Hallo Karl
Aber vermutlich komponierte Beethoven diese Ouvertüre in der Hauptsonatensatz-Form oder?
Die Antwort kommt von Radio Eriwan… Das ist nämlich immer so eine Sache mit der Sonatenhauptsatzform (so herum! .
Sie hat so viele Ausprägungen, dass man oft Mühe hat zu entscheiden, ob ein Stück gerade noch in die Form passt oder eben nicht mehr. Bei Liszt z. B. finden sich dafür viele Beispiele.
Die Theoretiker des 19./20. Jahrhunderts haben im Nachhinein ein Ideal konstruiert (oder aus den Kompositionen destilliert), das in Reinform eher selten vorkommt.
Ganz kurz gesagt: Die Fidelio-Ouvertüre ist ein Sonatensatz
– mit langsame r Einleitung , die kurz durch das vorangestellte Motto unterbrochen wird,
– mit einem kaum angedeuteten Seitenthema
– mit extrem kurzer Durchführung
– mit einer Reprise , die tonartlich nicht direkt „ins Ziel geht“, sondern
– über eine Mediante eine Coda ansteuert, die zunächst
– das Motto und
– die langsame Einleitung zitiert und schliesslich
– in einen Presto-Schluss (um nicht zu sagen eine „Stretta“) mündet.
Weiter ins Detail zu gehen, würde wahrscheinlich den Rahmen hier sprengen, auf jeden Fall fehlt mir dazu leider gerade die Zeit. Obwohl Formanalysen gerade auch von klassischen Ouvertüren hochinteressant sind!
Schönen Gruss
dodeka