Hallo,
Ganz klar beides!
Süchte sind vielschichtig aufgebaut. Bei einigen, wie Alkohol, Nikotin, Meth u.a., hat man eine mehr oder weniger starke physische Abhängigkeit, weil diese Substanzen stark in den Stoffwechsel der Körper und vor allem des Gehirns eingreifen. Es gibt aber auch die psychische Abhängigkeit, die ohne externe Substanzen auskommt - das einzige Wirkprinzip z.B. bei Spiel- oder Onlinesucht.
Der Entzug der auslösenden Substanzen oder Verhaltensweisen löst bei den Betroffenen mehr oder weniger starke Entzugserscheinungen aus - physisch und psychisch.
Warum ist das eine Krankheit? Weil es Ärzte und Forscher im internationalen Katalog der Krankheiten so festgelegt haben (der ICD-Code).
Warum ist das aber auch eine Schwäche? Nun ja, weil „Schwäche“ in dem hier gemeinten Sinne ebenfalls patologisch, also eine Form einer krankhaften Störung ist. Diese Menschen ergeben sich aufgrund einer Akrasie in Abhängigkeit zu ihrer Substanz oder Verhaltensweise.
Wollte man einen ganz harten Schnitt ziehen und jeder speziellen Persönlichkeitvariante, eine Schwäche unterstellen und die Krankheitseinordnung leugnen, könnte man wahrscheinlich das Fach der Psychologie einstampfen. Klaustrophobie ist einfach nur die Schwäche, sich engen Räumen zu stellen. Höhen- und Flugangst sind nur die Schwächen, sich der Höhe zu stellen und zu lernen, sie neu einzuschätzen und auszuhalten. Zwangsstörungen sind nur die Schwäche, sich auf das aktuell (nach Betrachtung einer äußeren Person) wichtige zu konzentrieren.
Ich verstehe aber, was der Psychologe sagen möchte. Er möchte eine stärkere Unterscheidung sehen, zwischen Krankheiten, die man aus eigenem Willen, eventuell mit fremder Hilfe, und (vorgeblich) nur mit Medikamenten behandeln kann.
Nun ja, wie an meinem obigen, überzogenen Beispielen zu sehen, bin ich der Überzeugung, dass man auch ganz andere Wesenseigenschaften, die heute im ICD auftauchen, allein durch Willenskraft zu einer Besserung führen kann.
Zudem scheinen mir die neurologischen Untersuchungen zu vielen psychischen Erkrankungen von dem amerikanischen Psychologen nicht akzeptiert zu sein. Aber auch das wird ja in dem Artikel ausgeführt.
Grüße
Pierre