Verrennen und umschlängeln
Servus,
nun, das klingt doch jetzt schon ziemlich anders als
In der evangelischen Kirche ist dagegen der Karfreitag der höchste
Feiertag überhaupt, noch vor dem Osterfest.
(Diese Wiederholung bloß, damit wir nicht aus den Augen verlieren, worüber wir reden.)
Die vorübergehende (ca. 17. - 19. Jahrhundert) starke Betonung des Karfreitags bei evangelischen Christen hatte verschiedene Quellen. Eine theologische Begründung dafür gibt es nicht, in keiner lutherischen oder reformierten Kirche wird dem Tod Jesu eine Bedeutung zugeschrieben, die von seiner Auferstehung isoliert betrachtet werden könnte.
Eine Quelle für die besondere Bedeutung des Karfreitags war die besondere Bedeutung der Abendmahlsgottesdienste vor allem bei den Reformierten, bei denen das Abendmahl eher selten gefeiert wird, so dass der Abendmahlsgottesdienst zu Karfreitag schon dadurch eine besondere Bedeutung hat.
In gemischt besiedelten Gebieten spielte es ferner noch bis in die 1920er Jahre eine Rolle, dass man der jeweils „gegnerischen“ Konfession den jeweils „eigenen“ Feier- respektive Werktag demonstrativ unter die Nase rieb. Dazu boten sich Karfreitag einerseits und Fronleichnam andererseits an: Beide fallen in Jahreszeiten, die je nach Wetter sowohl zum Gülle- und Mistführen als auch für die große Weißwäsche geeignet sind. Wegen der tendenziell näheren Verbindung der lutherischen Kirchen zur jeweiligen Landesherrschaft und damit weniger konfessionell gemischt besiedelten Gebieten in den lutherischen Ländern war auch diese Funktion des Feier-/Werktages, mit dessen Einhaltung bzw. Störung man die konfessionell gegnerischen Nachbarn ärgern kann, eher bei Reformierten zu finden.
Die besondere Bedeutung der „hohen“ Abendmahlsgottesdienste ist im Lauf der 1970er Jahre verschwunden, seit in allen evangelischen Kirchen wieder häufiger und damit „normaler“ das Abendmahl gefeiert wird.
Ungefähr gleichzeitig, nach dem Zweiten Vatikanum, ließen die Berührungsängste der Konfessionen untereinander vorübergehend nach, so dass auch die Instrumentalisierung von Karfreitag und Fronleichnam für die kleinen Händel mit den Angehörigen anderer Konfession nicht mehr so wichtig war.
Grosso modo lässt sich dieses:
In der evangelischen Kirche ist dagegen der Karfreitag der höchste
Feiertag überhaupt
- vielleicht mit einer Verschiebung von etwa achtzig Jahren - zeitlich so ähnlich einordnen wie:
In der katholischen Kirche sind jährlich zwei Fastenzeiten, vor Ostern und vor Weihnachten, geboten.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder