Hallo zusammen
HAllo Anna,
Vorweg: ich bin keine Psychologin, aber habe einiges hinter mir mit Therapien.
Ich bin auch älter als du und habe in meiner Jugend (auch so in deinem Alter) gleiche Erfahrungen gemacht!
so, nun, haben mich 2 meiner freunde unabhängig darüber
informiert, das ein missglückter selbstmordversuch, kein
richtiger ist. das jeder missglückte versuch nur ein hilferuf
ist. das JEDER der sich umbringen will, es auch einfach
schafft…und und und…
Es ist schrecklich, wenn selbst ein Suizidversuch nicht ernst genommen wird, nicht wahr?
Ich kenne das.
Mein erster Selbstmordversuch wurde auch belächelt.
bedeutet das für mich, dass, egal wie meine gefühle waren,
egal wie schlecht es mir ging, egal wie sehr ich mir
geschwünscht habe einfach „weg“ zu sein, mich jeder therapeut
oder arzt in diese schublade steckt?
Nein, Therapeuten denken nicht in solchen „Schubladen“!
und ich meine es ist nicht so, das ich nicht schon mit vielen
therapeuten geredet habe!! ich schätze es müssten bis zu 8
gewesen sein und NIE hat einer von ihnen mir gesagt das es
nicht ernst gemeint war!
Natürlich nicht!! Ein Hilferuf ist auch was ernstes!!!
Warum will sich denn jemand umbringen?
Weil man keinen anderen Ausweg sieht, weil man will, dass „es“ endlich aufhört.
Weil man glaubt, dass es keine Hilfe für einen gibt!
Tatsächlich ist es ein Hilferuf. Auf eine sehr verzweifelte Art und man nimmt in Kauf, dass man auch stirbt.
Das macht einen Selbstmordversuch aber nicht weniger dramatisch!
Es ist doch egal womit man den Suizidversuch gleich setzt, es ist schrecklich, wenn man in so einer aussichtslosen Situation ist!!
Ich meine das ganze hat bei mir vielleicht 15 minuten
gedauert. ich renn ins badezimmer um einer klinge zu holen,
renne runter und lege los! meine stiefmutter kommt rein, weil
sie gesehen hat das ich in „ihrem“ badezimmer war und will mir
sagen, das ich das nichts zu suchen habe!
Habe ich meine tür abgeschlossen? nein! ich habe keinen
schlüssel! weder für mein zimmer, noch mein badezimmer noch
irgendeinem anderen zimmer denn privatsphäre ist schlichtweg
nicht existent!
und das ich mir in diesem kurzschluss nicht die zeit für einen
plan gemacht habe oder nicht gegoogelt habe „wie schneidet man
sich RICHTIG die arme auf…wißt schon…um zu sterben und
so…“ soll bedeuten es war nicht „ernst“?
Doch, es war ernst gemeint. Keiner darf und wird das bestreiten.
Schlimm ist nur, dass du keinen anderen Ausweg siehst, als dich umzubringen!!
ich verstehe es nicht…wie läuft das also ab?
wie wird das unterlagenmäßig festgehalten?
ich verstehe es einfach nicht…ich bitte um erklärung, von
leuten, die das clipboard in der hand haben und beschreibungen
in der richtung beurteilen müssen…
Es wird kein guter Therapeut schreiben, dass ein Suizidversuch nicht ernst gemeint war.
Frag doch mal deinen Therapeuten, ob du dir mal sein „Clipboard“ anschauen darfst!
Morgen schäme ich mich vielleicht für die art wie ich mich
ausgedrückt habe, so wie ich mich kenne,
Ich würde gerne fragen, warum du dich schämst.
Aber ich kenne das auch von mir.
Sobald ich mit anderen Menschen über etwas (meine Probleme) gesprochen habe, kam ich mir hinterher irgendwann vor, als sei ich ein Weichei und habe mich deswegen geschämt. Ist das bei dir auch so?
Danach hast du nicht gefragt, aber:
Du solltest dringend aus deinem Umfeld raus!!!
Solange du immer neue „Wunden“ auf deine Seele bekommst, wirst du es schwer haben, zu verarbeiten!
Keine Privatsphäre zu haben ist grausam und kommt einer Folter gleich!
Es ist wie im Gefängnis.
