Taktgefühl bei Kindern

Hallo,

meine Tochter ist 8 Jahre alt und tanzt begeistert seit ihrem dritten Lebensjahr. Zuerst in einer Kindertanzgruppe und seit letztem Jahr in der Tanzgarde.
Sie hat folgendes Problem, welches sie fürchterlich frustriert. Sie kann den Takt einfach nicht halten. Sie ist entweder zu schnell (der häufigere Fall) oder zu langsam. Im Showtanz ist es schlimmer als im Gardetanz. Was kann ich tun bzw. wie kann ich am besten mit ihr Takt üben??? Schon sehr oft habe ich mit ihr bei Musik und auch der Musik zu den Tänzen geklatscht und mitgezählt (z. B. bis 4 oder 8).
Durch ihr „Defizit“ durfte sie auch bisher bei größeren Auftritten nicht mittanzen und ist deswegen -verständlicherweise- auch frustriert. Die Trainerin meinte, sie würde das noch lernen.
Kann man ihr das überhaupt beibringen? Oder braucht sie einfach länger als andere???
Bitte um schnelle Antwort!!!
Ganz liebe Grüße

hallo,

ist es so, dass sie zb. meint im 8. takt zu sein, es aber erst der 7. oder bereits der 9. takt ist?
oder ist es eher so, dass sie total aus dem rhythmus ist?

Ich kann es nicht so genau sagen, ich würde eher vermuten, dass sie einfach zu schnell ist, weil sie den Takt nicht richtig mitzählt. und wenn sie sich konzentriert, dann hängt sie einen bis zwei Takte nach. Ganz komisch irgendwie. Ich habe nur Angst, dass sie das gar nicht lernen kann und ihr dann auch das Tanzen keinen Spaß mehr macht, daher würde ich das gerne mit ihr üben.

Lieben Dank für die schnelle Antwort!

Ja was denn nun?

Ich kann es nicht so genau sagen,…

ich hab eine ganz simple frage gestellt und dann das.
was ist denn so schwer daran zu erkennen, ob sie sich lediglich verzählt oder ob sie komplett aus dem takt kommt?
kann es sein dass ihr beide absolut gar keinen draht zu musik habt?

Hallo,

eine richtige Vorgehensweise oder jahrelange Erfahrungswerte hab ich hierin auch nicht, muss ich zugeben.
Von meinen Klavierschülern kommen manche mit gutem und manche mit weniger gutem bis hin zu schlechtem Taktgefühl an.
Ich versuche mich bei dem letzten Fällen v.a. auf die anderen Dinge des Spielens zu konzentrieren und eine Rhythmusübung nur hin und wieder einzuschieben. Bei einfacher strukturierten Rhythmen zähle ich oft mit, während sie spielen, aber nicht immerzu. Ich erwarte von denen nur das Gröbste: langer Ton, kurzer Ton, ganz langer Ton, vier sehr schnelle Töne hintereinander.

Rhythmussprache hilft viel. Laaang, kurz, kurz, laang, laang.
Oder ähnliches.
Spielerisches mitklatschen, mitschnipsen bei Popsongs.
Allerdings müssen meine Schüler zu keiner Art Playback spielen und sind daher bisschen freier.

Manche lernen noch nach und nach, besser mit dem Rhythmus klar zu kommen, andere nie.

Ich denke einfach, dass ein Rhythmusempfinden angeboren ist und zuviel Konzentration und Herumbasteln an einem nicht vorhandenen einfach einen Druck ausübt, so dass man es dann gar nicht hinkriegt, weil man sich schon so unfähig fühlt.
Konkret auf deinen Fall bezogen weiß ich auch keinen wirklichen Rat. Weil Showtanzen schon schlecht funktioniert ohne Rhythmusgefühl.

Bezüglich des Angeborenenseins von Rhythmusgefühl und der Freude am Tanzen: man sagt ja immer, den Südamerikanern läge das im Blut. Ich habe jetzt schon mit vielen solchen getanzt und kann nur sagen: mit Rhythmusgefühl hat das nichts zu tun. Die haben Freude, bewegen sich gut, machen das von klein auf, lernen das auf jedem Familienfest, aber im Rhythmus sind die meisten gar nicht. Ich hab null erkennen können, wo die ihre Schritte hinsetzen, da hätte man die Musik auch ausmachen können.
Hm, vielleicht soll das ja auch so.

