Kurzer Überblick
Hallo B. Schulten,
das Kreuz ist wohl das erste spezifisch christliche Symbol (erster Tessalonicherbrief: aus historischer Sicht ca. 52 n. Chr. entstanden); hinzu kamen in der Anfangszeit Taufe, Händefalten beim Gebet, Handauflegen, Opfer (wobei die Christen keine Tiere zum Altar brachten), Salbungen, einzelne Kleidervorschriften (Männer mussten ohne Kopfbedeckung, Frauen mit Kopfbedeckung am Gottesdienst teilnehmen) und natürlich ebenfalls sehr früh die Feier des Abendmahles, also Brot, Wein, Kelch. Ebenfalls als uralt gelten die Gloriatexte, Teile des Hochgebetes und weitere Einzeltexte der Liturgie (ältestes noch vorhandenes Hochgebet des Hippolyt von Rom: ca. 210 datiert).
Später, nach Konstantin, also Ende 4. Jhdt., kamen Knien und Weihrauch auf. Da das wichtige Symbole waren (Aussage: „Wir verehren keinen Kaiser so sehr wie Gott“, weil das vormals Kaiserriten waren), bedeutet das natürlich einen
zeitlichen Symbolwandel
Nach dem ersten Jahrtausend wurden Ost- und Westkirche getrennt, es sind also die beiden anzuschauen. Westkirche:
Im Mittelalter ist eine Tendenz zur Fokussierung auf die Heilige Wandlung zu erkennen, deren Symbole wurden also wahrscheinlich verstärkt wahrgenommen (es ist allerdings umstritten, wie stark eigentlich der Prozess war und inwiefern nicht doch schon von Anfang an dort ein sehr starker Akzent war). Ferner gibt es in dieser Zeit sehr viele Sakramentalien, von denen der Übergang zu Sakramenten fliessend ist, und man war sich nicht so recht einig, welche Handlungen denn nun als Sakramente zu gelten hatten (deren Symbole dann also wichtiger genommen wurden als alles andere). Das wurde mit dem Tridentinum geklärt.
Ostkirche: Dort lag ein Fokus auf der Erhabenheit und Vornehmheit des Heiligen; während in der Westkirche bisweilen sehr einfache Räume als Kirche dienen und der christlichen Armut zeitweise etwas Ausdruck verleihen konnten, waren die meisten Ostkirchen darauf erpicht, für Gott ringsum nur das Beste gut genug sein zu lassen. Waren in der Westkirche Kelch, Hostienschale, Pathene und Monstranz sowie das eine oder andere Kreuz aus Gold, sollte in der Ostkirche im ganzen Kirchenraum alles glänzen, auch der Priester trägt zeitweilig eine Krone usw.
Die reformatorischen Gemeinschaften zeigten eine gegenläufige Tendenz, bei einigen wurde alles nur noch betont schlicht gehalten, ferner hatten sie im Kirchenraum keine Statuen oder Malereien mit Menschen, weil sie nicht in Gefahr geraten wollten, das Bild anstelle Gottes zu verehren und gegen das Bilderverbot zu verstossen („du sollst dir kein Bildnis machen“).
Mit dem II. Vatikanum kam in der Westkirche wiederum ein Symbolwandel auf, indem man sich auf Kleidungen und Riten der ganz alten Kirche zurückzubesinnen versuchte. Da seither der Ökumenismus stark ist, wird in vielen Gemeinschaften auch nicht mehr eine so grosse Exklusivität auf die eigenen Symbole gelegt, d. h. die gegenseitige Toleranz ist (wenigstens auf dem Papier) grösser geworden.
Gruss,
Mike