Hallo, mir ist noch etwas eingefallen: Ich denke, dass Marken als Mittel ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, immer wichtiger werden. Was die Ursachen dafür sind, kann ich hier nicht annähernd beantworten. Es hat sicher etwas mit dem Bedeutungsverlust, den traditionell gruppenbildende Faktoren haben. Von der Religion über die „Dorfgemeinschaft“/regionaler Bezug bis zum Beruf(der heute ein Job ist).
Der Wunsch Teil einer Gemeinschaft zu sein wird über Sport abgedeckt, die Fanmeilen bei Sportereignissen sind ein Zeichen dafür, über Medienstars und über Marken.
Da nahezu alles vermarktet wird, verliert der reine Inhalt an Bedeutung. Vom Politiker über Möbelhäuser bis zur Literatur wird alles, aber wirklich alles inzwischen wie eine Marke behandelt und kommuniziert.
Marken sind einerseits Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, aber das ist nur eine Komponente. Marken sind viel mehr. Mit dem Besitz des neuen Harry Potter Romans am Veröffentlichungstag kann wenig Zugehörigkeit ausgedrückt werden, aber er verschafft eine Befriedigung wie vormals der Weihnachtsmann. Man addiert zur eigenen Person durch den Kauf einer Marke etwas Wesentliches hinzu. Man definiert sich über den Kauf und die Verwendung von Marken.
Besonders deutlich wird dies bei Ikea. Ein Preisvergleich findet kaum statt. Wer zu Ikea fährt, der glaubt, dass er dort Produkte findet, die ihn glücklicher leben lassen. Und die Betonung liegt auf „glauben“.
Der Besuch bei Ikea oder McDonalds oder dem AppleStore wird für den Kunden zelebriert wie eine Messe. Ich weiß, das klingt übertrieben, aber im Grunde ist es so.
Das heißt aber nicht, dass Ikea jetzt einfach nur noch Schrottmöbel produzieren kann und sie für teuer Geld verkauft, weil die Leute so blöd sind. Es heißt, dass Ikea – anders als der Vatikan und genauso wie viele Politiker – herausfinden muss, was die Leute wollen werden, für Ikea-like halten werden und das im nächsten Katalog so darstellen, wie es der Kundschaft und noch vielen anderen gefällt. Die Erwartung des Kunden auf Glück muss auf Erden also nach dem nächsten Kauf erfüllt werden.
Wer das schafft, hat eine erfolgreiche Marke und verdient viel Geld mit den Markenprodukten.
Für Marketing und Werbung heißt das, einen Eiertanz zu vollführen. Die Marke muss stringent ständig weiterentwickelt werden. Dabei darf nie ihr nebulöser Kern verletzt werden, sonst stirbt sie bzw. die Verbraucher empfinden sie als unglaubwürdig, als nicht mehr relevant in ihrem Streben nach Glück.