Suche nach Kammermusik mit konzeptioneller Idee/Gedicht-/Textgrundlage

Hallo,

ich bin Musikstudentin (Violine) und will ein Projekt machen, bei dem sich verschiedene Kunstformen (Musik, Film, Performance) miteinander verbinden. Dafür suche ich Musik mit einem (philosophischen) Konzept, einer Textgrundlage, da das eine gute Vorraussetzung ist.
Bislang habe ich nur Strawinskis „Geschichte eines Soldaten“ finden können, will aber gerne noch mehr Literatur kennen, um eine Auswahl zu haben. Da es schwer ist, diese zu finden, wollte ich euch fragen, ob ihr vielleicht entsprechende Literatur kennt (eine Violine sollte in jedem Fall dabei sein), das würde mir sehr helfen.

Vielen Dank schonmal im Voraus!

hallo Violine, leider kann ich Dir nicht so viel helfen, weil ich Querflöte spiele, aber schau doch mal bei Schostakowitsch nach, der hat zumindest viel Filmmusik komponiert. Vielleicht ist da etwas für Dich dabei - Philosophisches weiß ich aber nicht…

Hallo ,
also ich bin da natürlich auch kein absoluter Experte, aber was mir auf die Schnelle einfällt ist:
Schubert Streichquartett Nr. 14, op 810, Der Tod und das Mädchen,
Joseph Haydn, op 51, Hobolen III, 50-56, Die letzten sieben Worte Jesu Christi am Kreuz (sehr schön, vor allem die Aufnahme vom Auryn Quartett!!)
Beerthovens Pastorale (nicht wirklich programmatisch)
Violoinkonzert von Alban Berg, „dem Andenken eines Engels“ zum frühen Tode der Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius, D. Shostakovich, Symphonie Nr. 7 „Leningrad“, natürlich als Gipfel der Programmatik: Wagner s Ring des Nibelungen mit seinen Leitmotive für die Figuren und der Spiegelungen des dramatischen Geschehens in der Musik, vielleicht noch Strawinskys Psalmensinfonie,
Jetzt muss ich leider los, fals mir noch mehr einfällt vielleicht heute Abend
LG
EH

Hallo

Das ist in der Tat nicht so einfach, ich würde hier aber wärmstens einen DIrigenten und Komponisten empfehlen, Pierre-Dominique Ponelle, der sich seit langem intensiv mit Malerei insbesondere von Künstlern aus dem Kaukasus beschäftigt (die übrigens ungemein beeindruckend, berührend und von großer Qualität sind) und sehr schöne Streichquartette geschrieben hat, die auch den Versuch machen, die Bilder, insbesondere die Farben von einigen dieser Maler gleichsam in Klang umzusetzen. Ich kenne einige seiner Werke, ebenso habe ich eine Ausstellung besucht, die seine eigene Sammlung der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Auf dieser Ausstellung hat ein Streichquartett ebenfalls ein Werk aufgeführt, das in Zusammenhang mit der Kunst dieser Maler steht.
Vor einiger Zeit gab es im MÜnchner Künstlerhaus ein Konzert mit Kammermusik von ihm, die auch wieder einem ganz bestimmten Maler gewidmet war - Minas Borboudakis - dessen Werke ihn tief beeindruckt haben.
Ich kenne Herrn Ponnelle  - er ist ein wunderbarer Musiker - sehr sachverständig, beschäftigt sich aber eben auch mit Philosophie und bildender Kunst - er sucht immer nach Wegen, eine Kunstform in der anderen zu finden, darzustellen, zu Gehör zu bringen, wirklich faszinierend - und übrigens ist seine Musik wirklich gut! Ich kopiere Dir hier mal einen Link zu diesem Konzert da im Künstlerhaus. Herr Ponnelle ist im übrigen auch jemand, den man kontaktieren kann, vielleicht kann er Dir da helfen.

http://www.kuenstlerhaus-muc.de/programm/2013/03/mok…

Viel Erfolg!
Claudia van Eyck

Hallo,
ich möchte auf Schönbergs op. 4 verweisen (Streichsextett ‚Verklärte Nacht‘ nach Richard Dehmels Gedicht). Evt. käme auch das 2. Streichquartett op. 10 (nach und mit Texten Stefan Georges) in Frage, wobei sich natürlich im 3. und 4. Satz die Grenze zum Lied auflöst.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

hör dich doch mal da durch:

Streichquartett Nr. 1 e-Moll von Bedrich Smetana „Aus meinem Leben“.
Antonio Vivaldi „Die vier Jahresszeiten“
Charles Ives „The Housatonic at Stockbridge“ aus „Three Places in New England“
Richard Strauss : „Ein Heldenleben“ und seine" „Alpensymphonie“
„Die Hunnenschlacht“ von Liszt
nochmal Ives: „On The Shining Shore“
„Pacific 231“ von Arthur Honegger

Als Idee zu deinem Projekt könntest du vielleicht auch Filmmusik an sich verwenden?

In Frage kämen dann die Bühnenmusik von Hanns Eisler, später auch seine (Hollywood-)Filmmusik, hör dir Charlie Chaplins (Film-)Musik an.
Interessant für dich - durch Cross-Over mit Film - sind sicher die Kompositionen von Schostakowitsch (z.B.Suite für Varieté-Orchester, keine eigentliche Filmmusik, aber verwendet in Eyes Wide Shut)
Hans Werner Henze Musik zu „Der junge Törless“/Volker Schlöndorff und noch zu anderen Schlöndorff Filmen
Philip Glass von „Koyaanisqatsi“ über „The Truman Show“ bis „The Illusionist“ (alles komplett unter Glass’ Filmmusik nachzulesen.

