Suche ein Gedicht

Guten Tag,

bin auf der Suche nach einem Gedicht.
Hier ein paar Bruchstücke die noch bekannt sind.

An…Tagen sitzen wir stumm um Großmutters…Tisch herum.
…,die Bäume rauschen.
Großmutter erzählt, wir Kinder lauschen.

Wäre echt toll wenn jemand das Gedicht kennt.

Mit freundlichen Grüßen audifisch

Hallo,

ist es folgendes Gedicht von Walter Krumbach?
(Danach fragte jemand auf folgender Internetseite 2004:
http://freiburger-anthologie.ub.uni-freiburg.de/fa/f…)

Zur Dämmerung sitzen wir stumm
um Großmutters eichenen Tisch herum.
Das Herdfeuer flackert, die Bäume rauschen.
Großmutter erzählt. Wir Kinder lauschen.
„Ihr kennt sie nicht mehr, die alte Zeit,
ich hab’ sie erlebt mit Not und Leid.
Mein Rücken ist krumm vom Ährenlesen,
ich bin eine Magd des Gutsherrn gewesen.
Felder und Wälder nah und fern,
alles gehörte dem reichen Herrn.
Er wohnte in seinem großen Palast,
hat nie eine Arbeit angefasst.
Wir Armen hegten für ihn die Saaten,
wir hausten in halb zerfallenen Katen,
wir brachten die Ernten für ihn ein
und plagten uns bis zum Sternenschein,
während die Herrschaft im schönen Schloss
die Früchte unserer Arbeit genoss.
Ihre Hunde lebten von Leckerbissen
und schliefen nachts auf seidenen Kissen.
Meine Hände waren von Disteln zerstochen,
todmüde bin ich aufs Stroh gekrochen.
Einmal, wir hackten im Felde die Rüben,
ist eine Kutsche stehengeblieben.
Hinter der Hecke stand ich, ganz nah,
wo keins der gräflichen Augen mich sah.
Unter dem Sonnenschirm thronten fünf Raben:
die Gräfin mit ihren Töchtern und Knaben.
Sie äugten durchs Glas mit neugierigen Blicken
auf all die vielen gebeugten Rücken.
,Mama’, rief ein Stimmchen, das Jüngste der vier,
,Mama’, sind das auch Menschen wie wir?’
Die Gräfin lächelte: ,Liebes Kind,
man nennt sie Tagelöhner, Gesind’,
sie haben wohl menschliches Angesicht,
aber Menschen wie wir, das sind sie nicht.’“
Das Feuer knistert. Der Herbstwind klagt.
Großmutter erhebt sich. "Längst sind sie verjagt,
die nimmersatten, gierigen Raben,
für die wir gesät und geerntet haben.
Dem schaffenden Menschen gehören die Wälder,
die Schätze der Erde, und sein sind die Felder,
die er Furche um Furche gedüngt mit Schweiß;
sie tragen ihm Früchte für Müh’ und Fleiß.
Die Herren der Felder, das sind wir!
Denke immer daran und sorgt dafür,
dass nicht Prasser unsere Ernten verzehren
und dass die Raben nicht wiederkehren!
Sie hatten wohl menschliches Angesicht,
aber ein menschliches Herz, das hatten sie nicht!

Gruß,iceage

Guten Tag,

Hallo iceage.

Ich bin echt begeistert das „Du“ mir so schnell helfen konntest.
Genau das ist das Gedicht was ich such.
Hast „Du“ evtl. ne Ahnung ob es noch eine Version gibt wo Großvater erzählt.Meine Frau hat sich nämlich sehr gefreut und hat schon Jahre nach dem Gedicht gesucht.
Auf alle Fälle nochmal vielen DANK.
Gruß audifisch

Danke iceage
Auch ich sage herzlich danke schön.
Die Freiburger Anthologie ist wirklich eine gute Seite für solche Fragen. Ich wusste nicht, dass es dort auch ein Forum gibt.

Gruß
Appelschnut

Darf ich hier noch folgenden link hinzufügen für diejenigen, die vielleicht etwas mehr über Walter Krumbach den Autoren des Gedichts wissen möchten?

http://www.sandmann.de/seit_1959/wegbegleiter/beitra…

Dass derselbe ein DDR Schriftsteller gewesen ist, dachte ich mir, als ich den optimistischen Abschluss des Gedichts las z. B. ‚die Herren der Felder das sind wir‘ Dieses tut jedoch meiner Freude keinen Abbruch, schließlich ist es ein Teil der deutschen Geschichte.

Freundlichst
Appelschnut