Suche Bedeutung von zwei (alt-)griechischen Worten

Hallo,

ich lese gerade ein Buch, das hellsichtige Phänomene innerhalb psychotherapeutischer Behandlungen beschreibt.
Folgende 2 Worte würde ich gern von ihrem Wortursprung her verstehen:

  1. Skopem
  2. skoptisch

Hier die beiden Worte im Zusammenhang mit dem ganzen Satz:

zu 2. Mit einer Dynamik, die sowohl die skoptische als auch die orale Funktion umfasst, projiziert sie (die Patientin) sich quasi ins Innere des anderen.

zu 1. Ich schlage vor, einen solchen Wahrnehmungskern, eine signifikante Informationseinheit,…, ein Skopem zu nennen. Das Skopem kann eine Lautfolge sein, eine Gestalt (Bild, Szene) oder eine körperliche Empfindung.

Das Buch ist auf französisch geschrieben, also möglich wäre auch, dass der Übersetzer eigenständig wortschöpferisch kreativ gewerkt hat.
(An anderer Stelle beim Erklären des doppelten Penis einer Schlange wurde das Wort bipenil verwendet bzw. erfunden(?).)

Freu mich über Hinweise (Herleitung, Ursprung, Ähnlichkeiten,…) zu den beiden genannten Begriffen!

Danke schon mal :blush:

Ich sehe da grundsätzlich drei Möglichkeiten:

  1. Bezugnahme auf das „Skoptische Syndrom“, das im Kontext deines Buchs ein Fachbegriff wäre

  2. Bezugnahme auf den veralteten Begriff „skoptisch“ (fr.: scoptique), der in etwa „spöttisch“ bedeutet.

  3. Bezugnahme auf das gewöhnliche „(sk)optisch“, das uns von Mikroskop, Teleskop usw. her bekannt ist.

  4. hat offenbar keine griechische, sondern eine slawische Wurzel

  5. und 3) haben eine griechische Wurzel und sind jeweils bezogen auf skopein = σκοπεῖν = (von oben herab) betrachten

Gruß
F.

Hallo,

danke sehr.

<skopein = σκοπεῖν = (von oben herab)

Das gibt wohl am meisten Sinn, denn hellsichtige Phänomene sind ja eine erweiterte Wahrnehmung, als ob man von außen/von oben auf etwas draufschauen würde und daher mehr erkennen kann.

Lieben Gruß :smile:

Ergänzend zu dem bereits von @anon56793850 Gesagten, daß diese beiden Kunstwörter

vom griech. skopéō „betrachten“ abgeleitet sind. Allerdings falsch, denn es müßte „skopisch“ heißen und nicht „skoptisch“. Davon „Skopēm“ wie „Graphēm“ von griech. gráphō „schreiben“.

Das Wort „bipenil“ ist wohl ein Kunstwort, das auf einem Missverständnis beruht. In der Herpetologie ist mir dieser Ausdruck nie aufgetaucht. Der Doppelpenis von Schlangen und einigen anderen Reptilien heißt nämlich Hemipenis („Halbpenis“) und nicht Bipenis.

Gruß
Metapher

Hallo Metapher,

ja, es heißt „skopisch“, mein Fehler, falsch aus dem Buch abgeschrieben! Wirklich Sinn ergibt der ganze Satz dennoch nicht.

Bleiben wir kurz noch bei dem Wort „Skopem“. Ist das nun ein „erfundenes“ Substantiv zu skopeo? Wie würdest du es übersetzen? Mit „Betrachtung“?

Kannst du mir ein griechisch-deutsch-online-Wörterbuch empfehlen, wo ich diese Begriffe nochmals selbst nachschlagen kann?

Und: Darf man im wisenschaftlichen Bereich so einfach neue Wörter erfinden? Ist das üblich?

Warum das Wort bipenil erfunden wurde, ist mir ein Rätsel. Man müsste eventuell das französische Orginal lesen, eventuell hat sich der Übersetzer kreativ selbstverwirklichen wollen…

Danke!

Lg :smile:

Stimmt. Aber das liegt meiner Einschätzung nach nicht an dieser einen Vokabel. Ich ahne eher semantische Verwirrtheit dahinter. Zumindest stilistische: Mit der Begriffspaarung kann eigentlich nur „oral“ und „optisch“ (wenn die Organe betreffend), oder „verbal“ und „visuell“ (wenn deren Funktion betreffend) intendiert werden. Wenn er es für nötig hält, „visuell“ durch das Pseudo-Lehnwort „skopisch“ zu ersetzen, dann müsste das ja vorher erklärt und definiert sein.

So ist es wohl. Ein Pseudo-Lehnwort. Im Griech. gibt es das nicht, aber es ist regulär vom Verb abgeleitet (so wie „Lexem“, „Morphem“, „Theorem“, „Philosophem“ usw.)

Gar nicht. Es ist ja ein vom Autor eingeführter Terminus.

Ja, das darf man. Zumindest, wenn man es so einführt, wie es der Autor mutmaßlich macht (wie von dir unter „zu 1.“ zitiert"). Ob so ein Terminus dann auch von der Fachwelt akzeptiert und benutzt wird, steht dann aber auf einem anderen Blatt.

Der → PONS reicht dafür nicht. Das kompetenteste Griech./Engl. Lexikon ist nach wie vor der „Liddell & Scott“. Der ist online in diversen Websites integriert. zumindest in Kurzform. Z.B. der → Perseus der → dies ergibt. Oder direkt → hier (Wörter mit griech. Tastatur eingeben: σκοπεω), wo du auf → dieses Ergebnis kommst. Das ist dann der komplette L&S Eintrag (Du mußt da in der gefundenen Liste unter dem richtigen Stichwort nochmal „machine readable text“ anclicken)

Gruß
Metapher

Hallo Metapher,

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Stimmt. Aber das liegt meiner Einschätzung nach nicht an dieser einen Vokabel. Ich ahne eher semantische Verwirrtheit davorformatierten Text mit 4 Leerzeichen einrückenhinter. Zumindest stilistische: Mit der Begriffspaarung kann eigentlich nur „oral“ und „optisch“ (wenn die Organe betreffend), oder „verbal“ und „visuell“ (wenn deren Funktion betreffend) intendiert werden. Wenn er es für nötig hält, „visuell“ durch das Pseudo-Lehnwort „skopisch“ zu ersetzen, dann müsste das ja vorher erklärt und definiert sein.

Hm. Also ich verstehe den Satz so, dass es u.a. auch um eine orale Störung der Patientin geht, da haben die Psychoanalytiker Begriffe wie Verschlingen/Verschlungen-werden. Wenn ich mich in jemanden hineinprojiziere, bin ich ja quasi von demjenigen verschlungen. Gleichzeitig bin ich skopisch in der Lage, in irgendwie entgrenzten Zuständen hellsichtige Informationen zu erhalten über die Person, in die ich mich hineinprojiziert habe. - Das klingt lustig irgendwie, weil es mir wie ein Widerspruch vorkommt, also so eine gefühlte Enge, wenn ich mir vorstelle, von jemandem komplett verschlungen zu sein und gleichzeitig eine innere Weite zu haben, die ja Voraussetzung für erweiterte Wahrnehmungsphänomene ist…
Hm, Patienten empfinden da manches womöglich anders…

Danke für all die anderen Informationen, das hilft mir schon weiter !

Grüße !