Es scheint zwar aus der Mode gekommen zu sein, aber ich halte es nach wie vor für gut, wenn Kinder frühest möglich einen sanften Einstieg in die Arbeitswelt in der Gestalt vornehmen, dass sie mal einen Ferienjob oder eine kleine bezahlte Tätigkeit in der Nachbarschaft, … aufnehmen. Es schärft enorm den Bezug zu Geld, zu dessen Wert (in nötiger Arbeitsleistung) und in Bezug auf die Priorität eigener Wünsche, wenn dies geschieht, und so ganz nebenbei schafft man sich Kontakte und Beziehungen neben der Schule, erweitert seine Kenntnisse, und wächst in ein Leben rein, in dem man nicht immer die 1. Geige spielt, sondern zunächst mal seinen Platz ziemlich weit unten in der Hackordnung akzeptieren und sich dann mit Leistung entwickeln muss.
Ich halte durchaus auch viel davon, dass Eltern nach Möglichkeit sinnvolle Investitionen der Kinder unterstützen, halte aber ebenso viel davon, die Kinder auch einen eigenen Beitrag leisten zu lassen, damit dies nicht alles als Selbstverständlichkeit erlebt wird, und auch da der Bezug zum Wert dieser beiden Anteile erlebbar wird. Insoweit wäre der Führerschein durchaus ein Thema, bei dem man mal über Kostenteilung hätte sprechen können. Und auch ein Mobilfunkvertrag muss mE nicht von den Eltern getragen werden. Ja, Handy ist inzwischen auch für die Schule durchaus wichtig. Aber da tut es dann auch ein günstiges Modell ohne großen Markennamen. Und das wird dann eben so lange genutzt, wie es funktioniert. Und wenn der Nachwuchs meint, in der Oberliga mitspielen zu müssen, und sich alle Jahre ein neues Top-Modell gönnen will, dann soll er dies bitte selbst bezahlen. Und auch bei den Kosten der Nutzung kann man ja durchaus einen gewissen Anteil übernehmen, um die Erreichbarkeit in dringenden Fällen sicherzustellen. Aber mehr darf durchaus selbst verdient werden.
Und Fitnessstudio kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Es gibt Sportvereine noch und nöcher, die unterschiedlichste Sportarten für kleines Geld ermöglichen. Man kann sich auch aufs Fahrrad setzen, eine Runde laufen, oder ein paar Hanteln im eigenen Zimmer heben, … Wer mehr will/dies nicht cool genug findet, darf sich das nötige Kleingeld dafür gerne selber verdienen.
Natürlich bedeutet pubertäre Trägheit auch, dass immer die Gefahr besteht, dass sich bei verweigerte Zahlung durch Eltern nicht der gewünschte Effekt ergibt, sondern statt dessen dann die Ansprüche einfach reduziert werden. Aber das ist natürlich dann auch eine Entscheidung des Betroffenen, die man dann durchaus akzeptieren kann. Und irgendwann kommt dann vielleicht eben doch der Punkt, wo mal wieder ein Wunsch aufkeimt, der dann wichtig genug ist, dass man dafür aus der Komfortzone raus kommt.
Und was die Sache mit der Hilfe in Haus und Hof angeht: Ja, ich gebe zu, dass ich auch oft lieber für mich alleine mich mit Dingen herum ärgere, die man besser mit vier Händen machen würde, als mir die Lustlosigkeit und Fluchttendenzen meines Nachwuchses anzutun. Aber es finden sich hier durchaus auch Dinge, bei denen Hilfe eingefordert wird, und dann auch geleistet wird. Und das kann ja teilweise dann auch durchaus Spaß machen, die Kreativität fördern und zusätzliches Wissen vermitteln. Z.B. gab es bei uns als Ersatz für einen aufgrund Corona ausgefallenen Urlaub und zur sinnvollen Beschäftigung während des Lockdowns einen günstigen 3D-Drucker. Wahnsinn, was man mit dem Ding so alles herstellen kann. Und da fordern meine Frau und ich inzwischen regelmäßig Dinge an, die selbst am PC konstruiert und dann gedruckt werden müssen. Das spart mir inzwischen häufig Zeit für alternative Beschaffung/Bastelarbeit, und macht Junior durchaus auch stolz, wenn er sieht, wo inzwischen überall seine Werke im Haus zu finden sind.