Viel verwendet - aber nicht extra für den Film komponiert - wird Krzysztof Penderecki (Der Exorzist, Shining)

Ebenfalls in die (Film-)Musik-Geschichte gingen ein Erich Wolfgang Korngold (auch ein „Programmmusiker“) und Max Steiner (Schüler von Mahler und Richard Strauss, später über 20 Oscars für Filmmusik - u.a. „Vom Winde verweht“)

Möglicherweise kannst du nicht alles brauchen, aber vielleicht ist’s ein wenig „Futter“ zum Weitersuchen.

Gruß, Maresa

Hallo Maresa,
schüchterne Frage: hast Du übersehen, dass explizit nach Kammermusik gefragt war? Aber ich wollte nicht klugsch***en, sondern nur ein wenig anmerken … bzw. die Gelegenheit nutzen, auch Werke für größere Besetzungen zu nennen.

Hans Werner Henze Musik zu „Der junge Törless“/Volker
Schlöndorff und noch zu anderen Schlöndorff Filmen

Törless passt natürlich von der Besetzung (Sextett). Katharina Blum ist auch nur für kleines Orchester. Wenn allerdings große Besetzung, dann wäre unbedingt Henzes ‚Tristan‘ zu nennen (das wäre dann auch keine Filmmusik).Seit Jahren eines meiner Lieblingsstücke.

Viel verwendet - aber nicht extra für den Film komponiert -
wird Krzysztof Penderecki (Der Exorzist, Shining)

Ja. De natura sonoris (vor allem Nr. 2) - ein echter Kracher. Dagegen macht Rammstein Eiapopeia-Schlafliedchen. Wobei ich das wirklich geniale Stück im Film schlicht als missbraucht empfinde (so sehr ich Kubricks Händchen für Musik schätze). Hat ja mit dem Film überhaupt nichts zu tun - das zugrundeliegende ‚Konzept‘ gibt der Titel klar an. Und dieses Ausloten ist spannend genug. De Natura Sonoris No. 3 hatte ich leider noch keine Gelegenheit zu hören - bin auf jeden Fall gespannt, Pendereckis Stil hat sich seither ja stark gewandelt …

Um schließlich noch den dritten Platz meiner Charts zu nennen - Berios Sinfonia. Was Konzept und Textgrundlage angeht, sicher das hermetischste der drei Stücke. Und da knüpfen wir (wie schon beim Tristan) natürlich auch bei dem von Dir genannten Ives und seiner Zitiertechnik an … Aber da bin ich jetzt schon heftig auf die Plauderschiene geraten …

Freundliche Grüße,
Ralf

Servus, Ralf,

Hallo Maresa,
schüchterne Frage: hast Du übersehen, dass explizit nach
Kammermusik gefragt war?

Ja, habe ich! Eben jetzt, als ich mal schnell nachsah, ob’s irgendwelchen Antworten gibt, hab’ ich es im Fragetitel „entdeckt“ und wusste, noch ehe ich deine Antwort angeklickt habe, dass es auch darum geht:smile:)

Aber ich wollte nicht klugsch***en,

Du darfst immer:smile:) (Betonung liegt auf du)

Wenn allerdings große
Besetzung, dann wäre unbedingt Henzes ‚Tristan‘ zu nennen (das
wäre dann auch keine Filmmusik).Seit Jahren eines meiner
Lieblingsstücke.

Oh ja.

  • Berios Sinfonia.

An Berio hatte ich gar nicht gedacht, aber klar!

Vielleicht hilft es der Fragestellerin ja dennoch ein wenig weiter, auch wenn keine Kammermusik. „Stöbern“ in den Genannten ist auf jeden Fall spannend.

Lieben Gruß aus dem Waldviertel, J.

Da fällt mir noch eine Sache ein, Kammermusik und Film, es gab mal vor einigen Jahren einen FIlm, der hies Barry Lyndon, ein Historienfilm, der hat als Besonderheit, dass er nur mit Naturlicht (Innenaufnahmen im Schloss mit Kerzenlicht)gemacht war. Die Filmusik war dazu der herrliche zweite Satz von Schuberts KLaviertiro Nr. 1 B-Dur (Andante con poco mosso).
Falls Du ein Feed Back geben möchtest, kannst Du mir auch mal direkt eine Mail schicken ([email protected]), bin immer interessiert am Austausch über Musik.
LG
EH

Ok, vielen Dank trotzdem!
lg!

Hallo, das ist fantastisch, vielen Dank! Schubert und Haydn ist eine sehr gute Idee!
Vielen Dank!
LG
BsH

Hallo,
vielen Dank! Das klingt sehr interessant, das werde ich mir zu Gemüte führen.
Alles Gute!
B. Haase

Hallo,
vielen lieben Dank! Das ist eine gute Idee,

Liebe Grüße,
Binha

Liebe Maresa,
ja deine Antwort war sehr hilfreich, auch wenn ich kein ganzes Sinfonieorchester auf die Beine stellen können werde, habe ich jetzt viel interessante Beispielliteratur,
also vielen Dank!

Liebe Grüße!
Binha

Hallo,
super danke! Hab jetzt schon eine Menge Inspiration, im Moment sind Verklärte Nacht und Haydn die sieben letzten Worte des Erlösers, in Kombination mit kurzen Filmsequenzen im Gespräch und ich habe mich in Arvo Pärts Konzert für zwei Geigen und präpariertes Klavier Tabula rasa verliebt, ich gebe dir gerne ein Feedback! Vielen Dank für die viele Information!
lg!