ich bin Bergsteiger in meiner Freizeit und werde mir ein
neues Messer anschaffen.Ist es bei Taschenmessern sinnvoll
viele Funktionen zu haben… oder sind nach eurer Erfahrung gute Einzelklingen besser und
praktischer? Evtl. hat Jemand einen Tipp für mich?
Hallo Gerd
unabhängig davon ob Du Bergsteiger bist oder Taucher oder Segler oder in irgendein Dschungelcamp gehst, die Auswahl des für Dich richtigen Messers hängt davon ab, was Du mit diesem Messer machen willst.
Es gibt Messer für wirklich jeden Einsatzzweck.
Es gibt Messer, welche kombinierte Werkzeuge für jede nur vorstellbare Tätigkeiten sind.
Es gibt Messer, welche sich hervorragend zum Filetieren von Fisch eignen und solche, welche ideal zum Aufschneiden von Kartons sind. Die Anforderungen sind gänzlich unterschiedlich und sie haben nur zwei Dinge gemeinsam: Einen Griff und eine scharfe Klinge aber beides ist dennoch wirklich unterschiedlich.
Es gibt also kein Universalmesser. Sogenannte Universalmesser sind Kompromisse und meist bist Du mit einem Kompromiss besser dran als mit einer ganz speziellen Lösung.
Doch nun zu Deinen speziellen Anforderungen. Was willst Du mit einem Messer im Gebirge? Der einzige Verwendungszweck, welcher mit einfällt, wäre ein Seil zu durchtrennen. Dazu braucht es keine lange Klinge. Dazu braucht es eine scharfe Klinge deren Klingenansatz als Säge ausgeformt sein sollte. Eine scharfe Spitze wäre hier fehl am Platz. Da fällt mir spontan ein sogenanntes Segler- oder Kappmesser ein.
Wenn Du aber im Gebirge jagen willst, dann wäre ein erprobtes Jagdmesser die richtige Wahl. Es gibt sogar einen Hersteller, welcher sich auf die Herstellung exzellenter Jagdmesser spezialisiert hat. Der deutsche Hersteller Puma ist hier weltweit führend und diese Messer sind sündhaft teuer.
Wenn Du das Messer aber für eine zünftige Brotzeit brauchst, die traditionellen Bayerischen Nicker sind dafür ideal und machen was her. Die gibt es von verschiedenen Herstellern.
Wenn Du im Gebirge auf Partisan machen willst, dann nimm ein Kampfmesser. Die besten sind von John Ek aus USA. Sie sind schwer zu bekommen und ebenfalls sündhaft teuer.
Wenn Du in extrem kalten Gebieten unterwegs sein wirst, dann wähl ein Arbeitsmesser. Gut bewährt haben sich hier die Bowiemesser von KaBar aus USA (grosse Ausführung für das USMC). Es gibt sie mit Griff aus Lederscheiben - das ist bei grosser Kälte wichtig.
Wenn Du ein Messer zum Angeben brauchst, dann sind Klappmesser in Edelausführung mit feststellbaren Klingen (möglichst Damaststahl) und superseltenen und erlesenen Griffschalen angesagt.
Wenn Du ein Werkzeug brauchst, dann nimm was von Letherman (vielleicht schreibt sich der Name aber auch anders) aus USA.
Und wenn Du einfach nur ein einfaches aber millionenfach bewährtes Taschenmesser suchst, dann nimm ein Schweizer Offiziersmesser. Da gibt es inzwischen 12000 Versionen. Die meisten halten, was sie optisch versprechen.
Ich selbst habe ein ganze Auswahl von Messern:
Ein schweres Kappmesser. Die Klingenspitze ist zum Schneide hin abgerundet und man kann sich damit nicht versehentlich stechen (das ist auf einen schwankenden Vorschiff nicht unwichtig). Dieses Messer ist aus seewasserbeständigem rostfreien Stahl. Ich habe dieses Messer im Auto (ich bilde mir ein, damit die Sicherheitsgurte durchtrennen zu können, wenn ich das dann mal tun müsste).
Ein schweres Jagdmesser von Puma aus Kohlenstoffstahl. Es liegt in einer Schatulle denn ich jage nicht mehr.
Ein Kampfmesser von Smith & Wesson in repräsentativer Luxusausführung mit Rosenholzeinlagen in den Griffbacken und aus gebürsteten Edelstahl. Ein Geschenk meiner Frau vor fast 30 Jahren. Es kommt nie zum Einsatz. Es ist mein liebstes Messer. Die Klinge ist rasierklingenscharf (ich habe das tatsächlich mal ausprobiert und mich damit rasiert) und poliert und der Grat vom Schleifen ist wegpoliert. insgesamt ein beeindruckendes Gerät.
Ein handgefertigtes Laguiole Klappmesser mit echten Büffelhorngriffschalen und der Meister hat sich mit seiner Unterschift (geätzt) auf der Klinge verewigt. Das habe ich eigentlich immer in meinem Lederparka - der hat eine extra Tasche dafür. Es kommt relativ häufig zum Einsatz (um Brötchen ordentlich aufzuschneiden und so - eigentlich mein Brotzeitmesser).
Dann habe ich noch ein Schweizer Offiziersmesser. Als ich in die Schweiz übersiedelte und mein Nachbar (Offizier der Schweizer Armee) mitbekam, dass ich auch mal Offizier war, schenkte er es mir. Mein Name ist in den roten Plastikgriffschalen eingraviert. Das habe ich mal hier und mal dort und am meisten wird der Zahnstocher benötigt.
Mehr Messer braucht kein Mensch.
Und nun mach Dir mal Gedanken, was Du von Deinem zukünftigen Messer erwartest, wozu du es brauchen wirst. Dann seh Dich auf dem Markt um und dann kauf.
Ich hoffe, dass Dir meine Einlassungen eine Hilfe waren
Freundliche Grüsse
(…)