Gruß

P.S.: Warum muss die Antwort eigentlich so schnell sein?

der takt ist was recht elementares, was beim showtanz von vielen dingen überlagert wird: der musik, den einzelnen figuren, dem optische erleben usw.

dazu kommt noch der erziehungsaspekt. wenn deine tochter tanzt, weil es ihr spaß macht, dann geht es wohl auch nicht in erster linie darum, genau bei dieser trainerin mit genau dieser truppe auftreten zu müssen. vermutlich ist da ganz viel druck vorhanden, vielleicht unterschwellig auch von elternseite, ziemlich sicher von der trainerin. wenn das mädl gern tanzt, gibt es keinen grund, es nicht tun zu dürfen, auch vor publikum. wenn das jemand nicht zulässt, liegt das nicht an deiner tochter!

üben würde ich erst, wenn der druck irgendwie beseitigt worden ist. außerdem sollte das üben nicht auch noch druck ausüben. am besten gar nicht als üben sehen, sondern als spiel. und ganz elementar beginnen: einfachste bewegungen (abwechselnd links und rechts rechts stampfen zb.) zu einfacher musik. dabei siehst du eh schnell, ob deine tochter wirklich ein taktproblem hat. und dann schritt für schritt ganz langsam neue elemente hinzunehmen. sie sollte sicht nicht auf drei verschiedene dinge gleichzeitig konzentrieren müssen.

ich habe in der schule sehr oft erlebt, dass kinder rhythmen, auch wenn die musik dazu läuft, immer schneller wiedergeben, obwohl es langsamer ja sogar einfacher wäre. da kommt natürlich noch der gruppendynamische aspekt dazu, so ein gemeinsamer rhythmus tendiert immer dazu, ein selbstläufer zu werden und dann wirklich davonzulaufen. da hilft es auch immer, auf eine ganz elementare ebene zurückzugehen, auch wenn das vielleicht fad oder zu einfach wirkt.

Hallo pm1950,

entschuldige bitte, dass ich mich hier vielleicht nicht so korrekt ausgedrückt habe, dies ist aber kein Grund, abwertend oder gar schnippisch zu reagieren. Ich dachte, hier würde man Tipps erhalten und nicht herabgestuft werden.

Aber du hast recht. Eine musikalische Familie sind wir nicht unbedingt, es spielt zumindest niemand von uns ein Instrument (nicht, dass ich es nicht gewollt hätte, aber dazu fehlt damals einfach das Geld). Ich denke schon, dass ich Taktgefühl habe. Wenn man es genau betrachtet, kommt sie wohl komplett aus dem takt - so besser ausgedrückt? -

1 Like

Hallo gyuri,

lieben Dank für die schnelle und kompetente Antwort.

Den Druck macht sie sich meist selbst und natürlich kommt auch ein Teil von der Trainerin. Mag auch sein, dass ich unbewusst Druck auf sie ausübe, daher vielen Dank für die tolle Antwort.
Ich werde versuchen, ihr den Druck zu nehmen und das einfach auf spielerische Art und Weise, wie du vorgeschlagen hast, anzugehen.

LG

Hallo Punch´n´Judy,

danke für die schnelle Antwort.

Schnell, da nach Karneval ein Training ansteht und ich ihr vorher einfach ein wenig helfen wollte, sofern denn möglich.
Ich hatte schon mal überlegt, sie ein Instrument lernen zu lassen, da sie ja eigentlich gerne Flöte spielen möchte. Ob ihr das auch helfen könnte beim Takterlernen?

Bei Popsongs im Radio machen wir das schon mal, dass ich mit ihr zähle, klatsche oder dergleichen, aber sie kann ihn einfach nicht halten (sie hört ihn wohl nicht???)

Trotzdem lieben Danke für Deine Antwort,
LG

Den Druck macht sie sich meist selbst

mag natürlich so wirken, vielleicht gibt es dafür aber auch eine andere erklärung?

gibt es auch kurse bei anderen trainerinnen, wo ein postuliertes mangelndes taktgefühl kein hindernis ist, aufzutreten?

hallo,

Schnell, da nach Karneval ein Training ansteht und ich ihr
vorher einfach ein wenig helfen wollte, sofern denn möglich.

