Hallo Idde.
es kommt ja nun in diesem Brett nicht gerade selten vor,
daß jemand nach einer kirchlichen Amtshandlung - egal ob
Taufe, Hochzeit oder Beerdigung - fragt und zwar im Zusammen-
hang mit beendeter Kirchenmitgliedschaft.
Unsere konkrete Haltung zur Kirche ist Dir nicht bekannt
Aus Deinem Ausgangsposting habe ich verstanden, daß beide
Eltern Ex-Kirchenmitglieder sind. Das beinhaltet für mich,
daß sie eine „Nähe“ zur kirchlichen Institution hatten, die
sie nicht mehr haben. Was dahinter steht wissen wir als
Außenstehende nicht. Aber die Erfahrung mit Kirche als
Institution muß zumindest so irritierend und / oder schlecht gewesen sein, daß die Kirchenmitgliedschaft beendet worden ist.
daher wundere ich mich, wie Du herleitest, dass wir implizit
eine „gespaltene“ Persönlichkeit heranziehen oder es lediglich
auf eine Feier anlegen.
Da gesellschaftlich kaum oder wenige Rituale zur Namensgebung oder zum Willkommenheißen eines neuen Familienmitgliedes zur Verfügung stehen, greifen viele auf die Taufe zurück, für die Christentum, christlicher Glaube, Kirche etc. im Alltag nichts oder fast nichts bedeuten.
Ob Ihr es „lediglich auf eine Feier anlegt“, kann von außen niemand sagen. Es bewegt sich auf der Ebene von Vermutungen.
Ich gehöre nun einer ganz anderen Religionsgemeinschaft an und finde es aus dieser Außenperspektive zumindest befremdlich und merkwürdig, daß Menschen, die sich von einer Religionsgemeinschaft distanziert haben nun ausdrücklich deren „Service“ in Anspruch nehmen möchten.
Nun geht es bei der Taufe ja nicht vorrangig um eine Serviceleistung, sondern dahinter steht eine Grundaussage im Hinblick auf den christlichen Glauben und dessen Annehmen. Bei den Taufg-ttesdiensten, bei denen ich eingeladen war, egal ob sie nun evangelisch oder katholisch waren, wurden Eltern und Taufpaten als verantwortlich für die christliche Erziehung des Kindes gesehen. Warum sollen Eltern, die sich von der Kirche distanziert haben, eine christliche Erziehung wünschen geschweige denn gewährleisten können oder gar wollen? Ich gehe dabei davon aus, daß es für den Kirchenaustritt inhaltliche und nicht (nur) steuerliche Gründe gab.
Ist es tatsächlich so abstrus, dass wir unsere Tochter gerne
taufen lassen wollen, ohne dass wir selbst „offiziell“ dieser
Gemeinschaft noch angehören?
Aus meiner Sicht ja. Denn wie wollt Ihr denn das ernst nehmen, was mit dieser Taufe verbunden ist?
Bei einer Sportvereinsmitgliedschaft kann ich verstehen, wenn Eltern sagen: Sport interessiert mich nicht, aber mein Kind schwimmt gern, deshalb lasse ich es in den Schwimmverein gehen. Bei einer christlichen Religionsgemeinschaft sehe ich das anders. Im Christentum ist Glauben zentral, und zwar nicht irgendein Glaube, sondern der Glaube an Jesus Christus.
Ich teile diesen Glauben nicht und würde auch nicht auf die Idee kommen, meine Kinder taufen zu lassen. Deshalb ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum andere, die daran nicht glauben ihr Kind taufen lassen wollen.
Ich denke hier muss man einfach
differenzieren und genau deswegen suchen wir auch das Gespräch
mit dem Pfarrer, um mehr Klarheit zu erlangen.
Klarheit finde ich immer gut und hilfreich. Von daher wünsche ich Euch, daß ein solches Gespräch Euch zur Klärung verhilft.
Ich wollte mich lediglich im Vorfeld informieren, ob es
tatsächlich unmöglich ist unsere Tochter evangelisch taufen zu
lassen.
Oooch, wenn ich eines durch die Diskussionen in diesem Brett und meine Erfahrungen im interreligiösen Dialog gelernt habe, dann doch das, daß man evangelischerseits nahezu immer einen Pfarrer für alles mögliche findet, man muss nur lang genug suchen.
Ich habe vor einiger Zeit die Biografie eines evangelischen Pfarrers gelesen, der eine Muslima und einen Ex-Katholiken evangelisch getraut hat.
Viele Grüße
Iris