Sollte es einer Nation gelingen, eine perfekt funktionierende Tarnkappentechnologie zu entwickeln , wäre das das Aus für das Gleichgewicht des Schreckens? Ich denke da an Stealth Drohnen mit atomarer Bewaffnung.
Moin,
Definiere das bitte mal, denn ansonsten ist deine Frage völlig sinnfrei. Oder diskutieren wir hier über einen klingonischen Bird of Prey … Aber auch deren Tarnung war keineswegs perfekt.
-Luno
Imho nein. Das Zauberwort heißt Zweitschlag und selbst wenn eine Seite völlig überraschend alle bekannten Nuklearwaffen der anderen Seite zerstören könnte, haben die beiden großen Atommäche USA und Russland (die anderen sind imho bei dem Gedankenspiel zu vernachlässigen) genügend versteckte Atomwaffen, um den „Sieg“ ziemlich schal erscheinen zu lassen.
Kleines Beispiel:
Die USA verfügen über 18 U-Boote der Ohio Klasse, von denen jedes 24 Raketen des Typs Trident mit sich führt. Und jede dieser Raketen trägt vier* Sprengköpfe mit einer Sprengkraft, die um bis das 40fache über der Hiroshima-Bombe liegt. Somit könnte ein einziges dieser Boote 96 Ballungszentren angreifen.
*Theoretisch könnte eine Trident bis zu 14 Sprengköpfe tragen, durch internationale Verträge sind es aber aktuell nur vier.
Diese Zweitschlagfähigkeit der großen Atommächte sind imho Abschreckung genug, um jeden vernünftigen Menschen vor einem Einsatz von Atomwaffen Abstand nehmen zu lassen, selbst wenn er seine eigenen Waffen mit einer perfekten Tarnung ausstatten könnte.
Passend zu Thema: Die Russen verfügen mit der Poseidon über eine Waffe, die das Gleichgewicht jetzt schon ordentlich zum wackeln bringt…
Addendum: Angeblich hat Russland seine ‚Tote Hand‘ namens Perimeter wieder aktiviert:
So ein System (sollte es denn tatsächlich funktionieren) würde einen effektiven Erstschlag (damit meine ich das annähernd zeitgleiche Ausschalten aller bekannter Atomwaffen) deutlich erschweren.
dieses Thema ist vorübergehend wegen Bearbeitung geschlossen.
Das, was Du als Gleichgewicht des Schreckens bezeichnet, hatte nie wirklich etwas damit zu tun, ob man einen angreifenden Flugkörper frühzeitig erkennen konnte, sondern es basierte darauf, daß der Angreifer sich sicher sein konnte, durch den Gegen- oder Zweitschlag ebenfalls weitgehend vernichtet zu werden. Die Idee, einzelne Flugkörper bzw. inzwischen auch Schiffe durch Tarntechnik weitgehend vor Radar zu verbergen, hatte auch mit den Atomwaffen und damit auch mit dem Gleichgewicht des Schreckens nichts zu tun. Die Fortschritte der Tarntechnik haben „lediglich“ Einfluß auf die Angriffstaktik bzw. die Verteidigungsfähigkeit von Städten und militärischen Einheiten bzw. Standorten, nicht aber auf die Frage, ob es sinnvoll ist, einen atomaren Erstschlag durchzuführen. Selbst wenn man eine einzelne strategische Trägerraketen technisch gegen die Erfassung durch Radar schützen könnte, so bliebe doch ein Großangriff nicht unbemerkt. Hinzu kommen die erwähnten Tote-Hand-Systeme, die einen umfassenden Gegenschlag auch auslösen können, wenn ein sog. Enthauptungsschlag stattgefunden hat. Mal ganz abgesehen von den maritimen Trägersystemen, die naturgemäß durch einen Erstschlag nur sehr eingeschränkt ausgeschaltet werden können.
Die Antwort auf Deine Frage lautet also „nein“.
Das stimmt nur teilweise. Der US B-2 Bomber wurde gezielt als Trägersystem für atomare Waffen entwickelt. Auch bei der oben genannten Ohio Klasse und der nachfolgenden Columbia Klasse wurde ein Schwerpunkt auf die Tarnfähigkeiten gelegt. Das hat auch insofern mit dem Gleichgewicht des Schreckens zu tun, da diese Waffensysteme die Zweitschlagkapazität der USA deutlich erhöhen und ein wichtiger Bestandteil der US nuklearen Triade sind.
Aber natürlich galt trotz Tarntechnologien immer der einfach Grundsatz „Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter“.