Ich hatte das extra gefragt, weil mir eben diese Bitte um Schnelligkeit, wie auch deine mehrfachen Frage-/ Ausrufezeichen schon so ein leichtes Druckgefühl aufsteigen ließen. Aber ich will jetzt nicht an Postings herumpsychologisieren.
Ich hatte immer das Gefühl, dass nur wenige Kinder sich mit Druck zu guten Leistungen bringen lassen. Höchstens dann, wenn der Druck mit dem Wissen einhergeht, dass das Kind dafür auch die Veranlagung hat.
In russischen und ostdeutschen Musikschulen gab es z.b. viel mehr Druck als heute, aber durch die Vorauswahl, die die unter den Schülern trafen, waren sie sich sicher, dass sie nur Druck anwenden, wo auch ein Talent ist.

Ich hatte schon mal überlegt, sie ein Instrument lernen zu
lassen, da sie ja eigentlich gerne Flöte spielen möchte. Ob
ihr das auch helfen könnte beim Takterlernen?

Naja, es hilft sicherlich, Rhythmen in Verbindung mit Melodien kennenzulernen. Und damit dann auch einen Grundschlag. Ob sie damit ihr Problem wird komplett lösen können, weiß ich nicht.

Bei Popsongs im Radio machen wir das schon mal, dass ich mit
ihr zähle, klatsche oder dergleichen, aber sie kann ihn
einfach nicht halten (sie hört ihn wohl nicht???)

Sie hat da scheinbar echt keine Veranlagung. Zu dumm, dass sie nun ausgerechnet eine Leidenschaft hat, wo das elementar ist. Vielleicht hat sie woanders ganz tolle Talente. Jetzt konzentriert sie sich schon in ihrem zarten Alter auf etwas, das einfach nicht in ihr steckt. Ich denke, die Idee mit dem Tanzschulenwechsel ist ganz gut. Ich habe das mit den Südamerikanern nicht umsonst geschrieben. Die tanzen alle leidenschaftlich und gut und scheren sich nicht um den Takt. Kriegen es vermutlich noch nicht mal mit.

gruß

Nein, es gibt nur zwei Trainerinnen, eine für den Gardetanz und eine für den Showtanz.

Danke für die aufschlussreiche Antwort.

Vielleicht haben sie recht und ich sollte das ganze lassen und sie nicht weiter dem - wenn von mir auch unbewussten - Druck aussetzen.

Gruß

Hallo noch einmal,

Vielleicht haben sie recht und ich sollte das ganze lassen

Das habe ich so nun eigentlich auch nicht gemeint. Dass es hin und wieder Druck gibt, darum kommt man nicht herum. Man muss nur aufpassen, wo er zuviel wird. Ob das hier der Fall ist, kann ich nicht wirklich beurteilen, ich kann höchstens warnen.
Wenn das Mädchen so gern tanzt, dann soll es tanzen - nur auf Dauer vielleicht nicht gerade in dieser Showtanzgruppe, wo sie offenbar ein Verlierergefühl erlebt.

viele grüße

Hallo,
hast du schon einmal überlegt, ob sie vielleicht nicht richtig hört; ich meine das jetzt wörtlich…
auch wenn ein „normaler“ Hörtest keine wirklichen Schwächen zeigt, kann sie einen „Einbruch der Hörschwelle“ in ganz bestimmten Frquenzbereich(en) haben. (Hab ich selbst jahrelang weitesgehend unbemerkt rumgeschleppt).
Könnte ja evtl. dazu führen , das sie den Takt nicht richtig hört …
ist nur so eine Idee…

Guß von Jörg

Moin,

Kann man ihr das überhaupt beibringen? Oder braucht sie
einfach länger als andere???

möglich ist fast alles, wir kennen Deine Tochter nicht.
Ich erinnere mich an einen Typen, damals in ‚meiner‘ Disco, den nannten wir Tennisball, weil er zu jedem Lied, egal ob schnell oder langsam, immer nur mit einer Geschwindigkeit ‚hopste‘.
Da kriegte ich beim Zusehen ein mulmiges Gefühl, weil ich es selbst mit Wollen kaum hinkriegte sich so gegen den Takt zu bewegen.

Wenn es selbst mit viel Üben nicht klappt, dann solltet ihr (Deine Tochter und Du) wirklich darüber nachdenken, ein anderes Hobby für sie zu wählen.

Gandalf