Tarotkarten mal anders betrachtet

Liebe Experten,

ich möchte gerne noch eine Meinung aus dem „anderen Brett“ hören. (Habe schon in Esoterik gepostet)
Wie ordnet Ihr eigentlich „Kartenlegen“ ein ??

Was ist das und wie kommt das zustande ?
Meiner Meinung nach lediglich ein Spiegel des Unterbewussten aber auch das ist mir nicht ganz klar. Wie kann ich Dinge wissen, die erst geschehen werden ???

Vielen Dank.
Uschi

Wie kann ich Dinge wissen, die geschehen werden
Hallo Uschi,

zunächst einmal sind Tarotkarten bedrucktes Papier, die sich von Skatkarten nur durch Motive und Papierformat unterscheiden.
Sonst nichts. Ob sich jemand die Karten legt, das Pendel befragt oder eine Wahrsagerin bemüht, kommt immer auf das Gleiche
heraus. Der weite Interpretationsspielraum der so erhaltenen „Prognosen“, 50 : 50- Aussagen (sie liebt mich - sie liebt mich nicht) und sich selbst erfüllende Prophezeihungen, soweit es sich um Ereignisse handelt, die vom persönlichen Verhalten beeinflußbar sind, führen zu Ergebnissen, die Du auch durch das Legen von Schwarzer-Peter-Karten erhälst. In die gleiche Kategorie gehören Astrologie nebst Horoskopen.

Wie kann ich Dinge wissen, die erst geschehen werden?

Das ist ganz sicher seit Urzeiten eine der meist gestellten Fragen. Jede Bank richtet diese Frage an den Existenzgründer, der daraufhin eine Ertragsvorschau für die nächsten Jahre erstellt. Für die Prognose auf den nächsten Wahlausgang wird ähnlich viel Geld ausgegeben, wie allwöchentlich für die Prognose auf 6 Zahlen beim Lotto. Das Ganze ist eine bunte Mixtur aus Kaffeesatzleserei, Vorhersagungen unter bestimmten Voraussetzungen (bei unzutreffender Vorhersage stimmten eben die Randbedingungen und Voraussetzungen nicht) und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Manche Aktienspekulation und etliche Erscheinungen am Kapitalmarkt sind das Ergebnis irrationaler Vorhersagen (wobei man sich das Wort „irrationale Vorhersage“ auch einmal auf der Zunge zergehen lassen sollte).
Bei näherer Betrachtung ist unser ganzes Leben durchsetzt vom aussichtslosen Bemühen, in die Zukunft zu sehen. Jede Hoffnung ist an die ungewisse Zukunft geknüpft. Ein schier unerschöpfliches Thema.

Deshalb nimm die Tarotkarten als unterhaltsames Gesellschaftsspiel oder als Ritual bei der Bestandsaufnahme des Istzustandes.

Gruß
Wolfgang

DANKE
Lieber Wolfgang,

vielen Dank für Deine Antwort-ich denke darüber nach.

uschi

Liebe Uschi,

wie wär’s mit einer Betrachtungsweise, die Raum für Wissenschaft und Glauben lässt? Mir lässt es manchmal keine Ruhe, wenn ich „vernünftige“ oder gar „wissenschaftliche“ Argumente gegen - ich nenne sie mal esoterische (incl. Astrologie und Co.) Ideen und Praktiken höre. Oft es den Autoren nicht bewusst, das ihr Standpunkt auch lediglich ein Glaubenssystem ist, das im Falle der Wissenschaft (die eigentlich nur eine Methode ist) zur absoluten Wahrheit erklärt wird. Die Argumentation ist wissenschaftlich nur im Rahmen wissenschaftlichen Vorgehens gültig, wird aber oft missbraucht, um den Zugang zu neuen Ideen zu versperren.
Hier ein paar Anregungen: Man weiss nicht wissenschaftl. exakt zu beschreiben, was Bewusstsein wirklich ist, wo es ist, was es wahrnimmt, für Gefühle und Ahnungen gibt es kein physikalisch sinnvolles Modell. Wieviel weiß man über die Wahrnehmung von Farbe oder deren Wärmeabstrahlung auf die Haut (Tarotkarten sind oft bunt)? Es gibt Menschen (z. B. Autisten), die in einer Sekunde alle Karten eines Spiels erfassen. Das Gehirn kann’s also, könnte das Unterbewusstsein also die Auswahl der Karten beeinflussen und damit unbewusste Ahnungen bewusst machen? Könnte das komplexe Zusammenwirken vieler unbekannter Faktoren, die die Zukunft erzeugen, von unseren ebenso komplexen Gehirn, bewusst oder unbewusst, so fein erfasst werden, dass von ihm Vorhersagen genauer möglich sind, als der (wiss. berechnete) Wetterbericht? Könnte beides zusammen (Karten und Unbewusstes) einen Weg des Erfassten ins Bewusste schaffen?
Es macht doch Spass, Brücken zu schlagen zwischen dem, was man erfährt und dem was man Denkt, zw. Gefühl und Wissenschaft.

Es gibt wohl mehr Physiker, die begeistert ihrem Fortpflanzungstrieb folgen, ohne über den Sinn nachzudenken, als solche, die sich genau so offenherzig mit ihrer eigenen Psyche befassen. Das letztere macht vielleicht mehr Angst, sonst gäbe es schon eine Variable „Un-/Bewusstsein“ im physikalischen Weltbild (in der subatomaren Teilchenpysik gibt es Ansätze).

Ist vielleicht ein bisschen lang geworden?..
Wolfgang