Suizidgedanken bei Terminvereinbarung (oder überhaupt) erwähnen?

Hallo,

ich denke über eine stationäre Psychotherapie nach. Grundsätzlich schon länger, die Wartezeit beträgt allerdings 4 Monate und ich habs einfach bisher nicht in Angriff genommen.

Letzte Woche hatte ich Suizidgedanken. Keine abstrakte Todessehnsucht sondern… konkret genug, dass es mir genug Angst gemacht hat, dass ich am liebsten sofort stationär gehen würde. Allerdings nicht irgendwo und weggeschlossen sondern in eine bestimmte Klinik (Uni), auf eine bestimmte Station.

Ich möchte dort nun einen Termin vereinbaren und frage mich, ob ich die Suizidgedanken erwähnen soll, bzw in wiefern mir welche Äußerung helfen oder schaden könnte. Ich bin akut nicht suizidgefährdet, weiß aber nicht, wie das in einer Woche aussieht. Im Zweifelsfall werde ich als Notfall in eine (andere) Klinik gehen, da braucht sich hier keiner Gedanken drum machen. Ich frage mich nur, ob diese (jetzt nicht mehr aktuellen) recht konkreten Planungsgedanken vielleicht die Wartezeit verkürzen würde oder ich eher Gefahr laufe, wegen möglicher Eigengefährdung direkt auf die geschlossene Abteilung zu kommen. Bzw auch, ob es bei einer normalen Aufnahme (mit Wartezeit) die Behandlung beeinflusst, ich zB strenger überwacht werde.

Vielen Dank vorab für hilfreiche Auskünfte.

Hallo,

ich würde genau das sagen, was los ist, also wie Deine Todesgedanken und Suizidabsichten bisher waren, wie sie momentan sind und welche Ängste Du hast. Wenn Du etwas verharmlost, nehmen sie Dich vielleicht nicht ernst genug und schicken Dich evtl. wieder nach Hause mit dem Risiko, daß Du evtl. einen Suizidversuch begehst und möglicherweise danach tot bist. Während einer akuten hochgradig suizidalen Phase suchen viele keine Hilfe auf, sondern setzen ihre Suizidabsicht in Handlungen um. Deshalb solltest Du Dich nicht darauf verlassen, daß Du im Notfall tatsächlich Hilfe aktivierst und selbst in eine Klinik gehst. Deshalb: Sprich lieber offen über Deine Suizidgedanken.

Die Zwangseinweisung darf nur vorgenommen werden, wenn Du Dich nicht behandeln lassen willst und akut hochgradig suizidgefährdet bist.

Beste Grüße

Oliver

oder ich eher Gefahr laufe, wegen möglicher Eigengefährdung direkt auf die geschlossene Abteilung zu kommen. Bzw auch, ob es bei einer normalen Aufnahme (mit Wartezeit) die Behandlung beeinflusst, ich zB strenger überwacht werde.

Einweisen wird dich vermutlich niemand, du kommst ja freiwillig. Es kann dir aber passieren, dass die Wunschklinik dich nicht aufnimmt. Manche Kliniken haben das explizit in den Bedingungen für die Aufnahme stehen.

Tipp: Einen Bekannten dort anrufen und nachfragen lassen.

Jule

Danke für den Hinweis. Die Klinik nimmt zB keine Suchtpatienten, das weiß ich schon (und ist kein Problem für mich).

Ein Freund ist gerade dort Patient und ich habe mit ihm bereits über meine Bedenken gesprochen. Er sagt, es hätten dort viele abstrakte Suizidgedanken und das sei angeblich kein Problem. Ich bin allerdings nicht sicher, ob das vergleichbar ist, nehme an, bevor man sich stationär einweisen lässt ist es normal, mit dem Gedanken „ich möchte lieber sterben“ zu spielen, oder bei einer Magersucht den Tod irgendwann billigend in Kauf zu nehmen. Meine Überlegungen waren aber erheblich konkreter.

Ich habe ihn gefragt, wie genau er danach gefragt wurde (, was er gesagt hat und ob es die Wahrheit war) und er hatte vor einigen Jahren den ersten Termin dort, damals hat er angegeben, eine gewisse Gleichgültigkeit und Todessehnsucht zu haben, aber nicht tatsächlich gefährdet zu sein. Vor seinem jetzigen Aufenthalt wurde er wohl gar nicht nochmal gefragt, dass er Jahre später noch lebend dort erschien mag ausreichend gewesen sein. Seine Stolpersteine waren aber auch eher andere (Alkohol).

Ich werde ihn bitten, sich für mich nochmal konkreter zu informieren.

Danke für deine Antwort.

Das ist eben meine große Sorge: dass ich mit Ehrlichkeit als „nicht geeignet“ eingestuft werde für die begehrten Plätze, man mir wohlwollend Alternativen nennt, mir vielleicht auch alle mögliche Unterstützung anbietet, aber ich eben nicht mehr in diese Klinik kann und mich das so „runterziehen“ würde, dass die Gedanken wieder konkreter werden.

Das ist mir in erschreckender Deutlichkeit bewusst. Daher nun mein Leidensdruck, möglichst bald in Behandlung zu gehen. Einige Wochen Wartezeit würde ich überstehen, aber 4 Monate sind eine Zeitspanne, die mir derzeit… unüberbrückbar vorkommt.

Vielen Dank für deine Antwort.