, Instandhaltung, Werkzeug, Lagerhaltung, Material, all diese Dinge verursachen Kosten die auf den Stundenlohn angerechnet werden müssen.

Weiter geht es im Bereich der Sozialabgaben und Versicherungen.
Die Arbeiten die über den Arbeitsgeber versichert sind haben keine Auswirkungen auf den Stundenlohn. Ebenso wenn mal etwas schief geht oder nicht ganz glatt läuft. Diese Gefahren trägt der AG. Der Selbstständige muss seine eigenen Fehler beheben und für ggf. entstehende Kosten aufkommen.

Die Versicherung muss ebenso selber gezahlt werden. Nicht nur die Betriebshaftpflicht, sondern auch die Private Krankenversorgung.

Da es sich bei einer solchen Hauptberuflichen Tätigkeit wohl nicht mehr um ein Kleingewerbe handeln würde müssen des weiteren noch einige Finanzielle Dinge geklärt sein.
Wer übernimmt die Doppelte Buchhaltung (hat man überhaupt selber Erfahrung darin?), wie ist es mit Steuerrechtlichen Fragen, wer bezahlt Steuerberater, Rechtsanwalt und den Büroservice?

Alle aufgeführten Dinge sind sicherlich noch lange nicht vollständig, berechtigen aber zur Frage; Lohnt sich das?
All diese Punkte kosten Geld, und das nicht wenig. Diese Kosten müssen auf den Stundenlohn umgelegt werden, der sich somit auf das Niveu anhebt, welches der aktuelle Arbeitgeber beim Kunden verlangt. Der Arbeitgeber müsste somit dem Subunternehmer einen ähnlichen Stundenlohn zahlen, damit das Geschäft sauber läuft und somit auch Gewinn übrig bleibt. (Der natürlich auch noch versteuert werden muss)

Soviel zum Kostenrahmen.

Aber:
Will und kann ich mich von einem Auftraggeber abhängig machen? Was passiert wenn der eine Auftraggeber keine Aufträge mehr hat oder vergibt?
Woher hole ich weitere Aufträge? Bekomme ich einen neuen Hauptauftraggeber für den ich als Sub arbeiten kann?

Wenn nicht:
Es geht wohl dann an die privaten Kunden. Aber woher bekomme ich diese Aufträge und bin ich mir im klaren darüber, dass dies weitaus mehr Arbeit mit sich bringt als die reine Tätigkeit als Subunternehmer?

Fazit für mich: Es kann gut gehen und kann auch viele Vorteile haben. Es geht aber auch anders herum.
Das ganze muss sehr sehr gut überlegt sein, und vor Allem auch mit den liebsten im Einklang stehen.

Viel Spaß bei den Recherchen und Überlegungen!
Viele Grüße
Marcel