SZ und (halbe) Fake News?

News & Aktuelles Nachrichten
#1

Hallo,

wie soll man es denn nennen, wenn eine renommierte Zeitung solche Unwahrheiten in den Text schreibt?

Die neue Verordnung setzt auch die Aufnahme von Flüchtlingen für die nächsten 120 Tage aus, egal, woher sie stammen. Außerdem werden künftig nicht mehr als 50 000 Flüchtlinge pro Jahr akzeptiert. Während der Obama-Regierung waren es 110 000 pro Jahr. An diesen Teilen des Erlasses hat sich nichts geändert.

Obama war vom 20. Januar 2009 bis zum 20. Januar 2017 US-Präsident. In den Jahren 2009-2016 nahmen die USA

https://2009-2017.state.gov/j/prm/releases/statistics/251288.htm Im Schnitt wurden ca. 70.000 Flüchtlinge bis incl. 2015 aufgenommen. Lediglich für 2016 stieg die Zahl auf 85.000.

Die 110.000 war die Zielmarke nur für das Fiskaljahr 2017, also nur ein einziges Jahr, in dem Obama für nur kurze Zeit Noch-Präsident war. Allerdings wurde das nicht mit dem Kongreß abgestimmt, sondern per Memorandum an den Aussenminister angeordnet. Das allein ist aber nicht ausreichend, falls Obama nicht die Kosten aus eigener Tasche tragen wollte.

Es wäre noch die Zustimmung des Kongresses für die Finanzierung nötig gewesen. Wurde die überhaupt erteilt?

Gruß
vdmaster

#2

ich nenne es schlampige Recherchen oder unsauberes Schreiben.
Tatsächlich sind es auch solche Beiträge, die den Ruf der Fake News selbst in „seriösen“ Medien befeuern.

Ich schlage meine Tageszeitung auf und finde mindestens eine nicht richtig recherchierte oder nicht richtig formulierte Meldung. Die Journalisten hecheln dem Echtzeit-Veröffentlichungswahn im Internet hinterher, können ihn zwar nicht einholen, aber was die Qualität betrifft, nähert es sich schon immer mehr an.

Beatrix

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#3

Wie nennst du es, wenn sich jemand beim Kochen in den kleinen Finger schneidet? Einen (halben) Selbstmordversuch?

Wohl kaum. Und genauso übertrieben ist deine Reaktion hier auf diese etwas unsaubere Formulierung.

Lg,
Penegrin

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#4

Es sind für sieben Amtsjahre je 40.000 zuviel angegeben.
Es sind für ein Amtsjahr 25.000 zuviel angegeben.

Das ist alles andere als nur eine unsaubere Formulierung und auch sicher nicht mit einem kleinen Schnitzer im kleinen Finger gleichzusetzen.

Hätte der Pressesprecher von Trump so etwas verzapft, dann wäre das für Dich eine vorsätzliche Lüge. Ich habe mich wenigstens noch erkundigt wie man das nennen soll. Deinen Vorschlag muss ich aber aus naheliegenden Gründen ablehnen. Ein versehentlich abgetrennter Arm ist eben doch mehr als nur ein Aua am kleinen Finger, auch wenn der Vorsatz nicht bewiesen werden kann. :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Gruß
vdmaster

#5

Doch, genau das ist es und hier von (halben) Fake News zu sprechen, ist einfach nur grotesk. Entweder willst du hier einfach nur provozieren oder du hast eine sehr eigene Definition von ‚Fake News‘.
Alle Medien machen Fehler, das streitet auch niemand ab. Das sind dann aber mitnichten immer Fake News und ich würde mir eigentlich erwarten, dass du hier deutlicher differenzierst.

Du hast eine Alibifrage gestellt, wie du sie sonst bei anderen immer gerne monierst. Aber Trump hat ja auch nur gefragt, ob es legal wäre, wenn ein Präsident Abhörungen anordnet :smirk:

Lg,
Penegrin

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#6

Ich kann Dir nur zustimmen, dass die Qualität der Onlineausgaben ehedem renommierter Häuser immer weiter den Bach runtergeht und Zeitmangel i.d.R. ein Grund ist. Ein anderer könnte in schlechterer Bezahlung liegen, weil es mehr als genug freie (Online)Journalisten gibt (irgendwas mit Medien studiert). Die Einnahmenseite der Onlineausgaben ist bescheiden und so wird auf der Ausgabenseite versucht einzusparen.

Allerdings sitzt genau diese Journalistin der SZ selbst in den USA und sollte daher die Hintergründe im Griff haben, zumal die Immigrationspolitik auch im Vergleich zwischen der Ära Obama und der Ära Trump seit Wochen durchgekaut wird.

Gruß
vdmaster

#7

In den 90ern bezeichnete die Süddeutsche einmal den Mars als „etwa halb so groß wie die Erde“ und meinte damit den Durchmesser, obwohl das jeder entweder auf Volumen oder Oberfläche beziehen würde. Ebenfalls in den 90ern verhaute man sich so derbe mit den Zehnerpotenzen, daß man am Ende hätte auf ein Arbeitslosengeld pro Arbeitslosem und Jahr von einigen hundertausend Mark kommen können.

Andere nette Beispiele für FAZ, ZDF usw. findet man hier iim Archiv mit dem Suchwort „Nachrichtenqualität“, die allesamt aus den Jahren 2001 und 2002 stammen - und damit aus einer Zeit vor der von Dir proklamierten Zeitenwende.

Will sagen: fehlerhafte Berichterstattung und zweifelhafte Nachrichtenqualität gibt es schon seit ewig. Wir haben zu Hause irgendwo noch einen Zeitungsartikel der NRZ aus den 60ern liegen, in dem über meinen Vater berichtet wird und in dem sich wenigstens zehn Fehler finden lassen.

Dabei handelt es sich aber nicht um das, was seit neulich als Fake News bezeichnet wird, sondern um Fehler aus Nachlässigkeit, Desinteresse oder Verkürzung. Insofern: laß mal die Kirche im Dorf. Bei allem Verständnis dafür, Deinen Buddy Trumpy hier besser verkaufen zu wollen: Fake News sind Berichte über erfundene Massaker, Vorgänge in Schweden oder allerallererstmalige Rasenabdeckungen bei der allerallergrößten Amtseinführung allerallerzeiten.

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#8

Das ist ein grosser Irrtum. Trump ist nicht mein Buddy. Aber eine überschiessende Verteufelung seiner Politik geht mir ebenso gegen den Strich wie eine überschiessende Glorifizierung seines Vorgängers.

Du wirst von mir hier einen Beitrag finden können, in dem ich mich für Clinton als die bessere Wahl zwischen Pest und Cholera aussprach.

vdmaster

#9

Von einem Medieninsider und -kritiker

http://www.wolfgangmichal.de/2017/03/wie-die-medien-zu-parteien-wurden/

#10

Interessanter Aufsatz, der mit dem Beispiel hier absolut nichts zu tun hat.

#11

Der Artikel wäre glaubwürdiger, wenn der Autor sich die Mühe gemacht bzw. Zeit genommen hätte, zu erwähnen, daß er an ein paar Stellen maßlos übertreibt. Falls es ihm überhaupt bewußt ist. Vielleicht liegt es auch daran, daß er die amerikanischen Medien doch nicht so intensiv verfolgt, wie er suggeriert. Wobei die Behauptungen schon für Deutschland nicht zutreffend sind. Er greift sich nämlich einzelne Themenfelder heraus und verallgemeinert die dort gemachten Beobachtungen. Traurig!