Bei mir habe ich irgendwann entdeckt, dass meine Eltern sogar mein Tagebuch gelesen haben! Das habe ich dann verbrannt und nie wieder ein Tagebuch geführt.
Wenn man nicht mal in der Lage ist, sein Zimmer abzuschliessen, oder seine intimsten Gedanken fest zu halten, dann ist man wirklich in einer ausweglosen Situation. Zumindest glaubt man das.
Ich habe mein Gefängnis leider erst mit 28 verlassen. Sehr spät!
Wende dich an Frauenhäuser, Jugendeinrichtungen, du bist nicht alleine!
In diesem wunderbaren Land gibt es echte Hilfe für solche Menschen wie du und ich!
Sobald das Leid, dass dir dein „Zuhause“ verursacht, weg ist, wirst du sehen, dass dein Selbstmordversuch (eben so wie meine damals) wirklich ein intensiver, verzweifelter und ernster Hilferuf ist!
Du musst da raus! Ich weiß, dass man Angst hat vor dem, was danach kommt.
Aber ist alles andere nicht besser als das was du jetzt hast?
Vor allem scheint der Tod für dich ja sogar besser zu sein, als das Leben in den jetzigen 4 Wänden!
Was du nicht bedenkst (und ich damals auch nie bedacht habe), ist, dass es auch bessere Alternativen als den Tod gibt.
Verlasse dein so genanntes „Zuhause“, das ist besser als der Tod. Der ist so endgültig.
Selbst in der finstersten Situation gibt es etwas, wofür es sich zu leben lohnt.
Und erst recht, wenn es doch gerade in deinem Fall, noch viele Möglichkeiten gibt, die du ausprobieren kannst. Der Tod läuft nicht weg, dieser „Ausweg“, der kein echter ist, bleibt dir immer, den kann und wird dir keiner wegnehmen!
Du willst das haben, was andere von Natur aus auch haben: Harmonie, Ruhe, Privatsphäre, eigene Entscheidungen…aber das wird dir der Tod nicht bringen.
ER beendet nur, gibt aber dir nicht die Möglichkeit auf ein besseres, schöneres Leben!
Das kannst du dir selbst geben, somit bist du schonmal stärker als der Tod!!
Bereite alles gut vor. Erkundige dich bei dir im
Ort nach Unterkunftmöglichkeiten, Unterstützung von öffentlicher Seite (Stadt, Kommune).
Suche deine Papiere zusammen. Vergiss deine Zeugnisse nicht. Stell dir (nur im Gedanken) einen Koffer zusammen, für alles, was du brauchen wirst, wenn du nicht mehr zuhause leben wirst. Wenn dann alles wie Unterkunft, Finanzen usw geklärt sind, packe deine Sachen und verlasse diese Hölle!
Du kannst deinen Verstand einschalten und erstmal die „Gefühle“ Gefühle sein lassen.
Um die kümmerst du dich am besten mit deinem Therapeuten, wenn du mal zur Ruhe kommst.
Ich weiß, dass der Auszug aus dem elterlichen Umfeld sehr viel Kraft kostet.
Die Behördengänge, die Lauferei, Wohnungssuche (später). Vielleicht ist sogar das Alleinsein schwer!
Glaube mir, du hast die Kraft. (Man glaubt immer, man hat sie nicht.)
Niemals aufgeben, das ist das A und O!
Und Sterben ist doch auch sowas wie Aufgeben, meinst du nicht?
Schließlich gibst du all die Möglichkeiten auf, die dir vielleicht doch ein schöneres Leben ermöglichen.
Denk mal drüber nach. Schlimmer als es jetzt ist, kann es auch nicht mehr werden, oder?
Nochmal, auch wenn ich es jetzt so oft geschrieben habe:
Versuche aus deiner Hölle zu kommen!
ich wünsche euch noch eine schöne nacht und deinen schönen,
kommenden tag
Ich wünsche dir, liebe Anna, dass du deine Augen nicht vor den anderen Möglichkeiten verschliesst, jeder und alles verdient wenigstens eine Chance.
Dem Tod hast du nun genug Chancen gegeben, gibt den anderen Möglichkeiten auch eine Chance und probier sie aus!
Ich wünsche dir noch mehr Kraft, Stärke und die Ruhe, die du endlich verdient hast!!!
Liebe Grüße
Ayse
Anna